(Unsplash: Amy-Leigh Barnard)
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Inaccurate Park

Wer von Dinosauriern hört, denkt an Jurassic Park. Die ikonische Filmreihe hat die Urzeit-Viecher zur Pop-Kultur gemacht. Doch wie so oft hat Hollywood wenig mit der Realität zu tun.

Die Verfilmung von Jurassic Park löste in den Neunzigern einen regelrechten Dino-Hype aus. Mit revolutionären Techniken erweckten die Produzenten verstaubte Fossilien zum Leben und definierten unsere Vorstellungen dieser faszinierenden Kreaturen neu. Doch obwohl sich die Filmemacher von Paläontologen (Dino-Forschern) beraten liessen, ist die Darstellung der Dinosaurier nicht über alle Zweifel erhaben. Das ist verständlich, da Jurassic Park nicht den Anspruch hat, eine wissenschaftliche Dokumentation zu sein. Aber weil die Filmreihe noch heute unser Bild von Dinosauriern prägt, können wir das nicht auf uns sitzen lassen. Wir zeigen dir, was die Wissenschaft seit der Erscheinung der Filme Neues herausgefunden hat und welche Unwahrheiten dir erzählt wurden.

SPINOSAURUS

Spinosaurus aegyptiacus: Unter- bis Oberkreide (vor ca. 112–93 Mio. Jahren), Nordafrika

Es ist der Höhepunkt des dritten Jurassic-Park-Films – die epische Schlacht zwischen dem T-Rex und dem Spinosaurus. Ein solches Duell der Giganten macht nach neuestem Kenntnisstand leider wenig Sinn. Vor Kurzem gemachte Entdeckungen legen nahe, dass der Spinosaurus sich im Wasser wohler fühlte als zu Land. In der Wüste von Marokko wurden die fossilierten Überreste seines Schwanzes gefunden. Die Wirbel haben lange Fortsätze, die darauf hinweisen, dass der Dino zu Lebzeiten über einen krokodilähnlichen Padelschwanz verfügte. Hier müssen wir den Filmemachern jedoch Credit geben. Denn nicht nur war dieser Fund nicht vorauszusehen, auch gibt es eine Szene, in welcher der Spinosaurus den Protagonisten hinterherschwimmt. Anders als dargestellt waren solche Tauchgänge jedoch eher die Regel als die Ausnahme.


VELOCIRAPTOR

Velociraptor mongoliensis: Oberkreide (vor ca. 85–76 Mio. Jahren), Ostasien

Die vogelähnlichen Raptoren wurden mit ihrer ikonischen Sichelklaue an den Füssen zu den heimlichen Stars des ersten Films. Im Rudel versetzen sie die Protagonisten in Angst und Schrecken. Die menschengrossen Modelle, die im Film verwendet wurden, sehen zwar furchteinflössend aus, doch leider blieb bei ihrem Design auf der Strecke, wie ähnlich die Urzeitjäger den heutigen Vögeln tatsächlich sahen. Heute geht man davon aus, dass die Raptoren über ein ausgeprägtes Federkleid verfügten. Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass man erst nach Erscheinung des Films zu dieser Erkenntnis kam. Unverzeihlicher ist da die übertriebene Grösse der Bestien. Ein Velociraptor war weit davon entfernt, einem Menschen in die Augen blicken zu können. Mit einer geschätzten Höhe von etwa einem halben Meter würde er uns wohl nicht einmal bis zur Hüfte reichen. 

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T-REX

Tyrannosaurus rex: Oberkreide (vor ca. 68–65 Mio. Jahren), Nordamerika

In der Gegenwart der massiven Kiefer dieses urzeitlichen Spitzenprädators mahnt Dr. Grant, die Hauptfigur des ersten und des dritten Films, seine Weggefährten stets zur absoluten Regungslosigkeit. Denn: «Er kann uns nicht sehen, wenn wir uns nicht bewegen.» Für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass du dich dereinst in einer ähnlichen Situation wiederfindest, tätest du gut daran, dir diesen Ratschlag nicht zu Herzen zu nehmen. Es gibt nämlich absolut keinen Grund, weshalb ein hoch spezialisierter Killer wie der T-Rex ein regungsloses Beutetier nicht wahrnehmen können sollte. Betrachtet man den fossilierten Schädel des Tiers, so sieht man, dass die Augenlöcher nach vorne zeigen. Das spricht für ein stereoskopisches Blickfeld, das es ihm ermöglichen würde, dreidimensional zu sehen. Deinen Instinkten zu vertrauen und die Flucht zu ergreifen, wäre also doch deine beste Option. 

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DILOPHOSAURUS

Dilophosaurus wetherilli: Unterjura (vor ca. 200 Mio. Jahren), Nordamerika

Diesem Dino kommt im ersten Jurassic-Park-Film eine wichtige Rolle zu. Immerhin zieht er mit seinem Gift den Antagonisten Nedry aus dem Verkehr. Umso seltsamer ist es, dass praktisch kein Element seiner Darstellung realistisch ist. Wie eine bizarre Mischung zwischen Kragenechse und Speikobra kommt der Film-Dino daher. Sowohl das Nackensegel als auch das Gift entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Die Notwendigkeit des Gifteinsatzes wird mit der kleinen Körpergrösse legitimiert. Auch das sorgt für Stirnrunzeln, denn der Dilophosaurus war mit fast sechs Metern Länge der grösste Raubsaurier seiner Zeit. Er war also weit davon entfernt, in Nedrys SUV zu passen. Der Jurassic-Park-
Dilophosaurus ist also zu klein, zu giftig und zu flashy. Wir können also nur die Augen verdrehen und stöhnen: «Typisch Hollywood ...»

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