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Stille Nacht, rauhe Nacht: Was während den letzten Nächten des Jahres alles abgeht

Was weisst du über die geheimnisvollen Rauhnächte, die Schwellenzeitzwischen den Jahren? Uralte Geschichten ranken sich um sie und unzählige Bräuche sind mit ihnen verknüpft. Wir bringen Licht ins Dunkel und stellen dir Rituale vor, die du selber durchführen kannst.

Text: Yaël Jakob / Illustration: Angela Stocker / Foto: Getty Images

Wenn es draussen kalt ist und die Tage immer kürzer werden, neigt sich das Jahr dem Ende zu. Für die meisten von uns bedeutet diese Zeit irgendetwas zwischen Familienfest, Guetzli-Futtern, Glühwein-Trinken und Neujahrsvorsätze-Aufstellen. Jenseits dieser vertrauten Traditionen gibt es aber noch ein weitaus älteres Brauchtum: die Rauhnächte – auch bekannt als Rauchnächte, Inner- oder Unternächte, Niemandszeit oder sogar als die «Toten Tage».

Will man alten Sagen und Geschichten Glauben schenken, sind damit einige Nächte rund um den Jahreswechsel gemeint, in denen Sonderbares und Magisches vor sich geht. Angeblich fallen in dieser Zeit die Grenzen zu anderen Welten, weshalb Geister und Co. frei auf der Erde herumwandeln können. Die Menschen vorchristlicher Kulturen haben daher damit begonnen, die unterschiedlichsten Rituale zur Abwehr gegen die Unwesen und zum Vertreiben der düsteren Winternächte durchzuführen. Man räucherte etwa die eigenen Wohnräume aus, zündete Kerzen und grosse Feuer an oder verursachte ordentlich Lärm. Wie genau ein Ritual aussah, unterschied sich von Region zu Region sehr stark. Den genauen Ursprung der Rauhnächte kennt man daher nicht. Keltische Schriftzeichen und germanischen Runen beweisen nur, dass er in Europa liegt.

Genauso verschieden wie die Namen und die Herkunft ist auch die Dauer der Rauhnächte. Meistens geht man von den zwölf Nächten zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar aus. Mancherorts beginnen sie aber auch schon am 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnwende. Vermutungen zufolge hatte der Mondkalender der Germanen nur 354 Tage, weshalb die übrigen elf Tage und zwölf Nächte als «zeitlos» galten und sich zu den mysteriösen Rauhnächten entwickelten. Später hat sich dann das Christentum die Zeit für eigene Zwecke angeeignet: Denn nicht zufällig liegen zwischen dem Weihnachtsabend und dem Dreikönigstag ebenfalls genau zwölf Tage. Zusätzlich hat die europäische Kultur auch diverse Rituale integriert. Etwa das Ausräuchern ist bei den Katholiken eine beliebte Praxis.

Viele der jahrtausendealten Bräuche haben es sogar bis ins 21. Jahrhundert geschafft – oder zumindest gewisse Überbleibsel davon. Gerade die Tradition des Ausräucherns der Wohnung lebte in den letzten Jahren vielerorts wieder auf. Auch wenn es keine Geister vertreiben soll, dann zumindest abgestandene Luft. Ausserdem sind im Verlaufe der Zeit stets weitere Rituale dazugekommen, die heutzutage den Übergang vom alten ins neue Jahr prägen. Fünf dieser Bräuche stellen wir dir auf den nächsten Seiten vor.

1. Ein Räucherritual durchführen

Du willst dich an ein ganz altes Ritual wagen? Nur zu, dafür brauchst du keine eigene Kirche, Weihrauch oder Myrrhe. Und es geht heute auch nicht mehr zwingend darum, böse Geister fernzuhalten. Vielmehr lädst du die guten symbolisch zu dir ein. Das Räucherritual sorgt für einen angenehmen Duft in deiner Wohnung und trägt das alte Jahr hinfort. Am besten verwendest du dazu Räucherstäbchen nach deinem Geschmack oder verbrennst getrocknete Kräuter in einer feuerfesten Schale. Geeignet sind zum Beispiel Salbei, Lavendel, Johanniskraut und Wermut.

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2. Die Dunkelheit vertreiben

In den kalten Monaten ist es manchmal echt schwierig, in die Gänge zu kommen. Vor allem wenn es draussen kalt und dunkel ist. Gegen den Winterblues könnte dir ein kleines Lichtritual helfen. Richte dir eine gemütliche Ecke ein – mit Kissen, einer flauschigen Decke und schönen Kerzen. Während der zwölf Rauhnächte kannst du dich jeden Abend einige Minuten dahinsetzen und zur Ruhe kommen. Mit Kerzen auf deinen Fensterbänken oder vor der Tür hast du zudem die Möglichkeit, etwas Licht nach aussen zu tragen. Deine Nachbarn werden sich freuen.

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3. Deine Träume deuten

Während der Raunächte sollen die Träume sehr intensiv sein und eine besondere Bedeutung haben. Daher hat sich der Brauch verbreitet, in dieser Zeit ein Traumtagebuch zu führen. Denn was du während dieser Nächte träumst, kann darauf hinweisen, was dich im nächsten Jahr erwartet. Wie du am besten vorgehst? Halte ein Notizbuch und einen Stift neben deinem Bett bereit. Wenn du am Morgen aufwachst, schreibe sofort auf, an was du dich noch erinnerst – bevor dir deine Träume entfallen. So weit, so gut. Das mit der Deutung hingegen ist eine andere Sache. Als Neuling kannst du darauf achten, ob gewisse Themen immer wieder vorkommen oder wie du dich in den Träumen gefühlt hast. Vielleicht erwarten dich ähnliche Situationen im neuen Jahr. Schliesslich musst du aber für dich entscheiden, wie viel Bedeutung du dem Geträumten zumisst.

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4. Ins Reine kommen

Die Zeit der Rauhnächte eignet sich perfekt, um ins Reine zu kommen, mit dir selbst und mit dem alten Jahr. Nimm dir an den Festtagen Zeit zum Krafttanken und für Selbstreflexion. Was hast du im vergangenen Jahr erreicht? Gibt es etwas, das dich noch beschäftigt und was möchtest du noch abschliessen? Jetzt wäre nämlich der passende Zeitpunkt, offene Angelegenheiten zu klären, Schulden zu begleichen und in deiner Wohnung für Ordnung zu sorgen. Putzen und Aufräumen sind daher beliebte Rituale. Bloss vom Wäschewaschen solltest du während der Rauhnächte die Finger lassen. Alten Sagen zufolge bringt das Unglück oder sogar den Tod. Wieso?Angeblich verfangen sich Geister und Dämonen in der frisch aufgehängten Wäsche.

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5. In die Zukunft schauen

Last, but not least: Wie wärs mit einem Blick in die Zukunft? Angeblich sollen die Rauhnächte etwa das Wetter für das kommende Jahr voraussagen. Jeder Tag entspricht dabei einem Monat. Wenn also zum Beispiel am 25. Dezember die Sonne scheint, so wird auch der Januar ein sonniger Monat. Bauernweisheiten sind nicht so dein Ding? Dann könntest du auch das Ritual der 13 Wünsche durchführen. Schreibe ebenso viele Wünsche auf kleine Zettel und falte sie zusammen. In jeder Rauhnacht verbrennst du nun einen Wunsch, jedoch ohne ihn zu lesen. Nur auf diese Weise geht er in Erfüllung. Und was ist mit dem verbleibenden Wunsch Nummer 13? Den solltest du dir im kommenden Jahr auf eigene Faust erfüllen.

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