Geben ist seliger denn nehmen, steht schon in der Bibel. Und tatsächlich: Gibt es etwas Schöneres, als einem geliebten Menschen genau das Passende zu schenken? Das wusste schon St. Nikolaus, der freigebige Bischof von Myra, dem wir die Tradition des Schenkens zu Weihnachten verdanken. Durch die Reformation passte die Verehrung eines Heiligen dann nicht mehr ins Konzept, weshalb Martin Luther das Schenken vom 6. auf den 24. Dezember verschob und es damit begründete, dass die Geburt Christi ein Gottesgeschenk an die Menschheit sei.
Aus psychologischer Sicht dient das Schenken der Herstellung und Aufrechterhaltung von Beziehungen. Denn Beziehungen können wir uns nie vollkommen sicher sein, weshalb wir versuchen, sie durch Zuneigungsbezeugungen stabil zu halten. Ich muss regelmässig zeigen, dass mir eine Freundin oder der Partner am Herzen liegt, sonst hat das Ganze vielleicht keine Zukunft mehr. Das tue ich nicht mit einem möglichst teuren, sondern möglichst persönlichen Geschenk, denn so beweise ich, dass ich mich mit der anderen Person auseinandergesetzt habe.
Doch ans Schenken ist auch eine Erwartungshaltung geknüpft: Hier ist dein Geschenk – wo ist meins? Das erzeugt Druck. Deshalb fühlen wir uns wohler, wenn wir selbst schenken, als wenn wir beschenkt werden. Das Wichtigste aber: Es tut ganz einfach der Seele gut, jemandem Freude zu bereiten. Erst die Spannung beim Auspacken, dann das Strahlen im Gesicht und die herzliche Umarmung als Dank – davon kann man nie genug kriegen.