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Kennsch mi no? Was aus den ganzen One-Hit-Wonders wurde

Die Lyrics haben wir sofort auf den Lippen, aber wer hat das nochmal gesungen? Die Storys hinter einigen der bekanntesten One-Hit-Wonders und was aus den Eintagsfliegen wurde. Und ja, wir entschuldigen uns jetzt schon für die vielen Ohrwürmer, die du gleich haben wirst.

Text: Claudia Hottiger / Foto: Alamy | Getty Images

80er

Tainted Love Soft Cell (1981)

Das britische Synthiepop-Duo Soft Cell erhielt von ihrer Plattenfirma eine letzte Chance, weil die ersten Singles floppten. Und Marc Almond und David Ball ergriffen sie – mit einem Cover. «Tainted Love» (1981) stammt nämlich im Original von der Soul-Sängerin Gloria Jones. 1984 trennte sich das Duo bereits wieder und befand sich von da an in einer musikalischen On-Off-Beziehung. Und heute? Wollen es die Herren nochmal wissen. Vor wenigen Monaten haben sie ein neues Album herausgebracht. Ob einer der Songs an ihren Megahit rankommt? Wohl kaum.

It’s Raining Men, The Weather Girls (1982)

Martha Wash und Izora Armstead traten zuerst als Backgroundsängerinnen The Two Tons o’ Fun auf. Bis sie Anfang der 80er auf die Songwriter Paul Jabara und Paul Shaffer trafen. Die hatten «It’s Raining Men» schon fast jeder Soul- und Pop-Diva der Zeit angeboten. Doch Diana Ross, Donna Summer, Cher und Barbra Streisand wollten den Song nicht. Also schnappten sich Wash und Armstead das Lied und gingen als The Weather Girls damit durch die Decke. 1988 trennten sie sich. Bis zu ihrem Tod 2004 machte Armstead mit ihrer Tochter weiter. Diese holte danach ihre Cousine als neues «Weather Girl» ins Boot.

Walking n Sunshine, Katrina And The Waves (1985)

Hinter DEM Gute-Laune-Hit steckt die britische Band Katrina & The Waves. 1985 schrieb deren Gitarrist Kimberley Rew «Walking On Sunshine», der die Charts weltweit eroberte. 1997 gewann die Band dann mit «Love Shine A Light» beim Eurovision Song Contest für England. Hä, das ist ja doch kein One-Hit-Wonder?! Stimmt schon, aber fast. Denn an den Megahit kam auch der ESC-Song nicht ran. So oder so half der ganze «Sunshine» nichts: 1999 trennten sie sich endgültig. Leadsängerin Katrina Leskanich versuchte es solo und in verschiedenen Bands – erfolglos.

Don’t Worry Be Happy, Bobby McFerrin (1988)

Ein One-Hit-Wonder, das zehn Grammys auf seinem Sims stehen hat? Ja, das geht. Denn der amerikanische Vokalakrobat Bobby McFerrin bewegte sich bis zum Jahr 1988 vor allem in der Jazz-Nische. Und in dieser war er auch sehr erfolgreich. Doch erst mit seinem Hit «Don’t Worry Be Happy» wurde er auch im Mainstream bekannt. Doch so schnell wie er aufgetaucht ist, verschwand er auch wieder in seiner Nische. McFerrin ist das wohl ziemlich egal. Seit den 90ern ist er neben seinem Musikerdasein auch als Dirigent und Hochschuldozent tätig.

90er

Ice Ice Baby, Vanilla Ice (1990)

Robert Matthew Van Winkle aka Vanilla Ice schrieb seinen 90er-Hit «Ice Ice Baby» mit gerade mal 16 Jahren. Veröffentlicht wurde der Song jedoch erst später. Aber genauso schnell wie der Rapper die Karriereleiter hinaufstieg, fiel er auch wieder runter. Alle Versuche, an den Erfolg anzuknüpfen, floppten. Etwa als er es Ende der 90er mit New Metal versuchte. Nach einigen peinlichen Schauspiel-Auftritten hat Vanilla Ice aber doch noch die Kurve gekriegt. Seit 2010 hat der Hobby-Handwerker seine eigene Reality-Show. In «The Vanilla Ice Project» renoviert er baufällige Häuser: DIY, Baby!

What’s Up?, 4 Non Blondes (1993)

Du kennst bestimmt den Song «What’s Up?» der kalifornischen Band 4 Non Blondes. Und sonst nichts? Kein Wunder, denn nach dem Hit aus dem Jahr 1993 kam nicht mehr viel von der Band um Sängerin Linda Perry. Bereits zwei Jahre später lösten sie sich wieder auf. Perry hat das nicht geschadet. Sie wurde zu einer der erfolgreichsten Produzentinnen und Songschreiberinnen – etwa für Pink oder Alicia Keys. 2015 wurde sie sogar in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen. Und die anderen «Non Blondes» tümpeln weiterhin erfolglos in irgendwelchen Bands rum.

