Romantische Komödien (kurz Romcoms) haben einen schlechten Ruf. Zu Unrecht! Ja, oft sind sie ähnlich aufgebaut. Zwei Liebende überwinden alle Hindernisse und am Schluss folgt das Happy End – oft küssend im Regen oder vor dem Traualtar. Klingt abgedroschen, kitschig und vorhersehbar? Ist es auch, aber genau darum lieben wir die Filme. Weil wir wissen, was wir kriegen: Romantik, Humor und am Ende wird alles gut. Trotzdem können Romcoms tiefgründig sein und Stereotypen brechen, wie beispielsweise «Love, Simon» (2018) beweist. Ein Film, der das Leben eines Teenagers beschreibt, von dessen Homosexualität niemand weiss. Zwar gibt es auch hier ein Happy End, aber was ist daran eigentlich verkehrt? Schliesslich ist es gerade in dieser Zeit das, was wir uns wünschen.
Darüber, welches die erste Romcom war, lässt sich streiten. Die in den 30ern und 40ern beliebten Screwball-Komödien sind jedoch die Vorreiter der Romantischen Komödie. Screwball-Filme thematisieren den Konflikt zwischen Gegensätzen, der aber nicht überwunden werden kann. It Happened One Night (1934) gilt als Ursprung aller Romcoms. Witzig, charmant, unterhaltsam. In den 50ern und 60ern gab es ebenso tolle Komödien mit Screwball-Elementen, die man auch als Romantische Komödie bezeichnen kann. In Breakfast at Tiffany’s (1961) , basierend auf dem Roman von Truman Capote, glänzt Audrey Hepburn als exzentrisches Partygirl. Und in Some Like It Hot (1959) zeigt Marilyn Monroe mit einer guten Portion Slapstick, wie sexy eine Ukulele sein kann.
Die 80er- und 90er-Jahre gelten als die Blütezeit der Romcoms. In den Hauptrollen «America’s Sweethearts»: Julia Roberts, die beispielsweise in Pretty Woman (1990) oder My Best Friends Wedding (1997) glänzt, oder Meg Ryan, die unsere Herzen in Sleepless in Seattle (1993) oder When Harry Met Sally ... (1989) erobert. Das männliche Pendant ist Hugh Grant in seiner Paraderolle als dussliger aber charmanter Brite wie in Four Weddings And A Funeral (1994). An einem Film kommt jedoch kein anderer vorbei, auch weil sich gleich zwei «Romcom-Royals» die Ehre geben: Notting Hill (1999) mit Julia Roberts als Filmstar oder «just a girl, standing in front of a boy, asking him to love her» und Hugh Grant als das, was er am besten kann.
Teenie-Romcoms funktionieren oft ähnlich: Mauerblümchen liebt arroganten Footballspieler… Lange Rede kurzer Sinn, am Ende kommen sie zusammen, sie ist keine graue Maus mehr und er nicht mehr arrogant. Das geht auch anders. Die wohl beste Romcom in einem Highschool-Setting ist 10 Things I Hate About You (1999). Da wurde Shakespeares «Taming of the Shrew» einfach in eine High School verlegt. Das Highlight? Heath Ledger, der «Can’t Take My Eyes Off You» ins Mikro schmettert. Auch Netflix kann gute Teen-Romcoms. Das beweisen Filme wie The Kissing Booth (2018), bei dem eine Freundschaft im Zentrum steht, oder To All The Boys I’ve Loved Before (2018). In den Hauptrollen: Lana Condor als Halbkoreanerin Lara Jean und Noah Centineo als nicht arroganter Highschool-Beau Peter Kavinsky.
Besteht eine Romcom aus mehreren Einzelgeschichten, die gleichrangig sind, aber doch zusammenhängen? Dann spricht man von Episodenfilmen. In Hollywood bedient man sich gerne an Feiertagen dieses Genres. Valentine’s Day (2010) oder New Year’s Eve (2011) sind nur zwei Beispiele. Beide sehr unterhaltsam und mit einem grossartiges Line-up. Der charmanteste Hollywood-Film dieser Sorte ist jedoch He’s Just Not That Into You (2009), der sich um ein bestimmtes Thema dreht: Wenn er dich nicht anruft, dann steht er einfach nicht auf dich. Doch der unerreichte heilige Gral unter den Episoden-Romcoms stammt aus Grossbritannien. Love Actually (2003) dreht sich zwar um Weihnachten, diese Romcom stellt jedoch mit ihren liebevoll erzählten Geschichten, dem Charme und Witz alle anderen in den Schatten. Auch hier ist alles mit dabei, was Rang und Namen hat. Von Colin Firth über Keira Knightley bis Liam Neeson. Und wer darf nicht fehlen? Hugh Grant. Hier als Premierminister – grossartig!
Obwohl wir Klischees in Romcoms mögen: Einzigartige Filme nehmen einen besonderen Platz in unseren Herzen ein. Einer dieser Filme ist Bridget Jones’s Diary (2001). Gezeigt wird das Leben einer «thirtysomething» Singlefrau, die zu viel trinkt und raucht und sich zwischen zwei Männern, dem versnobten Anwalt Mark (Colin Firth) und ihrem eingebildeten Boss Daniel (Hugh Grant), wiederfindet. Wundervoll charmant und selbstironisch. Mit etwas weniger Humor, aber dafür Dramatik kommt (500) Days Of Summer (2009) aus. Der Romantiker Tom (Joseph Gordon-Levitt) verliebt sich in Summer (Zooey Deschanel), die nicht an die Liebe glaubt. Obwohl der Film die klassische Thematik einer Romcom aufnimmt, ist er durch die Erzählweise einzigartig. Wunderschön, oft gnadenlos realistisch, unterlegt mit einem tollen Soundtrack.
Beim Wort «ulkig» können Adam Sandler und Ben Stiller nicht weit sein. Sie stehen für jene Romcoms, die das Wort «Comedy» schwerer gewichten als die Romantik. Eine der rührendsten Komödien dieser Sorte ist 50 First Dates (2004). Der Film erzählt die witzige und gleichzeitig traurige Story von Lucy (Drew Barrymore), die unter Amnesie leidet und in jeder Nacht den vorhergegangenen Tag vergisst, und Henry (Adam Sandler), der sich in sie verliebt und täglich aufs Neue um ihr Herz kämpft. Der Preis für die beste Ulk-Romcom geht jedoch an There’s Something About Mary (1998), in der Cameron Diaz als Mary nicht nur Ted (Ben Stiller), sondern allen Männern um sie herum den Kopf verdreht. Und dann wäre da noch die ikonische «Haargel»-Szene ...