Coopzeitung Weekend

C’est ski(c)! Wintersportmode damals und heute

Wintersportfans hergehört! Nicht nur auf den Pisten, sondern auch in der Skimode herrschte in den letzten hundert Jahren viel Bewegung. Zeit, diesen innovativen Zweig der Modebranche unter die Lupe zu nehmen.

Text: Yaël Jakob / Illustration: Dieter Stocker

1900er und 1910er

In Wollrock und Strickpullover auf wackeligen Brettern einen Abhang runterrutschen? Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Um 1910 war das aber ganz normal. Das Skifahren und auch die Wintersportmode steckten damals noch in ihren Kinderschuhen. Die winterliche Fortbewegungsart und ihre Bezeichnung fanden erst ab 1900 ihren Weg aus dem Norden nach Mitteleuropa. Das Wort «Ski» kommt aus dem Norwegischen und bedeutet «Scheit». Und auch das typische gezackte Strickmuster der Pullis ist nach den Skandinaviern benannt: das Norwegermuster. Aber egal, ob mit oder ohne Muster – gekratzt haben die Skipullis der Anfänge allemal. Denn die Skibekleidung bestand ausschliesslich aus grober Wolle, Pelz oder Leder. Layering, das Übereinandertragen von Kleidung, war also das A und O, wenn man nicht bereits nach der ersten Abfahrt klatschnass sein wollte. Beliebt waren wollene Westen über den Pullovern, Fausthandschuhe aus Pelz, gestrickte Stulpen und Lederstiefel.

1920er und 1930er

Bis zum Zweiten Weltkrieg boomte der Schneesport in Europa so richtig. Zahlreiche Skilifte und Pisten wurden aus dem Boden gestampft. Und 1936 wurde der alpine Skisport schliesslich zur olympischen Disziplin. Klar, dass sich nun auch die Skimode weiterentwickelte. Wer fährt schon gerne ein Rennen im nassen und schweren Pelz? Jeanne Lavin, eine Modepionierin aus Frankreich, erfand als eine der Ersten Kleidung extra fürs Skifahren. Funktion und Eleganz sollten miteinander verbunden werden. So waren die ersten Skihosen an der Taille enganliegend, über den Knien jedoch weit, damit man darunter Wollstrümpfe anziehen konnte und genug Beinfreiheit hatte. Das Modell wurde unter dem Namen «Knickerbocker» bekannt und zum Verkaufsschlager, auch neben der Skipiste. Getragen wurden die Hosen von Männern … und Frauen! Damit hat die Skimode sogar ein Stück Emanzipationsgeschichte geschrieben, denn mal abgesehen vom Sport wurde das Tragen von Hosen für Frauen erst in den 60er-Jahren gesellschaftlich akzeptiert.

1950er und 1960er

Nach einem Unterbruch in der Ski-Entwicklung während des Zweiten Weltkriegs wurde die Sportart ab den 1950er-Jahren zur winterlichen Freizeitaktivität schlechthin. Und auch der Markt für Skibekleidung wuchs rasant. Nicht nur auf der Piste sollten Mann und Frau lässig gekleidet sein, sondern auch beim Abendessen. Wer im sportlichen Ski-Look an der Hotelbar aufkreuzte, galt als «en vogue». In kurzer Zeit eröffneten neben den Pisten unzählige Hotels und Berghütten, die das Zeitalter des modernen Ski-Tourismus einläuteten. Auch die Herstellung der Bekleidung wurde modernisiert: Erstmals griff man bei der Produktion zu synthetischen Fasern. Mit den neuen Stoffen erreichten die Hosen, Pullover und Co. Mitte der 60er-Jahre ihren schmalsten Schnitt. Diese Kreationen waren jedoch noch nicht wirklich ausgereift, weshalb man meist entweder jämmerlich fror oder schwitzte. Zumindest wurde die Skimode endlich bunter. Häufig getragen wurden gewagte Karo- und Streifenmuster – und zudem erste Accessoires wie Skibrillen oder kleine Taschen.

