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Die Qual der Zahl – oder was, welche Zahl bedeutet

Warum bringt die 13 Unglück – und erst recht an einem Freitag? Warum gibt es in chinesischen Hotels kein Zimmer mit der Nummer 514? Und warum sagt die Wissenschaft, das ist Quatsch? Fragen und Antworten rund um die Numerologie.

Text: Fabian Kern / Illustration: Angela Stocker

Zahlen diktieren unser Leben. Die Uhrzeit bestimmt unseren Tagesablauf, wir bleiben über Haus- und Telefonnummern miteinander in Kontakt und das Internet besteht eigentlich nur aus den Zahlen 0 und 1. Kein Wunder, gehört Mathematik in allen Grundschulen der Welt zu den Hauptfächern. Doch Zahlen sind noch viel mehr als reine Ziffern, sagen diverse Religionen und Glaubensrichtungen – und werden dafür von der Wissenschaft belächelt. Für diese haben Zahlen ausschliesslich eine mathematische Funktion.

Der Grund, warum Numerologie oder Zahlensymbolik so umstritten ist: Sie kann nicht belegt werden. Am Freitag, dem 13., geschehen statistisch nicht mehr Verkehrsunfälle als an anderen Freitagen, und vierblättrige Kleeblätter sorgen nicht für Lotto-Millionäre. Das hält jedoch Millionen (Aber-)Gläubige nicht davon ab, Zahlen eine Bedeutung zuzusprechen. Das prominenteste Beispiel für Numerologie ist die Bibel. Dort gibt es immer wiederkehrende Zahlen, die aufeinander Bezug nehmen. Die 40 dient zum Beispiel als Symbol für Vorbereitung oder Busse: 40 Tage und 40 Nächte regnete es während der Sintflut, 40 Jahre (!) lang wanderte das Volk Israel durch die Wüste, 40 Tage harrte Moses auf dem Berg Sinai und so weiter. Doch nicht nur das Christentum setzt auf Zahlensymbolik. Die alten Babylonier erklärten ihr Weltbild mit Zahlen – zum Beispiel steht die Zwei für die Teilung des Weltalls in Oben und Unten. Und die chinesische Kultur ist bis heute geprägt von bedeutungsvollen Ziffern.

Sehr verbreitet ist auch, das Alphabet mit Zahlen darzustellen: Buchstaben oder Silben werden Zahlen zugeordnet. Da sind wir aber fast schon wieder bei der nüchternen Mathematik. Mystik ist doch viel spannender! Numerologie hat in erster Linie mit Glauben zu tun – und wo Glaube ist, ist der Aberglaube nicht weit weg. Auf der nächsten Doppelseite stellen wir ein paar Zahlen mit besonderer Bedeutung vor.

Drei

Wenn du in Vietnam unterwegs bist, dann mach nie ein Foto mit drei Menschen drauf. Dort glaubt man nämlich, dass dies Unglück bringt. Ansonsten ist die Drei aber weltweit positiv besetzt und gilt als Zahl des Glücks und Erfolgs. In den christlichen Ländern ist sie durch die Heiligen Drei Könige und die Heilige Dreifaltigkeit seit der Bibel etabliert. Auf Chinesisch klingt die Drei wie das Wort «Leben», weshalb die Zahl im Reich der Mitte ebenfalls Glück verheisst. Und auch in vielen Märchen hat eine glückliche Figur jeweils drei Wünsche offen. Drei Mal auf Holz zu klopfen soll wiederum Unglück fernhalten.

Vier

In der christlichen Kultur ist die Vier die Zahl der Ganzheit. Sie steht für die vier Jahreszeiten, die vier Himmelsrichtungen, die vier Elemente und die vier Mondphasen. Ein vierblättriges Kleeblatt soll Glück bringen. Das können die Menschen in China nicht nachvollziehen. Weil die Zahl Vier auf Chinesisch gleich klingt wie «Tod», fehlen im Reich der Mitte 4. Stockwerke und in chinesischen Flugzeugen die Sitzreihe 4 – und auch die 14, weil da das Wort «Tod» ebenfalls drinsteckt. In chinesischen Hotels findest du auch sicher kein Zimmer mit der Nummer 514, die ausgesprochen den Satz ergibt: «Ich will sterben.»

