(Unsplash: fajrin amirullah)
Coopzeitung Weekend

Stochern im Nebel

Von Romantik bis Stimmungskiller – an der grauen Suppe scheiden sich die Geister. Antworten auf vier Fragen um das vorwiegend herbstliche Wetterphänomen.

Wie entsteht Nebel?

Hast du dich als Kind auch gefragt, wie sich eine Wolke anfühlt? Hättest du damals schon gewusst, dass du das schon längst weisst, wärst du viel fröhlicher durch den Nebel gelaufen. Denn Nebel ist nichts anderes als eine am Boden liegende Wolke: Zahllose kleine Wassertröpfchen schweben in der Luft und absorbieren das Licht, weshalb sie als grauer Schleier erscheinen. Sieht man weniger weit als einen Kilometer, spricht man offiziell von Nebel. Ist die Nebelschicht vom Boden abgehoben, wird sie zum Hochnebel. Das Phänomen entsteht, wenn sich die Luft abkühlt und mit der Feuchtigkeit vermischt, die aus dem ­Boden aufsteigt. Das nennt man Kondensation. Weil kühle Luft sinkt, entsteht Nebel zuerst in Bodennähe. Auch über einem Gewässer kann sich Nebel bilden, wenn das Wasser in ­kalte Luft hinein verdunstet. Es braucht dazu aber Windstille und ­wenig Bewölkung. Das ist vor allem bei Hochdruck- und Bisenlagen gegeben, weshalb wir zwischen Oktober und Februar häufig in den Genuss von Nebel kommen.

Indoor-Nebel: Nebelventilator Rohini, Fr. 159.–, Coop Bau + Hobby.
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Wann löst er sich auf?

Bodennebel ist zwar oft dicht, aber in der Regel kein Dauergast. Dank der Erwärmung des Bodens nach dem Sonnenaufgang löst er sich meistens im Laufe des Tages von unten her auf. Je kürzer allerdings die Tage werden, desto schwieriger wird es für die Sonne, genug Power zu entwickeln, um für klare Sicht zu sorgen. Helfen kann auch auffrischender Wind. Denn Nebel ist das Ergebnis stehender Luft. ­Anders verhält es sich beim Hochnebel. Herrscht eine gleichmässige Bise, kann er sich über Tage, manchmal sogar Wochen halten: Der Nordwind bläst über den grauen Deckel hinweg und unten ändert sich genau gar nichts. Erst wenn die Bise plötzlich stärker wird oder ganz abstellt, löst sich der Hochnebel auf.

Wegweiser: Taschenlampe LED, Fr. 34.95, microspot.ch.
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Wo ist es am nebligsten?

Nebel ist ein See aus kalter Luft und braucht entsprechend ein Becken. Und davon bietet die Topografie der Schweiz einige. Das grösste Becken ist das Mittelland, das von der Alpenkette auf der einen und dem Jura auf der anderen Seite eingerahmt ist. Weil kalte Luft schwerer ist als warme, strömt sie aus den höher gelegenen Alpentälern hinein und bildet den besagten Kaltluftsee. Da durch die vielen Flüsse ohnehin schon viel Feuchtigkeit vorhanden ist, wirkt das ­Mittelland wie ein Treibhaus für Nebel im Herbst und Winter. Die grössten Nebellöcher sind die Regionen im östlichen Mittelland entlang der Aare und Reuss. Aber auch im Berner Seeland, in der ­Ostschweiz rund um die Thur Richtung Bodensee oder im Glarnerland und am Walensee bilden sich regelmässig zähe Schwaden. Wer auf Nebelmeere steht, reist am besten in die Zentralschweiz oder ins Berner Oberland. Von der Rigi, dem Pilatus oder dem Schilthorn aus bietet sich oft eine spektakuläre Sicht auf die weisse, flauschige Decke, die sich über dem Kältesee ausbreitet. Steht man über der Nebelgrenze, bekommt der bedrückende Schleier plötzlich eine elegante Schönheit.

Zerstreuung: «Die Inseln im Nebel», Strategiespiel ab 10 J., Fr. 35.45, microspot.ch.
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Warum sorgt er für den Blues?

Wie so vieles ist auch der Nebel Einstellungssache. Dem ­einen schlägt die graue Wand aufs Gemüt, während die andere die mystische Romantik im Wald geniesst oder sich gemütlich auf dem Sofa einkuschelt. Aber natürlich ­verliert auch die Nebelromantik ihren Reiz, wenn sich der Dunst einfach nicht auflöst. Eine hartnäckige Hochnebeldecke ist die Basis von so manchem Winter-Blues. Das Frustrierendste daran ist das Wissen, dass über dem Deckel ­eitel Sonnenschein herrscht. Verantwortlich für die Lust­losigkeit und fehlende Antriebskraft in der kalten ­Jahreszeit ist der Lichtmangel. So sind in der Schweiz die Menschen in sonnigeren Gegenden wie dem Wallis, Engadin, Tessin oder der Region Basel weniger anfällig dafür. Die besten Gegenmittel sind Bewegung, frische Luft und mal ein Ausflug über die Hochnebel­decke. So doof es klingt: Wenn du sehr unter dem ­Winter-Blues leidest, kannst du sogar auf schlechtes ­Wetter hoffen. Denn Wolken isolieren und verhindern die Nebelbildung. Und nach dem ­Regen scheint bekanntlich wieder die Sonne.

Pageturner: «Nebel», Thriller von Ragnar Jónasson, Fr. 23.90, microspot.ch.
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