Das Vichy-Muster mit seinen kleinen Karos erinnert an drei Dinge: Omas Tischdecken, die Deckel von Konfigläsern und den Glamour von Brigitte Bardot. Diese heiratete sogar in einem Kleid mit rosa Vichy-Karos. Vichy wird traditionell aus einem Baumwollgewebe hergestellt und ist in den klassischen Farben Rot, Blau, Schwarz und Rosa erhältlich. Weisse und farbige Streifen überschneiden sich und bilden dabei drei Schattierungen auf dem Stoff. Die Garne werden vor der Verarbeitung gefärbt, sodass der Stoff beidseitig verwendbar ist. Seinen Namen verdankt das Muster übrigens einer Spinnerei in der französischen Stadt Vichy. Diese stellte einen Stoff her, den die Kaiserin Eugenie, die Frau von Napoleon, liebte. Fun Fact: Das Muster gibt es auch in anderen Kulturen – von Bali bis zu den Masai in Afrika.
Dieses berühmte Muster aus Schottland ziert traditionell die Kilts. Tartan nannte man früher auch Belted Plaid. Er wurde aus Wolle hergestellt und in den Highlands gewoben und gefärbt: Ein kariertes Kleidungsstück, mit dem sich Schotten bis heute stark identifizieren. Wusstest du, dass die Farbwahl der Streifen eine Art Visitenkarte schottischer Clans ist? Nach den Jakobitenaufständen 1747 wurde das Tragen des Musters jedoch von den britischen Behörden verboten. Erst 35 Jahre später wurde das Verbot wieder aufgehoben. Heute wird Tartan auf unterschiedlichen Textilien getragen, die nichts mehr mit einem Schottenrock zu tun haben müssen – etwa das von Burberry populär gemachte Nova-Check-Muster. In den 1970ern wurde der Tartan, der damals mit Autoritätspersonen und Wohlhabenden in Verbindung gebracht wurde, auch von Punks getragen. Am liebsten zerrissen, um dem Establishment den Stinkefinger zu zeigen.
Das Hahnentritt-Muster ist ein zeitloser Klassiker und besteht aus Karos, die durch Verlängerungen an den Ecken miteinander verbunden sind. Glaubt man dem deutschen Namen, erinnert das Muster an einen Hühnerfuss. Doch auf Englisch wird es «houndstooth», also Hundezahn, genannt. Auch irgendwie plausibel, oder? Das Muster stammt wie viele Karos aus Schottland und wurde durch den «Fashionista» Edward VIII – der Onkel der heutigen Queen – populär. Er posierte sogar in der Vogue mit einem Hahnentritt-Anzug von Dior. Das Modehaus brachte 1959 zudem die berühmten Pumps im gleichen Muster heraus. Hahnentritt war trotzdem lange männlich konnotiert, erst später wurde er femininer. Audrey Hepburn war eine begeisterte Anhängerin, ebenso wie Coco Chanel. Früher war er ein etwas verstaubtes Symbol der Oberschicht, bis er in den Nullerjahren wieder in die Schränke zurückkehrte. Ob rockig oder preppy – verstaubt ist Hahnentritt heute bestimmt nicht mehr.
Für das Prince-of-Wales-Muster werden verschiedene Karos miteinander verbunden, dazu kommt noch ein Hauch blaue, rote oder braune Farbe. Sein Vorläufer ist der Glenurquhart Check, ein Muster, das mit einem Landgut am Ufer des Loch Ness in Verbindung gebracht wird. Im 19. Jahrhundert wählte die Gräfin von Seafield es als Kleidung für ihre Jagdaufseher. Auch Landbesitzer, die nicht zu den schottischen Clans gehörten, wollten ein unverwechselbares Muster tragen. Da sie keinen Clan-Tartan hatten, kam es zu den verschiedenen Karos. Aber warum der royale Name? Eine Variante des Musters wurde Ende des 19. Jahrhunderts von König Edward VII, Prinz von Wales, eingeführt und auch von seinem Sohn Edward VIII getragen. Seitdem taten es ihm von Cary Grant bis James Bond viele gleich. Auch Prinz Charles, der aktuelle Prinz von Wales, führt die Tradition fort.
Auch wenn seine Muster von schottischen Stoffen inspiriert sind (schon wieder!), ist das karierte Hemd, nachdem es den Atlantik überquert hat, zu einem Symbol für den «American Way of Life» geworden. Es gilt als das traditionelle Kleidungsstück für Holzfäller oder Cowboys. In den 60er-Jahren machten unter anderem die Beach Boys Karohemden populär, indem sie solche auf dem Cover ihres Albums «Surfer Girl» trugen. In den 90ern galten die Hemden dann als Inbegriff für den Grunge: übergross und offen über einem T-Shirt getragen – ganz im Stil von Kurt Cobain. Auch die Hipster haben dieses Kleidungsstück in den vergangenen Jahren wieder für sich entdeckt. Am liebsten komplett relaxed getragen, kombiniert mit Schnurrbart und Mütze.