Coopzeitung Weekend

Better safe than sorry

Sex is great, but … hast du bei den ganzen Verhütungsmitteln den ­Überblick verloren? Mit was für abenteuerlichen Methoden die alten ­Ägypter verhütet haben, welche Möglichkeiten es heute gibt und warum ­Verhütung immer noch fast ausschliesslich Frauensache ist.

Sex gilt als die schönste Nebensache der Welt. Die Verhütung ist dabei aber alles andere als nebensächlich. Und das ist schon seit jeher so. Obwohl das vor allem religiöse und konservative Kreise als verwerflich ansehen, waren Sex und Fortpflanzung nie zwingend miteinander verknüpft. Bereits 3000 v. Chr. stülpte Mann sich ­Kondome aus Tierdärmen oder Fisch-Schwimm­blasen über. Und im alten Ägypten trug Frau einen Mix aus Krokodilkot und Pflanzenschleim auf den Muttermund auf, um nicht nach jedem Schäferstündchen schwanger zu werden. Denn Berechnungen zufolge würde eine Frau ohne Verhütung im Leben zehn bis zwanzig ­Kinder gebären – und das ist echt nicht für jede was. 1855 wichen die Tierdärme dann dem Kondom aus Gummi. Ab 1882 konnten Frauen mit dem Diaphragma und ab dem ­Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer Spirale aus Silber verhüten. 1957 wurde die ­Enovid-Pille, das erste hormonelle Verhütungsmittel, in den USA zugelassen – damals noch als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden. So wollte der Hersteller verhindern, dass die Kirche und konservative Kreise das Präparat verbieten konnten. Gewettert wurde trotzdem, doch die Pille setzte sich durch. Auch dann noch, als sie 1960 ohne Vorwand auf den US-Markt kam. Das haben wir auch der sexuellen Revolution Ende der 60er zu verdanken. Dank ihr konnten Frauen mehr über ihren ­Körper bestimmen – auch darüber, ob sie Sex ohne Kinderwunsch haben wollen. Doch für die neue Freiheit zahlten sie einen Preis. Die künstlichen Hormone in den Pillen verursachten bei einigen Frauen sowohl psychische als auch physische Nebenwirkungen wie Depressionen oder Thrombosen.

Heute gibt es neben unterschiedlichen Pillen auch andere ­hormonelle Mittel, die besser verträglich sind – aber halt nicht für alle. Und Männer? Die können immer noch nur mit Kondom verhüten oder sich einer Vasektomie unterziehen lassen! Eine Studie zu Hormonspritzen für den Mann wurde etwa abgebrochen, weil Nebenwirkungen auftraten. Dieselben, über die Frauen seit Jahrzehnten klagen. Doch wieso wird je nach Geschlecht anders bewertet? Das liegt unter anderem am Risiko-Nutzen-­Verhältnis. Nur Frauen können schwanger werden und tragen so auch das Risiko. Bei ihnen ist, salopp gesagt, die Schwangerschaft gefährlicher als die Nebenwirkungen durch Pille und Co. Trotzdem zeigen Studien, dass auch Männer Interesse an ­neuen Methoden hätten. Es bleibt also spannend. So oder so solltest du mit deiner Ärztin anschauen, welche Verhütungsmethode am besten zu dir passt. Damit du nicht völlig verloren bist, ­verschaffen wir dir auf den nächsten Seiten einen Überblick.

Hormonell

Hormonelle Präparate gibts nur für Frauen und auf Rezept. Sie enthalten künstlich hergestellte Hormone (Östrogen und Gestagen), die den weiblichen Geschlechtshormonen ähnlich sind und so den Zyklus verändern.

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Hormonspirale

Sie wird von der Ärztin in die Gebärmutter eingesetzt und schützt drei bis fünf Jahre – ihr Sitz muss alle sechs Monate ärztlich kontrolliert ­werden. Die Hormonspirale besteht aus einem ­T-förmigen Kunststoffrahmen mit einem Hormondepot, das kleine Mengen Gestagen abgibt. Das Hormon macht den Schleim im Gebärmutterhals dicker, sodass es für Spermien fast kein Durchkommen gibt. Sollten es doch ein paar schaffen, kann sich die Eizelle trotzdem nicht einnisten.

Pflaster

Das Hormonpflaster klebst du dir normal auf die Haut. Am besten an einen Ort, der wenig Reibung ausgesetzt ist – aber nicht auf die Brüste! Sie reagieren empfindlich auf das enthaltene Östrogen. Das Pflaster gibt zusätzlich Gestagen ab. Drei Wochen trägst du ein Pflaster, wobei jede Woche ein neues an einer anderen Körperstelle angebracht wird. Danach legst du eine Woche ohne ein – die Entzugsblutung setzt ein. So nennt man die Monats­blutung beim Verwenden von hormonellen Verhütungs­mitteln. Dann gehts von vorne los.

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Pillen

Kombinationspille

Die «klassische Pille» enthält Östrogen und Gestagen. Ersteres unterdrückt den Eisprung und Letzteres macht den Schleim im Gebärmutterhals dickflüssig. Zudem verändert Gestagen die Gebärmutterschleimhaut so, dass sich dort keine befruchtete Eizelle einnisten kann. Die meisten Kombi-Pillen werden über 21 Tage eingenommen, danach folgt eine einwöchige ­Pause, in der normalerweise die Blutung einsetzt.

Mikropille

Da viele Frauen über starke Nebenwirkungen durch ­Kombi-Pillen geklagt hatten, wurde die Mikropille entwickelt. Sie enthält weniger Östrogen und ist meist verträglicher. Es gibt sie als Ein-, Zwei- oder Dreiphasenpräparate. Bei ersteren enthält jedes Dragee die gleiche Dosis der beiden Hormone. Bei den anderen sind die Hormonmengen der einzelnen Pillen unterschiedlich – so wird versucht, den weiblichen ­Zyklus nachzuahmen.

