Coopzeitung Weekend

Da ist doch der Wurm drin!

Dir schwirrt immer das gleiche Lied im Kopf herum? Dann leidest du an einem Ohrwurm. Woher die ­lästigen Biester kommen und wie du sie wieder loswirst.

«Manamana!» Macht es jetzt in deinem Kopf auch «Ba Di Bi Di Bi»? Das tut uns leid, denn dann haben wir dir wohl gerade einen ganz fiesen Ohrwurm ins Ohr beziehungsweise in deinen Kopf gesetzt. Und wenn du Pech hast, verfolgt dich die Melodie jetzt nicht nur für den Rest des Tages, sondern noch über Wochen. Doch keine Panik, auf der nächsten Seite geben wir dir Tipps, wie du den nervigen Ohrwurm auch wieder loswerden kannst, versprochen!

Doch warum heissen die Dinger überhaupt so? Eigentlich sind Ohrwürmer ja auch in der Natur keine Würmer, sondern Insekten. Die heissen so, weil Menschen früher glaubten, dass uns die Tierchen im Schlaf ins Ohr kriechen, um dort ihre Eier abzulegen. Klingt nicht nur eklig, ist auch falsch. Trotzdem passt das perfekt zum musikalischen Ohrwurm, dessen Bezeichnung sich aus diesem Irrglauben entwickelte. Dabei handelt es sich nämlich um einen Song, der so eingängig und einprägsam ist, dass er sich sozusagen in das Gehör «einnistet» und nicht mehr so schnell zu vertreiben ist. Neurologen nennen das Phänomen «involuntary musical imagery», also Musikbilder, die ungewollt entstehen.

Über 90 Prozent aller Menschen haben übrigens regelmässig einen Ohrwurm. Allerdings haben Ohrwürmer ein klares Beuteschema, wenn es darum geht, wer besonders oft heimgesucht wird: Frauen, Musiker und Menschen, die viel Musik hören.

Wie entsteht ein Ohrwurm?

Hörst du zum ersten Mal die Melodie des Songs, der dich später als Ohrwurm nerven wird, wird sie im Schläfenlappen des Gehirns gespeichert. Das führt zu einem «inneren Hören». Gleichzeitig wird ein Reizsignal an den Stirnlappen gesendet, der dafür verantwortlich ist, dass du die Melodie innerlich mitsingst. Das Gesungene wird wieder gehört – schon haben wir den Salat bzw. die Endlosschleife. Unser Hirn greift besonders gerne auf eine Melodie zurück, wenn wir uns unter- oder überfordert fühlen. Laut Experten packt uns ein Ohrwurm jedoch besonders häufig in sogenannten Leerlaufphasen. Wenn wir müde oder gelangweilt sind, Routinearbeiten erledigen oder Auto fahren. Das Gehirn fühlt sich zu wenig ausgelastet, weshalb es etwas gegen die Langeweile tun will. Dabei greift es gerne auf leicht zugängliche Gedächtnisinhalte zurück. Und was wäre leichter zugänglich als «Manamana»? Zusätzlich spielt der «Zeigarnik-Effekt» bei der Entstehung von Ohrwürmern eine Rolle. Darunter versteht man die Tatsache, dass man sich besser an unterbrochene Gedanken oder eben Songs erinnert als an Abgeschlossenes. Kommt man also beim Autofahren mitten im Song ans Ziel, versucht das Hirn immer wieder das Lied zu Ende zu bringen.

Gibt es eine Ohrwurm-Formel?

Welche Art von Musik sich besonders gut in unseren Köpfen einnistet, ist von Person zu Person unterschiedlich und vor allem komplett willkürlich. Ein Musiker kann einen Ohrwurm deshalb nicht planen und eine Hörerin kann ihn nicht vorhersehen. Eine «Ohrwurm-Formel» existiert also nicht. Trotzdem gibt es für die meisten Ohrwürmer ein paar Voraussetzungen. Lieder mit Text sind beispielsweise prädestinierter als Instrumentalstücke. Zudem eignen sich einfache Melodien und Rhythmen, die es dem Gehirn erleichtern, sie immer wieder in der Endlosschleife zu wiederholen, ebenfalls gut. Planen kann man einen Ohrwurm trotzdem nicht. Weil eben weniger die Struktur des Songs, sondern die einzelne Person und ihre Erfahrungen dafür verantwortlich sind. Denn Ohrwürmer sind immer Lieder, die für die Betroffenen auf irgendeine Art und Weise emotional aufgeladen sind. Und emotional verknüpfte Inhalte bleiben besonders gut in unserem Hirn hängen. Das führt dazu, dass uns nicht nur Songs, die wir speziell gut finden oder mit einem tollen Ereignis verbinden, nicht loslassen, sondern auch jene, die negativ belastet sind oder die wir richtig grottig finden.

Wie wird man ihn los?

Am besten ist es, wenn du dich auf etwas anderes konzentrierst. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Denn ist die neue Aufgabe zu simpel, driften die Gedanken wieder ab. Ist sie zu kompliziert, flüchtet sich dein Gehirn ebenso in die bekannte Melodie des Ohrwurms. Die richtige Balance zwischen Ent- und Belastung machts aus. Experten empfehlen deshalb beispielsweise ein Sudoku zu lösen. Zudem haben Studien gezeigt, dass auch das Kauen von Kaugummi Ohrwürmer vertreiben kann. Offenbar sind einige Hirnregionen nicht nur an der Erzeugung von Ohrwürmern, sondern gleichzeitig auch an der Kieferbewegung beteiligt. Die Doppelbelastung von Kauen und innerlichem Ohrwurm-Singen schafft das Gehirn nicht mehr, was den Song langsam aus deinem Kopf verschwinden lässt. Und da unser Unterbewusstsein, wie bereits erwähnt, unterbrochene Gedanken oder Aktivitäten nicht mag, kann es helfen, das Lied einmal komplett anzuhören. Klingt paradox, soll aber Wunder bewirken. Du musst dir den fiesen Ohrwurm einfach einmal völlig bewusst und vor allem komplett von Anfang bis Ende antun, danach solltest du – wenn du Glück hast – Ruhe haben.

Mach mal laut: Ultimate Ears 
Wonderboom 2 (Bluetooth), 
Fr. 79.–, bei microspot.ch.
Mach mal laut: Ultimate Ears Wonderboom 2 (Bluetooth), Fr. 79.–, bei microspot.ch.
1 / 3
Raus aus den Ohren: Fluffy Worm, farblich assortiert, 
Fr. 5.–, bei microspot.ch.
Raus aus den Ohren: Fluffy Worm, farblich assortiert, Fr. 5.–, bei microspot.ch.
2 / 3
Mund statt Ohr: Trolli-Gummibonbons Saure
Glühwürmchen,
Fr. 2.30/200 g, bei Coop.
Mund statt Ohr: Trolli-Gummibonbons Saure Glühwürmchen, Fr. 2.30/200 g, bei Coop.
3 / 3

Coopzeitung Weekend

Mit Coopzeitung und 20 Minuten spannen die beiden grössten Zeitungen in der Schweiz zusammen, um ein neues, trendiges Magazin kurz vor dem Wochenende zu lancieren. Ab sofort erscheint «Coopzeitung Weekend» jeden Freitag dreisprachig im Print und Online von 20 Minuten.