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1970er und 1980er

Spätestens in den 70er-Jahren war die Ski-Euphorie nicht mehr zu bremsen. Während sich um 1950 weltweit erst ungefähr fünf Millionen Sportbegeisterte Ski an die Füsse schnallten, so waren es 1975 schon 35 Millionen. Was zuvor nur für den Profisport galt, wurde nun auch zum Motto in der Freizeit: höher, schneller, besser. Überall konnte man nun Skischulen besuchen. Und selbstverständlich sollten auch die Skiausrüstung und die Skimode bei diesem Boom mithalten können. So kam es Mitte der 70er-Jahre zum grossen Durchbruch in der Geschichte der Wintersportbekleidung: Der wasserabweisende, aber atmungsaktive Stoff Gore-Tex kam auf den Markt. Zudem wurden Fleece-Textilien entwickelt. Endlich Schluss mit dem «Tausend-Schichten-Übereinander-Tragen» und den durchnässten Skihosen. Doch für die späten 70er- und die 80er-Jahre war ein Merkmal der neuen Stoffe noch viel wichtiger als alle technischen Verbesserungen: die Farbe! Auf den Pisten ging nun richtig die Post ab. Die Outfits konnten gar nicht fancy genug sein.

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1990er und 2000er

Wo sich über längere Zeit ein Trend entwickelt, entsteht immer auch ein Gegentrend. Während 80 Jahren war die Skimode nun geprägt von Optimierung und körperbetonter Bekleidung. Davon hatte man in den 1990er-Jahren genug. Eine neue Schneesportart und mit ihr auch eine neue Mode eroberte die Pisten: das Snowboarden. Erste Boarderinnen und Boarder gab es zwar schon in den 70ern, aber damals waren sie die Underdogs in den Skigebieten. Ein Brett an den Füssen wurde lange Zeit bloss belächelt. Die Gruppe der Board-Fans wurde aber immer grösser – und auch rebellischer. Man wollte sich gegen die Normen der Skigemeinde auflehnen. Und genau das zeigte sich um die Jahrtausendwende auch in der Mode: Als Gegenpol zur körperbetonten Skibekleidung trug man plötzlich wieder weite Outfits. Mit dem Oversized-Look und mehr Freestyle – vor allem Tricks und Sprüngen – wollte man die Ordnung auf den Pisten aufmischen. Beliebt waren weite Softshell-Jacken und Hoodies. Zurück an die Oberfläche kämpfte sich auch das Layering: Über dem Hoodie trug man gerne ein übergrosses T-Shirt.

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2010er – heute

Und wie sieht es heute im Schneegestöber aus? Auf den Pisten gibt es mittlerweile praktisch alles zu sehen – vom neonfarbigen Skianzug bis hin zur gestrickten Retro-Jacke. Immer wieder ploppen Trends aus der Vergangenheit auf und vermischen sich mit neuen. Wintersportbekleidung muss heute sowohl funktional als auch modisch sein. Der einstige Gedanke von Jeanne Lanvin wurde über die Jahre perfektioniert. Moderne Ski- und Snowboardmode ist hoch entwickelte Performance-Wear – für auf der Piste und auch für das Après-Ski. Dank neuster Technik, bei der die Stoffe geklebt oder verschweisst statt genäht werden, sind die Kleidungsstücke absolut wind- und wasserdicht. Zudem sind die Jacken und Hosen atmungsaktiv und leicht, sodass sie sich fast wie eine zweite Haut anfühlen. Und ganz gross raus kam auch der Skihelm: Die Anzahl der Helmträgerinnen und -träger hat sich seit den Nullerjahren verdoppelt. Fast niemand wagt sich mehr ohne Kopfschutz auf die Piste. Der Nachteil an der aktuellen Wintersportkleidung? Sie kostet gerne mal eine Stange Geld. Überlege dir bei deinem Kauf also gut, in welchem Look du während der nächsten Jahre über die Pisten brettern möchtest.

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