Lemon Tree, Fool’s Garden (1995)

Die deutsche Band Fool’s Garden stürmte 1995 mit «Lemon Tree» die europäischen Charts. Danach war Schluss. «I wonder how, I wonder why», aber alle weiteren Versuche, an den Hit anzuknüpfen, scheiterten. So ist es nicht überraschend, dass sich die Band 2003 wieder trennte. Sänger Peter Freudenthaler und Gitarrist Volker Hinkel versuchten es mit neuen Mitgliedern und strichen den Apostroph aus dem Namen. Doch auch Fools Garden floppte. Auch wenn sie heute noch auftreten, wollen die Leute halt nur einen Song hören. Und die ehemaligen Mitglieder? Zwei haben eine gemeinsame Werbeagentur, einer ist Musiklehrer.

Torn, Natalie Imbruglia (1997)

Die Sängerin Natalie Imbruglia startete 1997 mit «Torn» durch. Doch wusstest du, dass sie bereits vorher ein TV-Star war? Sie spielte nämlich wie Kylie Minogue in der australischen Soap «Neighbours» mit. Deshalb konzentrierte sie sich auch wieder auf die Schauspielerei, als es musikalisch nicht mehr lief – zum Beispiel im Film «Johnny English» (2003). Die Musik gab sie jedoch nicht komplett auf. Denn in Grossbritannien und Australien war Imbruglia mehr als ein One-Hit-Wonder. 2005 landete sie etwa mit «Shiver» erneut in den UK-Charts. Doch der grosse Erfolg blieb aus. Trostpflaster: Vor Kurzem gewann sie die britische Version von «The Masked Singer».

00er

Teenage Dirtbag, Wheatus (2000)

Die Debütsingle «Teenage Dirtbag» der amerikanischen Band Wheatus wurde zur Hymne einer ganzen Generation. Doch was viele nicht wissen: Ein Mord in seiner Heimatstadt hat den Sänger Brendan B. Brown dazu inspiriert. Den Ausdruck «Dirtbag», also «Drecksack», las er nämlich in einem Artikel über den Mörder. Vor Kurzem erlebte der Song eine Renaissance – auf Tiktok. In der «Teenage Dirtbag Challenge» teilten Stars Bilder aus ihren Teenie-Jahren. Und Wheatus? Die machen in wechselnder Besetzung und unter eigenem Label weiter Musik. Und vielleicht haben sie ja immer noch «tickets to Iron Maiden, baby...»

Bad Day, Daniel Powter (2005)

Der kanadische Musiker Daniel Powter hatte einen nicht mal so schlechten Tag, als er den Song schrieb, der ihn auf einen Schlag berühmt machte. Seine Single «Bad Day» wurde 2005 von den Radiostationen weltweit rauf und runter gespielt. In den USA schaffte er es sogar bis auf Platz 1 der Charts. Doch nach dem Megaerfolg gings bergab. Weitere Songs floppten und Powter hatte mit Drogenproblemen zu kämpfen. Obwohl es eine Zeit lang ruhiger um den Kanadier wurde, hat er die Musik nie an den Nagel gehängt. Seine letzten beiden Alben waren jedoch ausschliesslich in Asien erfolgreich. Trotzdem nicht so «bad», oder?

Crazy, Gnarls Barkley (2006)

«Craaaaaaaazy»! Genau so kann man den Aufstieg des Musikprojekts «Gnarls Barkley» bezeichnen. Der US-Produzent Danger Mouse und der Sänger CeeLo Green haben mit ihrem Erstling «Crazy» (2006) nicht nur ein Ohrwurm-Monster geschaffen. Der «Rolling Stone» hat den Song zudem in die Liste der «500 Greatest Songs of All Time» aufgenommen und einen Grammy gabs auch. Danach folgten weitere Songs, doch keiner startete durch. Nach zwei Alben konzentrierten sich beide wieder auf ihre Solokarrieren. CeeLo Green landete 2010 mit «F**k You!» einen Hit. Und Danger Mouse produzierte nicht minder erfolgreich Musik.

Somebody That I Used To Know, Gotye (2011)

Der belgisch-australische Musiker Gotye hat mit seiner neuseeländischen Kollegin Kimbra 2011 einen rausgehauen. Auf Platz eins der Charts machte es sich «Somebody That I Used To Know» etwa in den USA gemütlich und auf Youtube wurde der Hit bis heute über 2 Milliarden Mal geklickt. Zwei Grammys krönen den Erfolg. Doch statt da anzuknüpfen, verschwanden beide in der Versenkung. Für Gotye eine bewusste Entscheidung: Er sagte, er sei nicht daran interessiert, mit seiner Musik Geld zu machen. Weshalb er auf seinem Youtube-Kanal auch keine Werbung schaltet und so auf Millionen an Tantiemen verzichtet! Und um Kimbra wurde es ebenso still. So sind beide halt auch nur «somebody that we used to know».

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