HARRISON FORD
HARRISON FORD
Coopzeitung Weekend

Reine Kopfsache

Zuerst war er zum Schutz da. Dann wurde er vom religiösen Kopfschmuck zum modischen Accessoire schlechthin – und schliesslich sogar zum Filmstar: Der Hut hat eine spannende Geschichte hinter sich und verrät so einiges über bekannte Filmfiguren.

Die Idee, sich etwas auf den Kopf zu setzen, ist schon sehr alt: Rund 15 000-jährige Höhlenmalereien zeigen bereits Hutträger. Damals diente die Kopfbedeckung zum Schutz vor Kälte, Regen und Sonne. Mit dem Aufkommen der ersten Religionen kamen spirituelle Bedeutungen dazu. Kopfschmuck sollte die Aufmerksamkeit des Göttlichen auf sich lenken. Das war zum Beispiel Ziel des Nemes-Tuchs, das die Pharaonen im alten Ägypten trugen. Im antiken Griechenland wie auch bei den Römern wurde der Hut zusätzlich zum Freiheits- und Reisesymbol. Hermes, der griechische Gott der Reisenden, und Merkur, der römische Gott der Händler, wurden stets mit einem Hut mit kleinen Flügeln abgebildet. Spätestens ab dem Mittelalter wurde der Hut dann zum beliebten Accessoire und Statussymbol. Jahrhundertelang konnte man anhand der Kopfbedeckungen ablesen, zu welcher Gesellschaftsschicht ihr Träger gehörte. Sein goldenes Zeitalter feierte der Hut während des 19. und 20. Jahrhunderts. Um 1900 verliess niemand das Haus ohne ein schickes Hütchen. Es ist also plausibel, dass der Hut den Weg ins damals aufsteigenden Kino fand. Mit den diversen Bedeutungen ist er perfekt geeignet, um Figuren zu kennzeichnen. Daher tragen viele berühmte Filmrollen einen markanten Hut. Und tatsächlich hat sogar oft erst der jeweilige Hut dafür gesorgt, dass eine Figur zur Stilikone wurde. Erfahre jetzt, was Charlie Chaplins Melone zu bedeuten hat, wieso Marlene Dietrich alle schockierte, als sie einen Zylinder trug, und was es mit dem Panamahut von Julia Roberts auf sich hat.

DIE MELONE

1849 in London erfunden, war die Melone ursprünglich als Reithut gedacht. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde sie jedoch zur seriösen Kopfbedeckung von Geschäftsmännern und auch Bänkern der Mittel- und Oberschicht. Doch im frühen Schwarz-Weiss-Film sorgte der Hut für Furore: Der britische Komiker und Schauspieler Charlie Chaplin machte die Melone zu seinem Markenzeichen. Er spielte in vielen Filmen die Figur des «Tramps», einen armen Landstreicher, der auf ungeschickte Weise versucht, sich wie ein wohlhabender Gentleman zu verhalten. Der Hut wird zum Symbol für die sozialen Unterschiede.

CHARLIE CHAPLIN
CHARLIE CHAPLIN

DER ZYLINDER

Er ist rund, hoch und meistens schwarz: der Zylinder. Dieser Herrenhut sorgt dafür, dass sein Träger grösser aussieht, als er tatsächlich ist. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er zum angesagtesten Modetrend des männlichen Grossbürgertums. Kein Wunder, dass Marlene Dietrich den edlen Herren einen Schock verpasste, als sie ab den 1930er-Jahren mit Strapsen und Zylinder in verschiedenen Filmen auftrat. Dieser modische Geschlechtermix widersprach allen gängigen Rollenerwartungen. Daher wurde Dietrich zum Inbegriff der Femme fatale, aber auch zur Wegbereiterin der androgynen Mode.

MARLENE DIETRICH
MARLENE DIETRICH
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SPIEGLEIN, SPIEGLEIN
Wandspiegel Julie,
Fr. 89.95, bei Livique.
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DER FEDORA

Auch die Idee vom Hut als Freiheits- und Reisesymbol schnappte sich die Theaterund Filmwelt. 1882 trug die Schauspielerin Sarah Bernardt im Theaterstück «Fédora» einen neuartigen Filzhut. Damit war der Fedora-Hut geboren. Zum Glück, denn was würden die «harten Kerle» in Abenteuerfilmen nur ohne ihren Fedora machen? Egal ob Gangster, Detektive oder Harrison Ford als Indiana Jones: Alle grossen Abenteurer tragen diesen Hut. Er steht für Stärke, Reiseund Abenteuerlust.

HÜTE MAL ANDERS
Partyhüte, Fr. 7.95/6 Stk.,
bei Coop Bau+Hobby
HÜTE MAL ANDERS Partyhüte, Fr. 7.95/6 Stk., bei Coop Bau+Hobby

DER PANAMAHUT

Kleidungsstücke können im Film eine narrative Funktion übernehmen. Das heisst, dass die Kostüme der Figuren helfen, die Handlung voranzutragen. Sie können den Wandel eines Charakters signalisieren. Das geschieht etwa in «Pretty Woman» (1991): Vivian Ward, gespielt von Julia Roberts, entwickelt sich von einer Sexarbeiterin zu einer Frau, die sich in feiner Gesellschaft bewegt. Das Pünktchenkleid und der dazugehörige Panamahut werden zum Zeichen ihres Make-overs. Der handgemachte Hut gilt als edles Accessoire. Schon Napoleon oder Theodore Roosevelt trugen Panamahüte. Ihr Ursprung liegt in Ecuador, und nicht wie man meinen könnte in Panama. Von dort aus wurden die Hüte bloss exportiert. Der Zollstempel «Panama» sorgte für Verwirrungen bei der Namensgebung.

JULIA ROBERTS
JULIA ROBERTS

DER ASCOT-HUT

Kultstatus erlangte auch Audrey Hepburns Hut im Film «Frühstück bei Tiffany» (1961). Die Rolle, Holly Golightly, trägt grosse Hüte, welche jeweils mit langen Seidentüchern umwickelt sind, die wie kleine Schleier herunterfallen. Es handelt sich dabei um Ascot-Hüte. Sie erhielten den Namen durch das Pferderennen von Ascot – wo der Dresscode «gesehen werden» lautet. Stolz trugen die Damen dort ab 1711 den besagten AscotHut. Und genau das macht auch Holly. Sie lebt in Saus und Braus und ihr schwarzer Hut steht für Klasse, Reichtum und Eleganz.

AUDREY HEPBURN
AUDREY HEPBURN
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JEDEM HUT SEIN PLÄTZCHEN
Kleiderständer Nael,
Fr.109.–, bei Livique.
JEDEM HUT SEIN PLÄTZCHEN Kleiderständer Nael, Fr.109.–, bei Livique.
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