Die Buchvorlage
Wie «Game of Thrones» basiert auch die Prequel-Serie «House of the Dragon» auf einem Buch des Amerikaners George R. R. Martin: «Feuer und Blut – Erstes Buch: Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen von Westeros». Nach dem zweiten Teil soll dann bereits Schluss sein. Wann dieser herauskommen wird, steht aber noch in den Sternen: Martin will erst die «GoT»-Reihe fertig schreiben. Dieses Problem kennen wir ja leider schon …
Im Gegensatz zu den «Herr der Ringe»- und «Der Hobbit»-Trilogien gibt es für die Prequel-Serie «The Rings of Power» kein konkretes Buch, das als Vorlage diente. Aber der akribische britische Schriftsteller J. R. R. Tolkien hat in seinem Lebenswerk eine so umfassende Chronik von der Fantasiewelt um Mittelerde hinterlassen, dass die Macher genug Stoff für das Zeitalter von Númenor hatten.
Das Original
Fernsehen nach «Game of Thrones» war nicht mehr dasselbe wie davor. Martins blutiges Epos über den Streit verschiedener Familien und Stämme um den Eisernen Thron setzte neue Massstäbe: Eine TV-Serie machte einen auf Kino – und die Zuschauer rissen sich darum. 59 Emmys sammelten die acht Staffeln und ermutigten viele Studios dazu, Geld nicht nur in Filme, sondern auch in Serien zu stecken. Wie zum Beispiel Amazon.
Auch «Herr der Ringe» hat einen Meilenstein gesetzt. Der Neuseeländer Peter Jackson hat mit seiner visuell überwältigenden Verfilmung des bis dahin als unverfilmbar abgestempelten Epos das Fantasy-Kino revolutioniert: Rund drei Milliarden US-Dollar hat die Trilogie eingespielt und 17 Oscars abgeräumt. Die Vorgeschichten der lieb gewonnenen Figuren konnte nur gestreift werden – in «The Rings of Power» wird nun viel erklärt.
Die Macher
Der globale Erfolg von «Game of Thrones» katapultierte den Pay-TV-Anbieter HBO in eine neue Liga: 2019, im Jahr des Serienfinals, machte HBO 2,335 Milliarden US-Dollar Gewinn. Im Jahr danach, ohne «GoT», «nur» noch 286 Millionen. Kein Wunder, war man bei Warner Bros., dem Besitzer von HBO, bestrebt, möglichst rasch einen Nachfolger für die Cashcow zu finden. Der Name George R. R. Martin scheint dafür ein Garant zu sein.
Du hast dich schon gefragt, warum eine gigantische Serie wie «The Rings of Power» auf Prime Video läuft und nicht auf einem der führenden Streamingdienste? Nun, weil es dafür das ganz grosse Portemonnaie brauchte, das eben ein Weltkonzern wie Amazon besitzt: Stolze 58 Millionen Dollar verschlang die Tolkien-Serie – pro Folge! Das ist eine klare Ansage von Prime Video in Richtung HBO und Netflix. Gewinner sind die Fans.
Die Neuen
«House of the Dragon» spielt 200 Jahre vor «GoT» und konzentriert sich ganz auf das Haus Targaryen, also die Vorfahren von Daenerys. König Viserys hat keinen Sohn, weshalb er Tochter Rhaenyra zur Thronfolgerin ernennt und damit seinen Bruder Daemon verärgert. Als seine zweite Frau Viserys ihm doch noch einen Sohn schenkt, entbrennt ein blutiger Kampf um den Eisernen Thron.
Peter Jackson ist nicht mehr an Bord, aber dennoch fühlt es sich ein bisschen an wie Heimkommen: das Licht, das Dekor, die Ausstattung – voll «Herr der Ringe». Im Vergleich zum etwas seelenlosen «Hobbit» wurde CGI (Computereffekte) sparsamer eingesetzt, was die Figuren realistischer macht. So wird die Geschichte von Galadriel, Elrond und Isildur – rund 3000 Jahre vor «Herr der Ringe» – in einem würdigen Rahmen erzählt.
Die Fan-Gemeinschaft
«House of the Dragon» hat nicht nur den Vorteil, zwei Wochen vor dem Amazon-Konkurrenten gestartet zu sein. Dadurch, dass der Vorgänger auch schon im Serienformat war, konnte das Prequel die eingefleischten Fans einfach wieder abholen. Diese würdigen den neuen Titel mit hohen Bewertungen – auch wenn etwas weniger Spektakel drin steckt.
Dass sich gewisse Leute an der Hautfarbe von erfundenen Völkern stören, ist stossend und lächerlich. Da geht fast vergessen, welch schönes und cleveres Werk uns die Macher präsentieren: «The Rings of Power» legt ein erzählerisches Fundament unter die tolle «Herr der Ringe»-Trilogie. Dennoch sind sich die Fans noch uneinig über ein Urteil. Aber die Bewertungen werden wohl bald steigen. Qualität setzt sich am Ende immer durch.