Minipille/Gestagenpille

Pillen, die nur Gestagen enthalten, nennt man Minipillen oder eben Gestagenpillen. Es gibt nämlich Frauen, die aus verschiedenen Gründen kein Östrogen einnehmen dürfen oder mit starken Nebenwirkungen darauf reagieren. Die Mini­pille wird also oft besser vertragen als andere Präparate. Sie wird ohne Pause durchgenommen, weshalb die Anwenderin meist gar keine Blutung mehr hat. Die Pillen musst du jedoch noch ­strenger als andere Präparate immer zur selben Zeit einnehmen, damit der Schutz gewährleistet ­werden kann.

Pille Danach

Sie ist kein Verhütungsmittel im eigentlichen Sinne, kann jedoch im Notfall Sinn machen: Etwa wenn die Verhütung vergessen ging oder ein Unfall mit dem ­Kondom passiert ist. Die ­«Pille danach» gibts in der Schweiz in Apotheken oder beim Arzt rezeptfrei, vorher ist jedoch ein Beratungsgespräch notwendig. Ihre Wirkstoffe verzögern den Eisprung und verhindern so eine Befruchtung. Sie kann bis zu fünf Tage nach dem Sex eingenommen werden.

Vaginalring

Der Hormonring ist aus Kunststoff. Er gibt Östrogen und Gestagen ab und wird von der Frau selber eingeführt. Sie trägt diesen dann für drei ­Wochen und entsorgt ihn danach. Darauf folgt eine einwöchige Pause, in der die Blutung einsetzt, bevor ein neuer Ring verwendet wird. Ein Nachteil? Einige spüren ihn beim Sex, was stören kann.

Dreimonatsspritze

Die Hormonspritze wird durch eine Ärztin meist in den Oberarm oder den Po gespritzt. Sie enthält Gestagen und bietet einen etwa dreimonatigen Schutz. Je nachdem, wann du die Spritze ­erhalten hast, musst du noch einige Tage zusätzlich verhüten. Frag deine Ärztin, ob das nötig ist. Planst du, bald schwanger zu werden, ist die Spritze eher ungeeignet, da es nach dem «Absetzen» (ähnlich wie bei der Pille) etwas dauern kann, bis das wieder möglich ist.

Stäbchen

Das Hormonstäbchen ist etwa so gross wie ein Streichholz und wird von der Ärztin auf der Innenseite des Oberarms unter die Haut implantiert. Dort bleibt es bis zu drei Jahre. Das Implantat funktioniert ähnlich wie die Minipille. Es gibt nämlich kontinuierlich ­kleine Mengen Gestagen ab und macht es so den ­Spermien schwer, zur Gebärmutter zu gelangen.

Mechanisch

Mechanische Verhütungsmittel verhindern durch die ­«Barriere-Methode», dass Spermien die Eizelle erreichen. Sie greifen nicht in den Hormonhaushalt ein. Hier können alle ­Geschlechter mitmischen.

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Kondom

Der Spitzenreiter unter den Verhütungsmitteln in der Schweiz ist das Kondom. Laut dem Bundesamt für Statistik benutzen es 42 Prozent der Verhütenden. Das Coole daran? Es bietet doppelte Sicherheit. Es schützt nämlich nicht nur vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern auch vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten. Das Kondom ist momentan noch das einzige Verhütungsmittel für den Mann. Und damit es richtig schützt, muss es korrekt übergestreift werden – aber das kann Mann easy üben. Achtung: Nicht jedem passt jedes ­Kondom. Die richtige Grösse ist aber zwingend. Sonst besteht die Gefahr, dass es abrutscht oder reisst. Hast du oder dein Sexpartner eine Latex-Allergie? Kein Problem! Obwohl viele Modelle aus Latex sind, existieren Alternativen. Übrigens: Auch für Frauen gibts Kondome. Die sogenannten ­Femidome sind aber nicht sehr verbreitet, da die Handhabung umständlicher ist als beim Pendant für den Mann.

Kupferspirale

Die Kupferspirale wird von der Ärztin in die Gebär­mutter eingesetzt. Je nach Modell bleibt sie drei bis fünf Jahre dort. Du solltest jedoch circa alle sechs Monate kontrollieren lassen, ob sie noch korrekt sitzt, damit sie auch richtig schützt. Das T-förmige Plastikteil ist mit Kupferdraht umwickelt. Dieser gibt stetig eine ­Minimenge Kupferionen ab. Diese hemmen die ­Spermien in ihrer Beweglichkeit und verändern die Konsistenz des Gebärmutterhalsschleims.

Diaphragma

Das Diaphragma gibts zwar rezeptfrei, Frau muss es aber von der Ärztin auf ihre anatomischen Gegebenheiten anpassen lassen. Die richtige Grösse und Handhabung sind sehr wichtig. Es wird selber eingeführt und vor dem Muttermund platziert. Dort versperrt es den Zugang zur Gebärmutter. Das braucht Übung. Für den vollen Schutz muss zusätzlich noch ein Spermizid-Gel aufgetragen werden. Nach spätestens 24 Stunden sollte das Dia­phragma wieder raus. Du kannst es aber mehrmals verwenden, wenn du es gut reinigst und pflegst. Der Nachteil: Die Spontanität beim Sex kann flöten gehen. Habt ihr etwa nach der ersten Runde Lust auf eine weitere, muss Frau erst das Gel nachtragen.

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