Bruno ist nicht mehr mit Agnes zusammen und Nina ist schwanger. Woher wir das wissen? Vom Schnurri. Dieser Pendler-Typ verbringt nämlich die Zeit im Zug gerne am Telefon. Klatsch und Tratsch ist seins und daran darf das ganze Abteil teilhaben – ob es will oder nicht. Gerne treten Schnurris aber auch ohne Handy, dafür im Duo oder Trio auf. Und dann gibt es noch jene, die schon morgens das Bedürfnis haben, Fremde in ein Gespräch zu verwickeln, das oft mit «Gälled Sie ...» beginnt.
«Warum nicht die Zugfahrt nutzen?», denkt sich dieser Pendler. Sein bester Freund ist der Laptop, in den er energisch etwas eintippt. Oder er holt irgendwelche Unterlagen raus, die er um sich herum verteilt. Und wehe, du kommst ihm dabei in die Quere oder noch schlimmer: Du besetzt die Steckdose, die er für den Laptop braucht. Was beim Workaholic auch nicht fehlen darf? Das Telefon! Dieser Pendler-Typ ist nämlich auch ein Schnurri – rein beruflich natürlich und gerne in schlechtem Englisch. Die Börse wartet halt nicht, bis er im Büro ist.
«The train is my castle» ist das Motto dieses Typen. Er fühlt sich im ÖV einfach pudelwohl. Vielleicht ein bisschen zu sehr. Das Rücksichtnehmen ist nicht so sein Ding. Seine Schuhe zieht er eigentlich fast immer aus, doch es kann auch mal passieren, dass er seine Füsse mit Schuhen auf den Nachbarsitz legt. Was der Grüsel im Zug noch gerne macht, ist essen. Das passt gut, seine Hygienemaske hängt ja sowieso schon am Kinn. Seine Leibspeisen? Alles, was man im ganzen Wagen riechen kann.
Ohne Kopfhörer geht dieser Pendler-Typ nie aus dem Haus – weil Musik sein Leben ist.
Sitzt ein Sounder neben dir im Abteil, kannst du nur hoffen, dass ihr denselben Musikgeschmack habt. Die Lautstärke seiner Kopfhörer ist nämlich immer auf «Hörschaden» eingestellt. Das übertönt zwar das Geschnatter der Schnurris, doch Rammstein um 7 Uhr morgens muss jetzt auch nicht jeder haben.
Die Tasche ist auf dem Sitz neben diesem Pendler platziert, auch wenn die Chance zu Stosszeiten gering ist, dass sich da niemand hinsetzen wird. Das weiss zwar auch der Misanthrop, aber er versucht es trotzdem. Gerne vergrössert er seine Chancen auf den freien Nachbarsitz, indem er auf die Tasche noch die Jacke, den Schal und den Schirm stapelt. Damit niemand auf die Idee kommt, dass «hier noch frei» ist. Wenn es doch einer wagt, wird er mit Blicken gestraft. Was fällt ihm auch ein, sich ausgerechnet hier hinzusetzen?
Nerven kann dieser Pendler-Typ nicht wirklich, denn oft schafft er es gar nicht auf den Zug. Doch wenn er ihn erwischt, tut er einem eigentlich leid. Dann läuft der Verpasser nämlich schnaufend und schwitzend durch den Zug, wenn alle schon einen Platz gefunden haben. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, als sich neben den Misanthropen zu setzen.
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