Coopzeitung Weekend

Make-up in your face!

Du liebst es, dich mit Make-up, Wimpertusche und Puder aufzuhübschen? Da bist du nicht allein. Schon vor 2000 Jahren war Schminke voll im Trend. Hier erfährst du, wieso.

Wir pudern, tuschen und pinseln, was das Zeug hält. Schminke ist jedoch alles andere als ein neuzeitlicher Trend. Bereits die alten Ägypter schminkten sich. Weil sie dachten, so den Göttern ähnlicher zu sehen. Zudem hielten sie sich durch die Tinkturen und Pasten nicht nur böse Geister, sondern auch Insekten und die Sonne vom Leib. Die alten Griechen übernahmen dann nicht nur die Rezepte, sie fanden auch den passenden Übernahmen für die Produkte. Der Begriff «Kosmetik» kommt nämlich vom griechischen «kosméo», was so viel wie «schmücken» bedeutet. Im Mittelalter schminkte man sich mit dem Aufkommen des Christentums weniger, weil es als Sünde galt. Durch Frauen wie Katharina von Medici oder Königin Elisabeth I. erlebte das Schminken in der Renaissance und im Barock einen Aufschwung.

Jedoch war Kosmetik lange nur etwas für die höheren Schichten. Mit den weiss gepuderten Gesichtern und rosa Wangen konnte sich die Oberschicht nämlich vom Pöbel abheben. Erst um 1900 änderte sich das. Dank der Industrialisierung wurden Produkte erschwinglicher und für mehr Leute verfügbar. Der Film verleite der aufblühenden Kosmetikindustrie zusätzlichen Schwung. Wurde Schminke im Stummfilm noch übertrieben und stilisiert eingesetzt, glich sie sich später Trends an. Oder man schaffte eigene. So wollten in den 20ern plötzlich alle Frauen dunkle Augen und einen dunkel geschminkten Mund wie Greta Garbo und in den 50ern riss Frau sich um Marilyn Monroes Lippenstift. Gebremst wurde die Kosmetikindustrie nur durch den Zweiten Weltkrieg, als das Geld fehlte und Güter knapp wurden. Nach dem Krieg war Kosmetik jedoch begehrter denn je. Heute wirft die Industrie Milliarden ab. Auch weil sich in Sachen Inhaltsstoffe einiges getan hat. Vorher schmierte man sich nämlich die giftigsten Dinge ins Gesicht. Wir zeigen dir Wissenswertes und Verrücktes zu den beliebtesten Kosmetikprodukten. 

Wimperntusche

Die Augen galten im alten Ägypten als Tor zur Seele, weshalb sie besonders betont wurden. Für dunkle Wimpern mischte man sich eine Paste aus Kohle, Honig und Krokodil-Exkrementen. Erst Ende des 19. Jahrhundert kam der Durchbruch für die Mascara, wie wir sie kennen. Das aus Russ und Seife hergestellte Produkt gab es jedoch erst nur in Blockform. Der Erfinder, der Parfumeur Eugène Rimmel war damit so erfolgreich, dass sein Nachname in einigen Sprachen immer noch ein Synonym für Wimperntusche ist. Während Rimmel seine Mascara bereits in Europa verkaufte, brachte T. L. Williams, ein Chemiker aus New York, eine Paste aus Kohlenstaub und Vaseline auf den Markt – für seine von Liebeskummer geplagte Schwester Mabel. Seine Tusche hatte eine Aufgabe: Mabel so zu «verschönern», dass sie das Herz ihres Angebeteten erobern konnte. Zu Ehren seiner Schwester nannte er seine Firma «Maybell Laboratories», die später zu »Maybelline» umbenannt wurde. 1935 erfand die Sängerin und Tänzerin Helene Winterstein die wasserfeste Mascara, die auch der Hitze im Scheinwerferlicht standhielt. 1957 verkaufte die Kosmetikunternehmerin Helena Rubinstein eine zähflüssige Mascara im Fläschchen – so, wie wir sie heute noch benutzen.

