Coopzeitung Weekend

Ausgedient

Der technische Fortschritt hat die ­Arbeitsbedingungen revolutioniert und einige Berufe hinfällig gemacht, die ­früher unverzichtbar waren. Wir sind ins Archiv gestiegen und haben ein paar dieser ausgestorbenen Jobs entstaubt.

Der menschliche Wecker

Jene Arbeiter, die morgens nur schwer aus den ­Federn kamen, wurden von «menschlichen Weckern» aus dem Schlaf gerissen. Bei diesem in Grossbritannien während der Industriellen Revolution beliebten Gewerbe klopfte man mit einem Bambusstab an das Fenster desjenigen, der diese Dienstleistung abonnierte. Auch ­weniger rücksichtsvolle Methoden waren ­erlaubt, um Langschläfer zu wecken – zum Beispiel Blasinstrumente. Die Weckerin – oder häufiger der Wecker – ging erst, wenn der Kunde bestätigte, dass er oder sie wach war. Die Diensttour ­startete sehr früh und war mit dem Risiko behaftet, beschimpft zu werden.

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Der Kegel-Aufsteller

Bevor der Prozess mechanisiert wurde, musste man die Pins beim Bowling von Hand wieder in Ordnung bringen. In der Regel taten dies junge Burschen, die sogenannten «pin’s boys», die sich ein kleines Taschengeld dazuverdienen wollten. Ihre Aufgabe war es, die Kegel nach jedem Wurf wieder aufzustellen und den Spielern die ­Kugel ­zurückzubringen. Es war ein unter­bezahlter und ­ziemlich anstrengender Abendjob, aber wenigstens kam man so unter die Leute und langweilte sich nicht.

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Der Toi-Toi-Boy

Bis ins 18. Jahrhundert waren öffentliche Toiletten noch nicht weit verbreitet. Es gab also tatsächlich harte Kerle, die als mobile WCs fungierten. Ausgerüstet mit zwei ­Eimern und einem grossen Mantel, um ihre ­Kunden vor den neugierigen Blicken der ­Passanten zu schützen, gingen sie ­ihrer höchst nutzer­freundlichen, aber ziemlich würdelosen Arbeit nach. ­Immerhin waren sie gern gesehen – vor allem bei jenen Leuten mit dringenden Anliegen.

Der Eisschneider

Erinnerst du dich an die Eisschneider aus dem Animationsfilm «Die Eiskönigin»? Die gabs wirklich. Sie sägten grosse Eisblöcke aus zugefrorenen Seen, um sie als Kühlelemente zu verkaufen. Eine anspruchsvolle ­Aufgabe, da die Arbeit hart und Tempo gefragt war, um nicht wertvolles Eis zu verlieren. Aber es zahlte sich aus, denn der Rohstoff war kostenlos, und diejenigen, die ihn brauchten – zur Konservierung von Lebens­mitteln oder Medizin – waren bereit, ­gutes Geld zu zahlen. Angesichts der eisigen Temperaturen, bei denen sie arbeiteten, waren die Eisschneider von Kopf bis Fuss dick eingepackt.

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Der Vorleser

In Fabriken war die Arbeit oft eintönig und langweilig. Um die Angestellten bei Laune zu halten, wurde in vielen Betrieben ein Vorleser für Bücher, Zeitungen und Gewerkschaftstexte eingeführt. Auf einem Podest ­sorgte er mit lauter Stimme für Unterhaltung und gute Stimmung, möglichst ohne von der Arbeit abzulenken. Da die Arbeiter den Vorleser aus eigener Tasche bezahlten, durften sie Wünsche äussern, welche Stücke sie hören wollten. Ein guter Vorleser verfügte über die Qualitäten und ­Fähigkeiten eines Schauspielers und Entertainers sowie über eine starke, durchsetzungsfähige Stimme.

Die Telefonistin

Nein, wir meinen nicht die nervigen Umfragen der Callcenter. Sondern eher den Satz, den wir nur aus alten Filmen kennen: «Hallo Vermittlung, ich muss ein Ferngespräch führen.» Weil man bis in die 1960er-Jahre nicht die ganze Nummer ins Telefon eingeben konnte, stellte die Telefonistin die Festnetzverbindungen von Ferngesprächen physisch mit einem Stecker her. Es war ein ­vorwiegend weiblicher Beruf, der eine Art Arbeiter­aristokratie hervorbrachte. Die Frauen genossen eine ­feste Anstellung, mussten dafür aber strikte Umgangsformen befolgen und einheitliche Kleidung tragen.

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Coopzeitung Weekend

Mit Coopzeitung und 20 Minuten spannen die beiden grössten Zeitungen in der Schweiz zusammen, um ein neues, trendiges Magazin kurz vor dem Wochenende zu lancieren. Ab sofort erscheint «Coopzeitung Weekend» jeden Freitag dreisprachig im Print und Online von 20 Minuten.