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Déjà-vu – ein Phänomen mit vielen Fragezeichen

Habe ich das wirklich schon mal erlebt, oder spielt mir mein Gehirn einen Streich? Erinnere ich mich an einen Traum oder gar an ein früheres Leben? Das Phänomen des Déjà-vus fasziniert uns und bringt die Wissenschaft zum Verzweifeln.

Text: Fabian Kern / llustration: Dieter Stocker / Foto: Stocksy

Déjà-vus sind jene Momente, die uns jeweils kurz aus unserer so rationalen Welt reissen und ihr einen Hauch Magie verleihen: Das Gefühl, genau dieses Gespräch schon mal erlebt zu haben oder in den Ferien eine Strasse schon zu kennen, obwohl man zum ersten Mal da ist. Ein Déjà-vu ist oft sehr intensiv, aber hält meistens nur einen Moment an. Doch woher kommen diese «falschen» Eindrücke? So viel vorne weg: Keiner weiss es. Spirituelle Menschen erklären Déjà-vus als Fehler in der Matrix oder mit Erfahrungen aus früheren Leben. Die Wissenschaft tut dies als Humbug ab, liefert aber selbst auch keine griffigen Erklärungen. Immerhin hält sie aber Ansätze dazu bereit. Wir stellen euch die bekanntesten vor.

Vergessene Erinnerung

Normales Wiedererkennen funktioniert so: Du siehst, hörst oder riechst etwas, das Gehirn gleicht den neuen Eindruck mit der Erinnerungsdatenbank ab und löst bei einem Match die Erkenntnis aus. Charakteristisch für ein Déjà-vu ist, dass man sich für einen Moment ganz sicher ist, diesen Wiedererkennungseffekt zu erzielen. Darauf basiert die Theorie der französischen Brüder Jean-Yves und Marc Tadie: dass es sich bei einem Déjà-vu um eine tatsächliche, aber vergessene Erinnerung handeln könnte. In die gleiche Richtung geht die Theorie der unbewussten Erinnerung – an etwas, das sich zum Beispiel nebenbei während einem Gespräch abgespielt hat.

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Vorahnung

Eine parapsychologische These besagt, dass das Déjà-vu nicht nur in die Vergangenheit, sondern sogar in die Zukunft sieht. Dass es eine Warnung vor einem bevorstehenden Unglück sein kann – von wem auch immer. Zugegeben, das klingt etwas abenteuerlich und erinnert stark an Horrorfilme à la «Final Destination». Es existiert aber auch ein wissenschaftlich anerkannter psychologischer Ansatz, der in die gleiche Richtung geht. Ähnlich wie bei der Traumdeutung werden die Wahrnehmungen auf die aktuellen Probleme der Person untersucht. Sie sollen ein Zeichen dafür sein, was uns gerade am meisten beschäftigt.

Wunschdenken

Der Mensch tendiert dazu, ständig nach Bestätigung zu suchen. Deshalb filtert unser Hirn die Erfahrungen, die den ganzen Tag auf uns einwirken, auf der Basis unserer Erwartungen. Darauf zielt die These des «Confirmation Bias» (deutsch: Bestätigungsfehler) als Erklärung für Déjà-vus hin: Anstatt wertungsfrei die Eindrücke aufzunehmen, sucht das Hirn krampfhaft nach Vergleichen, um unsere Ansichten zu bestätigen. Dabei soll es dann grosszügig über gewisse Unstimmigkeiten hinwegsehen und schon bei Ähnlichkeiten von Bildern oder Szenen vermelden: Ich wusste schon, dass das passieren würde!

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Neurologischer Vorgang

Lange galt die «Optical Delay Theory» als Erklärung für Déjà-vus: Eine Information gelangt zuerst über das rechte Auge ins Hirn, bevor sie durch das linke noch einmal aufgenommen wird. Diese Verzögerung verursache das Déjà-vu. Die Theorie war aber vom Tisch, als Blinde ebenfalls von Déjà-vus berichteten. Die Augen sind es also nicht. Deshalb gehen viele von einer Fehlschaltung im Hirn aus. Gestützt wird diese These von der Tatsache, dass Déjà-vus besonders häufig bei Epileptikern kurz vor einem Anfall auftreten. Ein Epilepsie-Anfall ist eine Art Kurzschluss im Gehirn.

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Schutzmechanismus

Wenn schwierige Entscheidungen anstehen, fallen viele Menschen in alte Muster zurück. Deine Partnerschaft ist am Kriseln? Du bist nicht mehr glücklich in deinem Job und möchtest dich neu orientieren? Wenn du in deinem Umfeld niemanden hast, um dich in deiner Entscheidung zu bestärken und dir einen Ruck zu geben, tust du das selbst. Somit würdest du das Déjà-vu selbst kreieren, um dich zu bestätigen: Ja, tu es, du hast das doch schon mal getan. Die Schwäche dieser These des Schutzmechanismus der Seele ist aber wie bei vielen anderen, dass sie nur eine bestimmte Art von Déjà-vu erklärt.

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