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Mondmythen - aufgeklärt!

Diesen Sonntag erheben sich die Schlafwandler, die Geburtsstationen wappnen sich für ­einen Grosseinsatz, die Kriminellen werden aktiv: Es ist Vollmond. Doch was ist wirklich dran an den ­zahlreichen Mondmythen?

Die Wirkung der Sonne auf die Erde ist unbestritten: Ohne den kraftvollen Fixstern gäbe es auf dem blauen Planeten kein Leben, dann wäre wortwörtlich das Licht aus. Doch auch Vater Mond hat einen spürbaren Einfluss auf die Erde, sind viele Religionen und Naturvölker überzeugt. Doch was ist Fakt, was Aberglaube? Wenn Esoteriker ihre ­Steine im Licht des Vollmonds aufladen und sich beim Gärtnern oder der Körperpflege nach der Tendenz des Erdtrabanten richten, ­winken die Wissenschaftler müde ab: alles Humbug. Der Mond beein­flusse mit seiner Gravitation die Gezeiten und fertig. Bei Mondmythen wie der Schlaflosigkeit bei Vollmond verweisen die Fachleute gerne auf die selbsterfüllende Prophezeiung: Wenn du dran glaubst, wirst du dich in der Vollmondnacht so darauf versteifen, dass du tatsächlich nicht einschlafen kannst. Nun, dann nutzen wir doch die «self-fulfilling prophecy» zu unseren Gunsten! Wir glauben ganz einfach nur an jene Mythen, die uns Vorteile bringen und verbannen den Rest ins Reich des Aberglaubens.

Daran glauben wir gerne:

  1. Haarschnitte bei Vollmond halten länger

    Die Phase von Leer- bis Vollmond ist eine Zeit des Aufbaus. Kreative Projekte finden hier einen guten Anfang. Analog zum ­abnehmenden Mond soll der zunehmende Mond beim Vermehren unterstützen. Auf den Haarschnitt übersetzt heisst das: Wenn du eher schütteres Haar hast, dann gehe nur bei zunehmendem Mond zum Coiffeur. Und Haarschnitten bei Vollmond sagt man nach, dass sie ­besonders lange halten.

  2. Diäten bei ­abnehmendem Mond sind wirksamer

    Wer sich am Mondkalender orientiert, weiss: Alle Tätigkeiten, bei denen man ­etwas loswerden will, wie zum Beispiel ­Putzen oder Unkrautjäten, legt man auf die abnehmende Mondphase. Wenn also ein paar unerwünschte Pfunde verschwinden sollen, beginnst du deine Diät am besten in der Zeit nach Vollmond. Falls die Pölsterchen dann nicht schwinden, kannst du immerhin dem Mond die Schuld geben!

  3. Vollmond hilft gegen Warzen

    Warzen erweisen sich zuweilen resistent ­gegen die Schulmedizin. Der Vollmond könne helfen, sagt der Volksmund. Besonders wirksam sei eine Therapie mit Ekelfaktor: Am Morgen nach einer Vollmondnacht soll man auf einer Wiese eine Nackt­schnecke suchen und diese über die Warze kriechen lassen. Die Wissenschaft räumt der Warzenbehandlung bei Vollmond tatsächlich gewisse­Erfolgschancen ein. Sie führt diese aber auf den Placebo-Effekt zurück.

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Das ist doch eh nur Aberglaube:

  1. Operationen bei ­Vollmond sind ­riskanter
    Bei zunehmendem Mond spriessen nicht nur die Haare wie verrückt, auch Blut soll dann stärker fliessen. Bei Operationen soll deshalb das Risiko von erhöhtem Blutverlust bestehen und Komplikationen ­begünstigen. Klarer Fall von selektiver Wahrnehmung, sagt die Statistik, die keine ­auffällige Häufung aufweist. Traust du der Sache trotzdem nicht so recht? Dann leg halt ­deine Mandel-Operation nicht genau auf den Vollmond. Da der nur einmal im ­Monat ist, sollte das kein Problem sein.

  2. Bei Vollmond schläft man schlechter

    Der Vollmond leuchtet zwölf Mal heller als der Halbmond, womit die Schlaf-Mythen erklärbar sind. Einerseits reagieren lichtempfindliche Menschen darauf, indem sie länger brauchen, um einzuschlafen. Mit der grösseren Helligkeit ist auch zu erklären, wenn Schlafwandler bei Vollmond häufiger unterwegs sind, denn sie zieht es zu Lichtquellen. Also schliesse die Läden und ziehe lichtdicke Vorhänge in deinem Schlafzimmer, dann klappts auch mit dem Schlafen.

  3. Bei Vollmond ­passieren mehr ­Unfälle und ­Verbrechen
    Häufen sich die Unfälle und Missgeschicke oder haben wir das Gefühl, alle ­Mitmenschen spinnen, prüfen wir gerne den Kalender. «Klar, mal wieder Vollmond», pflegen wir dann zu sagen, wenns zusammenpasst. Auch hier schlägt die ­selektive Wahrnehmung zu: Wir achten uns bei Vollmond besonders auf entsprechende Nachrichten. Aber weder Kriminalitäts- noch ­Unfallstatistiken belegen eine auffällige Häufung. Willst du auf Nummer sicher gehen, meidest du an ­diesen Tagen möglichst die Öffentlichkeit. Operation wirst du ja hoffentlich eh keine geplant haben, oder?

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Tag für Tag Heyne Mondkalender 2021, 14.95 Franken, microspot.ch
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Immer mit der Ruhe: Floramed Beruhigungstee, 20 Beutel, 2.50 Franken, bei Coop.
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