Fläschchen statt Block: Lash Paradise Mascara von L’Oréal, Fr. 23.90, bei Coop.
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Lippenstift

Bereits im alten Ägypten und in der römischen Antike färbten sich Frauen ihre Lippen rot – mit Pomaden aus Käfern und Läusen. Die feinen Damen im antiken Griechenland hingegen hätten sich nie mit gefärbten Lippen in der Öffentlichkeit gezeigt. Nur Prostituierte trugen dazumal rote Lippen – weil sie mussten: Damit die Männer sie von den «edlen» Frauen unterscheiden konnten. Auch im Mittelalter galten rote Lippen als Sünde. 1770 verabschiedete das englische Parlament sogar ein Gesetz, wonach Ehen annulliert werden konnten, wenn der Mann seine Frau mit rot gefärbten Lippen erwischte. Auch als über hundert Jahre später ein Pariser Parfümhersteller auf der Weltausstellung in Amsterdam einen in Seidenpapier gewickelten Stift aus Rizinusöl, Hirschtalg und Bienenwachs vorstellte, waren die Menschen alles andere als begeistert. Zu gewagt, unhandlich und teuer, lautete das Urteil über den ersten Lippenstift. 1910 packte der ­Parfümhersteller Guerlain das Produkt in eine praktische Metallhülse mit Schiebemechanismus.

Gerade weil das Tragen von Lippenstift lange als Sünde galt, wurde das Produkt im frühen 20. Jahrhundert zum Zeichen weiblicher Rebellion. Die New Yorker Suffragetten schminkten sich 1912 bei ihrem Protestmarsch beispielsweise öffentlich die Lippen rot. Und spätestens nachdem in den 50ern Schauspielerinnen wie Marilyn Monroe den roten Lippen den Hollywood-Glamour verliehen, war der Lippenstift nicht mehr aufzuhalten. 

Kiss me! Lippenstift von Guerlain, KissKiss Tender Matte, 910 Wanted Red, Fr. 52.90, Import Parfumerie.
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Rouge

Wieso wir heute Rouge benutzen? Um den Teint frischer und jugendlicher aussehen zu lassen. Das war schon zur Zeit der Pharaonen so. Mit einem Gemisch aus geriebenem Ocker zauberte man sich damals die Wangen rosig. Auf diesen Trend wollte man auch im antiken Griechenland und Rom nicht verzichten. Hier trug Frau sich für das frische Aussehen eine Paste aus Maulbeeren oder Randen auf die Wangen auf. Jedoch wurden auch giftige Substanzen wie Zinnober eingesetzt. Seinen Höhepunkt feierte das Rouge im Frankreich des 16. Jahrhunderts. Königin Marie Antoinette langte nämlich gerne zünftig in den Farbtopf und machte mit ihrem übermässigen Rouge-Konsum das «Rougieren» salonfähig. Was das heisst? Kreideweisses Gesicht und übertrieben rote Wangen. Das hätte der englischen Königin Viktoria gar nicht gefallen. Für sie war Schminke nämlich ein Graus. Deshalb galt auch das Tragen von Rouge im viktorianischen Zeitalter als besonders unmoralisch. Lange hielt das jedoch nicht an. Dank neuer und verträglicher Rezepturen und Beauty-­Ikonen wie Audrey Hepburn feierte das Produkt im 20. Jahrhundert sein Comeback.

Make me blush: Perfect Match Blush von L’Oréal, 165 Blush Rose, Fr. 17.90, bei Coop.
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Puder

Ein ebenmässiger Teint gehört seit jeher zu den Schönheits­idealen schlechthin. Lange sollte die Haut zusätzlich möglichst weiss sein. Als Zeichen der Zugehörigkeit zur Oberschicht, da die Gutbetuchten es nicht nötig hatten, draussen zu arbeiten. Bereits die Frauen im antiken Griechenland und Rom benutzten hochgiftiges Bleiweiss, um ihre Haut dem Ideal entsprechend aufzuhellen. Das hat zwar funktioniert, führte jedoch zu unschönen Narben und gesundheitlichen Schäden. Das Schönheitsideal der noblen Blässe überdauerte trotzdem die Jahrhunderte, bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Eine, die besonders dick auftrug, war die englische Königin Elisabeth I. Die Mischung aus Blei und ­Essig, die sie verwendete, nannte man «Venetian ceruse» (venezianische Ceruse) oder «Spirits of Saturn» (Geister des Saturns). Das Problem: Da die giftige Tinktur für noch mehr Ausschläge sorgte, trug Elisabeth immer mehr auf. Das Resultat? Unschön. Erst im Jahr 1938 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die ­Inhaltsstoffe in Kosmetika regelte. Zum Glück! So musst du beim Pudern ­keine Angst mehr haben, dass dir danach die Zähne ausfallen. 

Garantiert bleifrei! NYX Professional Makeup, Matte Finishing Powder, Light/Medium, Fr. 13.90, Import Parfumerie.
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