Kitesurfen und Schweiz – das klingt nach einem Widerspruch. Doch Camille Losserand zeigt, dass es keiner ist. Während andere in Küstennähe aufwachsen, pendelt sie zwischen den Alpen und Tarifa, wo der Wind nie schläft. “The Red Bulletin” hat die junge Schweizerin in einem Porträt vorgestellt. Sie schwärmt von ihrer Liebe, dem Kitesurfen. “Ich fühle mich frei und losgelöst." Ich bin eins mit meinem Kite, mit den Elementen. Ich denke nur an das, was ich im Moment tue. "Es ist wie Meditation”, sagt sie.
Losserand kommt aus Lausanne, doch ihre sportliche Heimat liegt in Tarifa, im Süden Spaniens. Dort trainiert die 22-Jährige fast täglich, kämpft mit Windböen und Wellen an einem der härtesten Spots Europas. Ihre Laufbahn ist ungewöhnlich: viermal spanische Meisterin, Junioren-Weltmeisterin 2021, Big-Air-Weltmeisterin 2023. Auf der World Tour gehört sie regelmässig zu den Besten.
Auch gelang ihr Historisches. Als erste Frau schaffte sie einen Sprung, der zuvor nur Männern gelang: den Front Roll Rodeo Contra Loop. Es ist ein Vorwärtssalto plus seitliche Drehung mit einer halben Schraube und einer Schleife, bei der der Kite gegen die Flugrichtung gezogen wird. Weltklasse! Sie verrät: “Ich hatte den Sprung davor noch nie ausprobiert!" "Aber mein Trainer wusste, dass ich ihn schaffen kann, weil der Sprung einem ähnelt, den ich bereits konnte.”
Doch wie kam überhaupt ihre Karriere im Extremsport ins Rollen? Dem “The Red Bulletin” sagt die Westschweizerin: “Bei meiner Sportart ist es nicht einfach, wenn man in der Schweiz lebt und dort trainiert. Die Bedingungen auf einem See sind für das Kiten nicht ideal. "Als ich sechzehn war, fuhren mein Trainer Fabio Ingrosso und ich nach Ägypten, und da ging es richtig los.” In Ägypten begann die Karriere – mit dem Ziel Olympia. “Ihm verdanke ich, dass ich heute da bin, wo ich bin." "Er bringt mich dazu, an meine Grenzen zu gehen.”
Losserand zählt also zu den Besten ihres Faches – und das weltweit. Angst hat sie natürlich trotzdem manchmal. “Vor allem bei neuen Sprüngen ... Wenn der Wind stark ist, kommt man schnell hoch hinaus. "Ich versuche die Zweifel zu ignorieren und konzentriere mich auf den Sprung, visualisiere ihn”, sagt sie. “Ich höre aber auch sehr auf mein Bauchgefühl. Wenn ich etwas gar nicht tun will, gibt es meist einen guten Grund dafür.”
Ihr Vorbild sind Athleten wie Tennisstar Carlos Alcaraz oder Kitesurf-Grössen wie Airton Cozzolino und Matchu Lopes. Und ihr eigenes Motto: “Nicht aufzugeben und weiterzumachen. Als Teenager in der Schweiz fragte ich mich: Bringt es wirklich etwas, weiter zu kiten und für Wettkämpfe zu trainieren?”, so Losserand. “Ich würde meinem jüngeren Ich sagen, dass es an seine Träume glauben soll, dass alles möglich ist und dass es dem Leben vertrauen soll.”