Coopzeitung Weekend

Unter Strom

Eindimensionaler Partysound? Elektronischer ­Musik haften viele solcher Klischees an. Dabei hat sie doch so viel mehr zu bieten als «Nznznz» und ­Drogen-Raves. Wir mixen vier Elektro-Genres auf ­unseren Turntables ­zusammen – bis der Beat «dropt».

Techno

Dank neuartiger Sampler, Drumcomputer und Synthesizer taten sich für Produzentinnen und Musiker ganz neue Welten auf. Bereits in den 60ern wurden Elektro-Elemente in Pop- und Rocksongs eingebaut. Spätestens in den 80ern wuchs aus den vielen Einflüssen ein neuer ­Musikstil heran: Techno. Heute vereint der Begriff diverse Genres. Doch in den 80ern verstand man darunter in erster Linie «technologisch fortschrittliche Musik». Einen grossen ­Anteil daran, dass sich diese Musik verbreiten konnte, hatte die Düsseldorfer Gruppe ­Kraftwerk, die von der New York Times als «Beatles der elektronischen Tanzmusik» bezeichnet ­wurde. Sie als Techno-Band zu bezeichnen, wäre jedoch falsch. Sie haben aber das Genre (und ­viele andere) extrem geprägt. In den 90ern nahm Techno richtig Fahrt auf. Allen ­voran der Brite Carl Cox und der deutsche DJ WestBam, die dafür sorgten, dass Techno auch ­einem grösseren Publikum schmackhaft gemacht werden konnte: Stichwort «­Love­parade». Doch wie klingt Techno? Grundsätzlich zeichnet sich das Genre durch einen mechanischen und experimentellen Sound aus. Lange Tracks werden von den DJs ­ineinander verschmolzen. Charttauglich ist Techno nicht wirklich, aber ­clubtauglich.

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EDM

Du willst noch nicht gehen und ein bisschen tanzen? Wenn du auch mitsingen willst, dann ist «Electronic Dance Music» voll deins. Das Genre, das mit «EDM» abgekürzt wird, gilt als das kommerziellste innerhalb der elektronischen Musik. Und das macht, wie das so ist, ­viele ­Techno-Fans der ersten Stunde «hässig». Doch elektronische Musik, die die Charts ­eroberte, gabs schon in den 90ern: Weisst du noch, Eurodance? Das waren die Songs mit den Rap-Einlagen und gesungenen Refrains. Ganz vorne mit dabei: das deutsche Duo Snap!. Der ­klassische ­Eurodance-Songaufbau wird deshalb auch die «Snap-Formel» genannt oder ­«Ma-ra-Fra-si» (Mann rappt, Frau singt). Daran bedienten sich auch DJ Bobo, Dr. Alban und Co. mit Erfolg. Apropos Erfolg: Da legte die EDM-Welle der 2010er noch eine Schippe drauf. Im Gegensatz zu Techno, wo die DJs sich im Dunkeln aufs Mixen konzentrieren, rücken die EDM-Vertreter als Entertainer in den Mittelpunkt – in ausverkauften Stadien, mit aufwendigen Bühnenshows. EDM-Tracks sind melodiös und drehen sich oft um den «Drop», sozusagen den Refrain der elektronischen ­Musik. Der Beat baut sich auf, bis die «Erlösung» kommt – die Menge rastet aus. Gesang ist keine ­Seltenheit, weshalb EDM auch in den Charts ganz oben mitmischt. Und die DJs sind ­Megastars: Calvin Harris, Avicii und David Guetta kennst du? Eben.

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Trance

In den 90ern ging elektronische Musik durch die Decke. Neben dem Eurodance à la Snap! hat sich von Deutschland ausgehend ein weiteres erfolgreiches Elektro-Genre verbreitet: Trance. Das sind die Songs, die es auch auf deine Bravo-Hits-CDs geschafft haben, die du dann aber vielleicht weitergeschaltet hast, weil du lieber Backstreet Boys hören wolltest. Prägend waren hier vor allem das Berliner Label «MFS» rund um Paul van Dyk oder das Frankfurter Pendant «Eye Q Records» mit Sven Väth als Vertreter. Ähnlich wie die eigentliche Definition einer ­Trance, also dem Fallen in einen hypnotischen Dämmerzustand, geht es beim gleichnamigen Musikgenre darum, mit Körper und Geist innerhalb des Sounds aufzugehen. So lullt dich bei einem Trance-Track die Musik durch überlagernde Klangteppiche in sphärische ­Welten ein. Jedoch war es auch nicht unüblich, diesen Zustand an den sogenannten «Raves» mit bewusstseinserweiternden Substanzen zu unterstützen. In den 90ern bezeichnete übrigens «Rave» auch eine Abwandlung der Trance-Musik, die wegen ihrer superschnellen Beats auch als «Deppen- oder Kirmestechno» bezeichnet wurde. Das dürfte ­Vertreterinnen wie Marusha jedoch nicht gefreut haben.

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House

In den 80er-Jahren war ganz schön etwas los in der elektronischen Musikszene. Denn zur ­selben Zeit als Techno in Europa gross wurde, entwickelte sich in den USA die House-Musik. Der Name «House» kommt vom ersten Club, in dem die Musikrichtung aufgelegt wurde – dem «Warehouse» in Chicago. Als Wegbereiter gelten die amerikanischen DJs Marshall Jefferson und Frankie Knuckles, die in ihren Tracks Soul mit Disco-Elementen aus den 70ern mischten. Deshalb wird House oft auch als «tanzbarer Techno» bezeichnet. In den 90ern bildete sich ­davon inspiriert in Frankreich eine eigenständige House-Szene unter dem Label «French House» heraus. Die DJs verpassten dabei ihrem tanzbaren Sound durch spezielle Effekte und Filter einen ganz charakteristischen Touch. Die Pioniere dieser Bewegung: Daft Punk. Anfang der 2010er begann sich aus verschiedenen Abwandlungen der House-Musik ein neuer Stil zu ­formen, der ebenfalls richtig erfolgreich wurde. Der sogenannte «Big Room» ist durch einen ­besonders ein­gängigen und aggressiven «Drop» geprägt. Die Songs «Animals» (2013) von ­Martin Garrix und «Tsunami» (2013) von DVBBS schafften es so nicht nur die Clubs zum Kochen zu bringen, ­sondern auch in den Charts bis ganz oben aufs Podest zu klettern.

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Coopzeitung Weekend

Mit Coopzeitung und 20 Minuten spannen die beiden grössten Zeitungen in der Schweiz zusammen, um ein neues, trendiges Magazin kurz vor dem Wochenende zu lancieren. «Coopzeitung Weekend» erscheint jeden Freitag dreisprachig im Print und Online von 20 Minuten.