Alles beginnt irgendwann – und meistens mit einer Erfindung: So auch die Geschichte des flexiblen Musikhörens im fortgeschrittenen 19. Jahrhundert. 1877 wurde in Amerika der Phonograph erfunden. Das Gerät mit seinem grossen Schalltrichter konnte Töne aufzeichnen und auch wieder abspielen. Die Akustik? Natürlich noch nicht wirklich ein Knaller. Das änderte sich aber mit der Erfindung von Emil Berliner: Im Jahr 1887 lies der Deutsche das Grammophon patentieren, den Vorläufer des Plattenspielers. Blitzschnell wurde das Gerät zum Verkaufsschlager. Bereits um 1900 hatte es die Wohnzimmer erobert. Die Schellackplatten, die man auflegen konnte, enthielten zwölf Minuten Musik pro Seite.
Über 50 Jahre dauerte es, bis die Platte aus dem teuren Naturprodukt Schellack schliesslich abgelöst wurde. Nachfolgerin war die preiswertere Langspielplatte, kurz «LP», aus Polyvinylchlorid (PVC). Mit dem neuen Material stieg auch die Tonqualität und die Aufnahmedauer. Daher war die LP ab den 50er-Jahren nicht mehr aus den Regalen wegzudenken. Gehypt wurden vor allem auch die illustrierten Covers, die bis heute Kultstatus haben. Und auch der Plattenspieler erlebt seit einiger Zeit eine Renaissance. Viele aktuelle Musikschaffende bringen ihre Alben wieder als Vinyl-Schallplatten raus. Das leise Rauschen und Knacken der Nadel im Hintergrund der Musik ist Nostalgie pur.
Der nächste Meilenstein war ein Medium, dass in jede Tasche passte: die Kassette. Sie kam 1963 auf den Markt. Hier befand sich die Musik auf einem Magnetband aus Kunststoff, das zwischen zwei Spulen lief. Und abgespielt wurde das Tape ganz einfach mit einem passenden Rekorder. Die Spieldauer einer Seite lag bei 30 bis 45 Minuten. Doch das Highlight war die neue Funktion des Zurückspulens per Knopfdruck: Schluss mit dem mühsamen Zurücksetzen der Nadel! Zudem brachte Sony 1979 den ersten Walkman heraus. Jetzt konnte man sogar unterwegs Musik hören. Einziger Nachteil der Kassette? Gut und gerne gab es einen grossen Bandsalat – da half nur geduldiges Entwirren oder eine Schere ...
Es war ebenfalls der Konzern Sony, der in Zusammenarbeit mit Philips im Jahr 1982 das Zeitalter der digitalen Musik einläutete. Sie erfanden die kleine schillernde Scheibe: die Compact Disc, besser bekannt als «CD». Sie war eine Revolution für die gesamte Musikindustrie. Die Klangqualität war erste Klasse und aufnehmen konnte man bis zu 74 Minuten. Hergestellt werden CDs heute noch aus Polycarbonat, gelesen wird die Musik von einer Laserdiode auf der glänzenden Seite. Die bierdeckelgrosse Platte wurde zum Massengeschäft der 80er- und 90er-Jahre. Die digitale Musik eröffnete eine neue Welt, jedoch auch illegale Tore: Schon bald fingen nämlich viele damit an, CDs selber zu brennen.
Aufgrund besagter Raubkopien und auch wegen der fortschreitenden Digitalisierung rasselte der Marktanteil der physischen Tonträger ab der Jahrtausendwende in den Keller. 1999 ging die Musiktauschbörse Napster online: Millionen Musikfans tauschten dort ihre Musik aus. Die MP3-Formate zum Herunterladen waren zwar illegal, aber das interessierte niemanden. Und Apple nutzte schliesslich die Chance und machte digitale Musik offiziell: 2001 brachte das Unternehmen den ersten tragbaren Musikplayer – den iPod – und den digitalen Musikladen iTunes auf den Markt. Das waren die Anfänge des modernen Streamings.
Nach iTunes kamen weitere Streaming-Plattformen dazu. Spotify, die mittlerweile grösste unter ihnen, wurde 2006 in Schweden gegründet. Mit dem Streaming änderte sich die Art und Weise, wie Musik konsumiert wird, von Grund auf. Die riesigen Online-Bibliotheken ermöglichen es, stundenlang Musik zu hören und immer wieder neue Künstler und Künstlerinnen zu entdecken. Du kannst deine eigenen Playlists zusammenstellen oder lässt dir eine für dich massgeschneiderte Liste vorschlagen. Kopfhörer und mobile Lautsprecher sind unsere täglichen Begleiter. In diesem Sinne: Musik an, Welt aus! Wir bleiben gespannt, wie die Geschichte des Musikhörens weitergeht.