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Die verrücktesten Musikinstrumente – von der Maultrommel bis zur Rüebli-Flöte

Weltweit gibt es zigtausend Instrumente – und einige davon sind ganz schön crazy. Wir stellen dir acht ungewöhnliche vor, die du vielleicht noch nicht kennst und deren Klang du dir unbedingt einmal reinziehen solltest.

Text: Yaël Jakob / Illustration: Livia Graf

Zurna

Ungewöhnlich? An sich sieht die Zurna doch ziemlich normal aus – ein Blasinstrument halt. Wenn du aber erst einmal ihren Klang hörst, weisst du, dass es sich nicht einfach um irgendeine Flöte handelt. Ihr Ton ist schrill, durchdringend und nimmt uns mit in die Türkei. Denn dort wurde das Instrument vor über 2000 Jahren erfunden – für die Schlangenbeschwörung. Mit der Zeit diente die Zurna dann auch als Volksmusik- und Militärinstrument. Zudem gilt sie als Vorläuferin der europäischen Schalmei und der Oboe. Spielen kannst du die Zurna auch heute noch, ganz ohne Schlangen und ohne Militär. Modelle gibt es unzählige: Sie unterscheiden sich durch die Grifflöcher-Anzahl, die Grösse und das Material. Du hast die Qual der Wahl.

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Maultrommel

Weiter gehts mit einem Zupf-Idiofon. Bitte was? Darunter kannst du dir vielleicht nichts vorstellen. Unter einer Maultrommel aber wahrscheinlich auch nicht. Gemeint ist dieses lustige Teil auf der linken Seite, das an eine Armbrust erinnert. Seine Herkunft ist unbekannt, aber die ältesten Funde in Europa stammen aus dem 13. Jahrhundert. Das kleine Instrument war vor allem in der Volksmusik beliebt, bis es ab dem 19. Jahrhundert von der Mundharmonika in den Schatten gestellt wurde. Gespielt wird die Maultrommel aber auch heute noch – sie wird zum Beispiel in Hörspielen und Zeichentrickfilmen verwendet. Ihr Klang erinnert an ein klassisches «Boing!». Flip, der Grashüpfer, hüpft etwa in der Zeichentrickserie «Die Biene Maja» zu diesem Geräusch über den Bildschirm.

Pyrofon

Das gewaltige Ding, das die Seitenmitte ziert, ist keineswegs eine gewöhnliche Orgel. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Pyrofon – auch bekannt als «Instrument der singenden Flammen». Was das genau sein soll? Eine Orgel, die einmal komplett frisiert wurde. Der Erfinder Georges Frédéric Eugène Kastner hat 1875 die altbekannten Orgelpfeifen mit unterschiedlich grossen Glasröhren ausgetauscht und sie mit Wasserstoff zum Aufflammen und zum Schwingen gebracht. Das ist Musik in den Ohren für alle Auspuff-Fans – allerdings nicht besonders umweltfreundlich. Ausserdem ging bei den ersten Versionen auch ganz schön was schief: Ein Pyrofon explodierte sogar während eines Konzerts. Und ganz ehrlich, so toll klingt das Getute der Flammenorgel jetzt auch nicht.

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Theremin

In den 1920er-Jahren feierte eine spektakuläre Neuheit grosse Erfolge im Showbusiness: das Theremin – ein Instrument, das gespielt wird, ohne dabei berührt zu werden. Das war eine grosse Sensation. Der russische Erfinder Lew Termen hat das elektrische Instrument aber nicht für die Showbühnen entwickelt, er wollte vielmehr eine unendlich feine Variation der Töne ermöglichen. Und das ist ihm auch gelungen: Das Theremin besitzt zwei Antennen, die ein sensibles Spannungsfeld erzeugen. Störst du das Feld mit deinen Händen, erklingt Musik. Dabei gibt die eine Hand die Tonhöhe und die andere die Lautstärke an. Klingt einfach, ist es aber nicht. Wer sich an dieses aussergewöhnliche Instrument heranwagt, braucht ruhige Hände und ein feines Musikgehör. Sonst hört es sich schnell so merkwürdig an wie bei Sheldon in «The Big Bang Theory».

Hydraulofon

Von Feuer zu Wasser: Im Gegenteil zum Pyrofon verzichtet das Hydraulofon auf Flammen, benötigt dafür aber strömendes Wasser. Gespielt wird es wie ein Klavier, aber dort, wo eigentlich die Tasten wären, befinden sich kleine Löcher. Da fliesst das Wasser raus, bis du es mit deinen Fingern blockierst – dann ertönt durch den Wasserdruck im Innern die Musik. Das Wasser, das rausfliesst, kommt in ein Auffangbecken und wird von dort über eine Pumpe wieder in das Hydraulofon befördert – der Kreislauf schliesst sich. Hinter dem komplexen Mechanismus steckt der kanadische Erfinder Steve Mann. Er entwickelte das Instrument in den 1980er-Jahren, um Menschen mit einer Sehbehinderung Sinneseindrücke zu vermitteln. Daher sind die Löcher auch mit Braille-Punkten, also der Blindenschrift markiert.

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Omnichord

Eine weitere Kuriosität aus der Musikwelt ist das Omnichord. Es wurde 1981 von Suzuki erfunden – nicht von der Automarke, sondern vom japanischen Unternehmen Suzuki Musical Instrument Corporation. Das Omnichord verfügt über voreingestellte Rhythmen, Tasten und ein Touch-Plate, womit die Musik erzeugt wird. Und die erinnert ein wenig an den verzerrten Klang eines Keyboards. Daher spaltete sich die Musikgemeinde in den 80er-Jahren schnell in zwei Lager: Die einen waren begeistert, die anderen sahen in diesem komischen Brett mit Knöpfen nichts weiter als ein Kinderspielzeug. Die Produktion wurde schliesslich im Jahr 2015 eingestellt. Schade, denn faszinierend bleibt das kleine Board allemal.

Hang

Die Schweiz hat mehr zu bieten als nur das Alphorn oder das Schwyzerörgeli. Im Jahr 2000 entwickelten Felix Rohner und Sabrina Schärer in Bern das Hang. Der Name kommt vom berndeutschen Wort «Hang» für Hand, da das Perkussionsinstrument auch mit den Händen gespielt wird. Man legt es auf den Schoss und trommelt los. Das Hang, das aus zwei blechernen Halbkugeln besteht, gibt sanfte und beruhigende Töne von sich. Es ging daher nicht lange, bis die Nachfrage nach dem Instrument anstieg. Heute sind Hanghangs (ja, das ist wirklich die Mehrzahl) weltweit beliebt und werden auch im Ausland hergestellt.

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Gemüseorchester

Zum Schluss wird es noch einmal richtig verrückt. Es handelt sich nicht um ein einzelnes Instrument, sondern um ein ganzes Orchester mit aussergewöhnlichen Instrumenten. Der offizielle Name lautet «The Vegetable Orchestra» und verrät schon, was dahintersteckt. Diverse Gemüsesorten werden zu Musikinstrumenten umfunktioniert. Ob Rüebli-Flöte oder Kürbis-Trommel – jedes Gemüse ist willkommen. Das Orchester wurde 1998 in Wien gegründet und hat seither bereits vier Alben herausgebracht. Ausserdem touren die Musikerinnen und Musiker rund um die Welt. Wie die Konzerte sind auch die Instrumente einmalig, denn sie werden jeweils frisch geschnitzt. Und als Zugabe gibt es eine Gemüsesuppe – selbstverständlich aus unbenutztem Gemüse!

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