Es gibt Düfte, die haben die Geschichte des Parfums für immer verändert. Zu verdanken haben wir sie den kühnen Ideen von Designern, die anecken wollten. Heute sind ihre Kreationen Klassiker, die vielleicht schon deine Urgrossmutter trug. Du wirst im Regal aber nicht genau dasselbe Produkt finden wie sie damals. Denn alte Parfums wurden über die Jahrzehnte oft neu formuliert, weil die Inhaltsstoffe zum Beispiel aus Sicherheitsgründen oder wegen ihrer Verfügbarkeit angepasst werden mussten. In der sogenannten Osmothek in Versailles lassen sich die Originale aber noch finden. Dort wird das olfaktorische Welterbe in Form von 3200 alten Parfums aufbewahrt. Wir haben sieben charaktervolle Klassiker rausgesucht, an denen auch du unbedingt einmal geschnuppert haben solltest. Einige von ihnen beglücken fast jede Nase, andere polarisieren – aber kein Duft wird dich kalt lassen.
Zum 100. Geburtstag letztes Jahr war dieser Duft in aller Munde. Aber war Chanel N°5 auch schon in deiner Nase? Coco Chanel hatte Parfum-Designer Ernest Beaux um einen avantgardistischen Duft gebeten. Das Besondere daran: ein zarter Blumenakkord aus Ylang-Ylang und Jasmin, der durch eine Überdosis Aldehyde, damals sehr moderne synthetische Moleküle, aufgelockert wird. Es heisst, der so entstandene metallische, leicht seifige Geruch erinnere an ein heisses Bügeleisen.
Shalimar, das erste «orientalische» Parfum, wurde 1925 von Jacques Guerlain vorgestellt. Weil es zu modern war, floppte es zuerst, wurde aber ab 1940 Kult. Der sehr sinnliche Duft basiert auf synthetischer Vanille – damals eine neue Errungenschaft der Chemie. Sie wird kombiniert mit einem Bouquet aus Iris, Bergamotte, Tonkabohne und einer überraschenden Ledernote. Der erste Eindruck täuscht: Lass den Duft sich auf deiner Haut entfalten, um alle Facetten zu entdecken.
Als dieses Parfum 1966 auf den Markt kam, brachte es frischen Wind in die Herrenabteilung, die bis dahin hauptsächlich aus Eau de Cologne bestand. Eau Sauvage, das von der Nase Edmond Roudnitska entworfen wurde, war der erste Herrenduft von Dior. Er basiert auf einfachen aromatischen Noten (Basilikum, Zitrone, Lavendel, Rosmarin, Thymian) mit einer modernen, raffinierten Facette. Ein zeitloser Duft, der noch heute beliebt ist – bei Männern und Frauen.
1977 brachte seine Vorliebe für Grenzüberschreitungen Yves Saint Laurent dazu, den Duft Opium herauszugeben. Dieser Name sei drogenverherrlichend, hiess es damals. Der orientalische, blumige und würzige Duft wirkt frisch, warm und extrem weiblich. Er wurde von der Nase Jean-Louis Sieuzac komponiert und vermischt Patschuli, Vanille und weisse Blumen. Die Inhaltsstoffe sind aussergewöhnlich hoch konzentriert, weshalb der Duft lange auf der Haut bleibt.
Holzige Noten gelten als maskulin und wurden in Frauenparfums deshalb lange nur als Basisnote verwendet. Doch dann gaben ihr einige Duft-Designer die Hauptrolle, zum Beispiel beim gewagten Duft Féminité du bois von Serge Lutens im Jahr 1992. Das Herzstück der Komposition ist die charaktervolle Atlas-Zeder – ein Gegenpol zur damaligen Mode, die sich durch Leichtigkeit auszeichnete. Heute enthalten immer mehr Frauendüfte Zedernholz.
Thierry Mugler kreierte 1992 mit Angel etwas völlig Neues. Dieser süsse Duft, der an einen Chilbi-Besuch erinnert, erschien inmitten einer Periode von leichten, frischen Kreationen. Parfum-Designer Olivier Cresp brauchte für die Entwicklung mehr als 600 Versuche. Angel ebnete den Weg für Gourmand-Düfte, also essbar wirkende Düfte, die seitdem sehr verbreitet sind. Der ikonische sternförmige Flakon ist übrigens nachfüllbar.
1995 brach Calvin Klein mit den damaligen Konventionen, als er CK One, einen Unisex-Duft für Teenager, auf den Markt brachte. Weil er bemerkte, dass Mädchen und Jungs die gleichen Klamotten trugen, wollte er auch ein Parfum für alle anbieten. Der Duft ist leicht zu mögen, ist frisch mit einem würzigen Blumenbouquet mit Muskatnuss und hat einen diskreten Bernstein-Abgang – Coolness in minimalistischem Flakon.
Wenn du zum Valentinstag ein Parfum verschenken willst, kannst du gleich euch beide glücklich machen: mit Pärchendüften.
Was ist ein weiblicher Duft, was ein männlicher? Das hängt unter anderem stark von der Kultur ab. So gelten in der westlichen Welt etwa blumige Düfte als weiblich, in Indien hingegen nicht. Aber genau wie wir zusehends davon loskommen, gewissen Eigenschaften, Berufen oder Kleidungsstücken ein Geschlecht zuzuordnen, verschwimmt diese Grenze auch bei Düften. Besonders kleinere Hersteller bringen vermehrt Unisex-Düfte auf den Markt.
Zum Valentinstag könnten sich also auch Heteropaare einfach ein Parfum zum Teilen kaufen. Noch nicht so weit? Dann bleibt bei den Klassikern und leistet euch Pärchendüfte: Das sind Flakons für sie und ihn, die optisch zusammenpassen. Die Düfte darin sind aber nicht bloss Spiegelbilder voneinander. Oft wird ein Duft, der sich besonders gut verkauft, als Basis genommen. Parfum-Designer lassen sich von diesem inspirieren, um einen zweiten, dazu passenden Duft zu kreieren. Die beiden müssen nicht aus den gleichen Noten bestehen, sie verbindet eher ihr Charakter: sexy, provokativ, elegant … Wie bei einem Paar eben – im Grundsatz verbunden und doch individuell.
Auf ein Kartonstäbchen spritzen und riechen reicht nicht, wenn du dir einen Eindruck eines Dufts verschaffen willst. Ein Parfum ist eine dreistufige Kreation und entwickelt sich im Laufe der Zeit. Das, was du zuerst riechst (die Kopfnote), ist sehr flüchtig und macht schon bald Platz für die Herznote. Mehrere Stunden später bleibt die dritte Facette, die Basisnote, auf deiner Haut. Gib einem Parfum also nicht bloss fünf Minuten, um dich zu überzeugen, sondern trage es auf deine Haut auf und achte darauf, wie es sich den Tag über verändert.