Sieben

Die beliebteste Zahl der Welt verströmt Magie: Kontinente, Weltmeere und -wunder, Farben des Regenbogens, Töne auf der Tonleiter, Himmel im Judentum, Tage der Schöpfung im Christentum und somit Wochentage – von all dem gibt es sieben. Es gibt sieben Todsünden, ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech und Schneewittchens sieben Zwerge ¬wohnen hinter sieben Bergen. Meist gilt sie als Glückszahl, von Babylon über Christentum, Islam und Judentum bis zur modernen Welt, bewacht von James Bond 007. Aber nicht nur: In China, Thailand und Vietnam ist der siebte Monat der Monat der Geister.

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Acht

Zwei mal vier gibt? Richtig, acht. Und weil die Vier in der christlichen Welt eine Glückszahl ist, bedeutet die Acht doppeltes Glück. Zudem symbolisiert sie die Unendlichkeit. Hexen sollen früher die Zahl auf Särge oder sogar Leichname gemalt haben, um den Verstorbenen ein besseres Leben in der Nachwelt zu ermöglichen. Und bei der Acht sind sich verschiedene Kulturen einig, denn auch in China und Japan gilt sie als Glücksbringer: In beiden Sprachen klingt die Zahl ähnlich wie «gedeihen» und «Geld verdienen». Nur in Indien wird man mit der Acht nicht glücklich, denn die Zahl steht für Sani, den Friedensbrecher.

Neun

Hier kommen Wissenschaft und Numerologie zusammen: Die Neun steht für Vollkommenheit, weil man sie mit jeder beliebigen Zahl multiplizieren kann und die Quersumme immer neun ergibt. Und ein Kreis hat 360 Grad – Quersumme neun. Die Neun ist in der nordischen Mythologie sehr präsent. So hat zum Beispiel Gott Heimdall neun Mütter, und der Wotansknoten besteht aus neun Spitzen. In Asien ist man sich nicht einig. In Korea bringt sie Glück, in China wird sie als Zahl des Kaisers verehrt und in Indien mit Kraft und Energie assoziiert. Nur in Japan gilt sie als Unglückszahl, weil sie wie das Wort «Leiden» klingt.

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Dreizehn

Nach dem letzten Abendmahl mit 13 Teilnehmern verriet Judas Jesus an die Römer. Seither gilt die 13 als Unglückszahl – aber nicht in allen christlichen Ländern: Ausgerechnet im erzkatholischen Italien gilt die 13 – wie im Judentum – als Glückszahl. Bei unseren südlichen Nachbarn fürchtet man sich dafür vor dem Freitag, dem 17: Die römische Schreibweise von 17, «XVII», ist ein Anagramm für «vixi», das auf Lateinisch «Ich habe gelebt» (= «Ich bin tot») heisst. Den Freitag als Unglückstag hat auch die Bibel bestimmt: Jesus wurde am Karfreitag gekreuzigt. In Südamerika wiederum scheut man sich vor Dienstag, dem 13.

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Vierhundertzwanzig

Zahlen eignen sich hervorragend als Code. Ein solcher ist dafür verantwortlich, dass viele amerikanische Hotels die Zimmernummer 420 nicht vergeben. Der Grund? Sie haben Angst vor illegalen Drogen-Aktivitäten hinter jener Tür, denn die 420 gilt als Kiffer-Code. Anfang der 70er-Jahre waren Gras und Hasch im liberalen Kalifornien hoch im Kurs. Die Jugend-lichen von San Rafael trafen sich damals jeweils um 16.20 Uhr – auf englisch «4.20 pm» – nach der Schule zum Chillen und Kiffen. Die Hippies aus dem nahe gelegenen San Francisco sollen den Code übernommen und in die Welt hinausgetragen haben.

Sechshundertsechsundsechzig

Die Sechs hat eine undankbare Rolle. Sie ist eben nicht ganz sieben und steht somit im Schatten ihrer grossen magischen Schwester. Vielleicht wurde sie darum in Kapitel 13 (!) der biblischen Offenbarung dem Antichristen zugeordnet. Im Gegensatz zu den anderen Dreifachzahlen, die als Engelszahlen gelten, ist die 666 die Teufelszahl oder «Zahl des Tiers». Deshalb ist sie in der christlichen Welt und vor allem in Brasilien verpönt und steht symbolisch für den Satanismus. Begegnet man der Zahl aber im Traum, so besteht kein Grund zur Panik: Laut der Numerologie will sie uns dazu anregen, unser Leben zu reflektieren.

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