Lesen mit Style
Ja, Aussehen ist mir wichtig – also in meiner Wohnung. Meine Bücher kaufe ich aber nicht wegen ihres Looks, sondern –wie sich das gehört – wegen ihrer inneren Werte. Trotzdem möchte ich nicht, dass es in meinem Bücherregal aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ordnung ist wichtig, doch mein Wohnzimmer ist keine Bibliothek. Und da mein Bücherregal mitten im Wohnzimmer steht und ich es die ganze Zeit anschauen «muss», sollte es auch optisch etwas hermachen.
Wenn ich meine Bücher nach Autor sortieren würde, dann stünde bei mir der Ausstellungskatalog der Art Basel, mit dem man locker jemanden erschlagen könnte, neben einem nur halb so grossen Krimi von Jussi Adler-Olsen. Wie sieht denn das aus? Und Sinn macht es irgendwie auch nicht, oder?
Deshalb räume ich meine Bücher nach Grösse ein. Ja, nach Farbe kann ich auch noch verstehen, das sähe aber bei meiner Liebe zu skandinavischen Krimis eher düster aus. Und nein, lieber Redaktionskollege, das hat gar nichts mit Poserei, sondern mit Stil zu tun. Denn stell dir vor, auch ich habe meine Bücher gelesen oder habe es noch vor. Und genau aus diesem Grund brauche ich sie nicht alphabetisch zu ordnen. Ich finde sie auch so, du Bünzli!
Ordnung ist das halbe Lesen
Im Leben gibt es gewisse Dinge, die tut man einfach nicht. Dazu zähle ich Auf-die-Strasse-Spucken ebenso wie Kaugummi-unter-den-Tramsitz-Kleben oder das konsequente Ignorieren der WC-Bürste. Nicht ganz auf dieser No-Go-Stufe – aber gleich dahinter! – steht das Einordnen von Büchern nach Farbe oder Form. Da hört der Spass auf und trennt sich der Leser von der Poserin.
Um ein Bücherregal aufzustellen, gibt es drei Motive: 1. Du willst zeigen, wie belesen du bist. Merkmale dafür sind Autoren von Goethe über Kant bis Shakespeare. 2. Du willst für deine Wohnung einen modischen Raumtrenner. Diesen Typen erkennst du an Buchrücken in angesagten Farben von Sonnengelb bis Mauve. 3. Du willst deine geliebten Bücher (ja, stell dir vor: Die habe ich tatsächlich alle selbst gelesen!) in Blick- und Griffweite haben. Und die können nur alphabetisch nach Autoren und innerhalb eines Autors in chronologischer Reihenfolge eingeordnet sein. Einzige Ausnahmen: Sachbücher und Bildbände. Die ordne auch ich nach fachlichen Kriterien.
Wenn ich deswegen von meiner Redaktionskollegin mit dem schicken Bücherregal als Bünzli abgekanzelt werde (ich nenns ja lieber Bücherpurist), dann trage ich diese Etikette mit Stolz. Denn im Bücherregal kann es nur eine Ordnung geben.
Regal to go
Denkst du dir jetzt so: Hä? Wer hat schon ein Bücherregal? Dann liest du entweder nicht, oder bist jemand, der auf den Geruch eines frisch gekauften Buches pfeift und seine Sammlung lieber in einem Gerät bei sich hat. Für die E-Reader-Liebhaber ist die Diskussion unnötig. Hier läuft alles alphabetisch. Wer trotzdem auf Style setzen möchte, kann sich immerhin eine coole Hülle kaufen.