Zugegeben: Ein Hingucker ist sie nicht. Aber das ist bei einer Eisenbahnbrücke auch nicht so wichtig. 149 Jahre lang ratterten Tag für Tag tonnenschwere Züge über ihren Rücken. Im Jahr 2004 trat diese 1855 erbaute Gitterbrücke dann ihren verdienten Ruhestand an. Schon ab 1922 war die 56 Meter lange Eisenbrücke nur noch für die Waldenburgerbahn eingesetzt worden, weil sie den immer schwereren Lasten nicht mehr gewachsen war. Sie ist die älteste erhaltene Eisenbahnbrücke der Schweiz.
Die 494 Meter Länge und maximal 85 Meter Höhe machen diesen 65 Zentimeter breiten Nervenkitzel im Mattertal zur längsten Fussgänger-Hängebrücke der Alpen. Die Bauzeit der waghalsigen Konstruktion aus Stahlseil und Drahtgitter betrug im Jahr 2017 gerade mal zweieinhalb Monate. Und hält bombenfest, ganz im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin aus Seil, der Europabrücke. Diese hielt 2010 gerade mal zwei Monate lang, bevor sie durch einen Steinschlag zerstört wurde.
Ja, sie ist alt. Aber nicht so alt, wie man aufgrund ihres Spitznamens meinen könnte: «Römerbrücke» wird die Steinbrücke im Verzascatal gerne genannt – meist von Touristen. Doch als die Brücke mit den zwei Bögen im 17. Jahrhundert gebaut wurde, waren die alten Römer längst Geschichte. 1868 wurde sie teilweise zerstört und erst 1960 wieder aufgebaut. Seither ist die elegante Ponte dei Salti beliebt als Fotomotiv und Ziel von Tauchern: Das Wasserbecken darunter ist bis zu neun Meter tief.
Mit Jahrgang 1332 und einer Länge von 202,90 Metern galt sie als älteste und zweitlängste gedeckte Holzbrücke Europas. Bis ein Brand 1993 diesem Mythos ein Ende setzte. Aber auch nach dem Neuaufbau blieb der Titel der ältesten erhaltenen Holzbrücke der Schweiz in Luzern – und sogar knapp in Sichtweite: Die Spreuerbrücke wurde 1408 gebaut. Trotzdem ist die Kapellbrücke mit dem Wasserturm immer noch das Wahrzeichen Luzerns und ganz oben auf der Bucket-List knipsfreudiger Touristen.
Du fragst dich, was die grösste Brücke ausmacht, wenn wir schon die längste und älteste haben? Hier handelt es sich um die grösste Schrägseilbrücke der Schweiz. Die Masse des 2014 eröffneten Bauwerks über der Saane sind beeindruckend: Es hat eine Länge von 851 Metern, eine Höhe von 70 Metern und eine Spannweite (Abstand zwischen zwei Pfeilern) von 196 Metern. Das kommt zwar nicht an die 1280 Meter Spannweite der Golden Gate Bridge heran, aber Fribourg ist ja auch nicht San Francisco.
Okay, die Taminabrücke in Pfäfers SG ist mit 200 Metern noch etwas höher – aber halt eine reine Strassenbrücke. Diese Hängebrücke, auf Französisch auch «Pont de l’araignée» (Spinnenbrücke) genannt, spannt sich spektakuläre 190 Meter hoch über das Val d’Anniviers. Auch wenn sie heute als Touristenattraktion und fürs Bungee-Jumping genutzt wird, hatte die Brücke ursprünglich einen praktischen Nutzen. 1922 wurde sie gebaut, um über eine Leitung das Dorf Briey mit Wasser zu versorgen.
In der Schöllenenschlucht ist die Reuss so wild, dass keine Brücke ihr standhalten konnte. So schrie der reiche Vogt von Göschenen UR frustriert: «Kann denn nur der Teufel eine Brücke bauen, die stark genug für diesen verdammten Fluss ist?» Er ging einen Pakt mit dem Leibhaftigen ein, der ihn am Ende seine Seele kostete. So die Legende. Wer es lieber nüchtern hat: Die Steinbrücke wurde 1595 erbaut und 1830 durch eine neue ersetzt, die 1880 einstürzte. Die aktuelle Teufelsbrücke stammt aus dem Jahr 1956.