Das wahre Können von Musiktalenten erkennt man erst, wenn sie auf der Bühne stehen. Während im Studio an allen Ecken und Enden getrickst wird, lässt sich live nichts beschönigen. Vergangenen Donnerstag wurden die Nominierten für den «SRF 3 Best Talent»-Award präsentiert von der Bank Cler bei einem Showcase diesem Härtetest unterzogen.
Gerade einmal 15 bis 20 Minuten hatten die Anwärterinnen Naomi Lareine und Sensu Zeit, um das Publikum von ihrem Können zu überzeugen. Gleichzeitig mussten sie sich mit früheren Gewinnern wie Lo & Leduc, Marius Bear und Damian Lynn messen, die ebenfalls ein kurzes Set spielten.
Ausgerechnet heute streikt Sensus Technik
«079 hät sie gseit» – Lo & Leduc schliessen ihren Block mit dem erfolgreichsten Schweizer Song aller Zeiten. Keine einfache Aufgabe, daran anzuknüpfen. Sensu schafft es trotzdem. Die Badener Produzentin wirkt in ihrer Ansage zwar noch etwas schüchtern, sobald sie hochkonzentriert an ihren Knöpfchen dreht und die ersten Beats aus den Maschinen donnern, ist die Newcomerin aber voll in ihrem Element. Selbst hartgesottene Kritiker, die den Auftritt von Lo & Leduc noch skeptisch von der Bar aus beobachteten, reisst Sensu mit ihrem verspielten Electronica von den Hockern.
Dann plötzlich der Supergau: Im letzten Song steigt Sensus Equipment aus. Stille. Doch auch diesen Faux-Pas meistert das Jungtalent. «Wenn man elektronische Musik macht, ist man halt von Elektronik abhängig», sagt sie. «Das passiert.» Vergeben und vergessen. Der Aussetzer verleiht Sensus Genre, das sonst hauptsächlich im Labor kreiert wird, ausserdem eine charmante menschliche Note.
Lareine zeigt Star-Qualitäten
Die häufig zu männlich geprägte Musikszene wird hier von den Frauen angeführt. Nach Sensu muss sich die Zürcher Neo-Soul-Sängerin Naomi Lareine beweisen. Der Auftritt zeigt nicht nur, dass sie gesanglich mit den ganz Grossen mithalten kann, sondern auch, dass Lareine eine vorzügliche Entertainerin ist, die gar keine grosse Bühne oder anderen Schnickschnack braucht, um wie ein Star zu wirken.
Ein Sieg von Sensu oder Naomi Lareine wäre definitiv wünschenswert. Nach acht Jahren wird es schliesslich Zeit, dass endlich wieder eine Frau den begehrten «SRF 3 Best Talent»-Stein mit nach Hause nimmt. Monet192, der dritte und einzige männliche Kandidat, hat aber insofern gute Chancen, als dass er die grösste Fan-Base der drei Nominierten hat. Der Ostschweizer Rapper ist dermassen mit Touren beschäftigt, dass er es nicht einmal zum Showcase schafft. Bei so viel Frauenpower, wie es eine Besucherin nennt, vermisst man Monet192 aber nicht wirklich.
Jetzt entscheidet die Online-Community
Der Vorjahressieger Marius Bear schliesst den Abend mit einer sanften Interpretation des Black-Keys-Klassikers «Lonely Boy» ab. Nach der Show ist aber vor dem Voting: Ab jetzt entscheiden die Fans, wer am 28. Februar den Award entgegennimmt. Die «SRF 3 Best Talent»-Show hat gezeigt: Verdient hätten sie es alle.
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