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Ist das wahr? Alles zum Thema Lügen

Lügen haben sprichwörtlich kurze Beine und sorgen im Märchen für lange Nasen. Doch warum schwindeln wir eigentlich? Und ist Lügen wirklich so verwerflich, wie uns das immer wieder eingetrichtert wird?

Text: Claudia Hottiger / Illustration: Dieter Stocker / Foto: Alamy

«Du sollst nicht lügen», mahnt die Bibel. Wir tun es trotzdem. Je nach Studie sind es im Schnitt 20- bis 25-mal am Tag. Und das ist Forschenden zufolge auch nicht verwerflich – meistens jedenfalls. Lügen sind für das soziale Zusammenleben nämlich sehr wichtig. Etwa wenn man schwindelt, um andere nicht zu verletzen. Im Fachjargon nennt sich das prosoziale Lüge, sie bringt sowohl der lügenden als auch der belogenen Person etwas. Im Gegensatz zur selbstsüchtigen Lüge, die nur für den Lügenbold Vorteile hat. Doch ob gut gemeint oder nicht: Im Grunde geht es bei jeder Lüge darum, sich das Leben einfacher zu machen. Das ist wohl auch der Grund, weshalb wir es tun, obwohl wir gelernt haben, dass wir nicht lügen sollen.

Kindermund tut übrigens tatsächlich Wahrheit kund. Zumindest bis die Kids etwa vier Jahre alt sind. Dann merken sie, dass andere das, was sie wissen, nicht auch wissen müssen. Und lernen, das zu nutzen. Lügen ist zudem eine Frage der Kultur. In vielen asiatischen und arabischen Ländern antwortet man etwa auf eine Frage lieber irgendetwas, als zuzugeben, dass man es nicht weiss – das gilt als unhöflich.

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Wer lügt, bekommt eine warme Nase

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Universität Granada haben entdeckt, dass sich beim Lügen tatsächlich etwas in der Nase tut. Der Name des Phänomens kann jedoch in die Irre führen: Laut dem Pinocchio-Effekt wird die Nase bei emotionaler Anstrengung – etwa beim Lügen – nicht grösser, sondern wärmer. Demnach strömt mehr Blut in die Nase, sie wird wärmer und kann anfangen zu jucken.

Kreative lügen mehr

Laut einem Forschungsteam der Harvard Business School lügen kreative Menschen häufiger als andere. Warum? Weil sie es können. Kreativen Menschen fällt es der Studie zufolge leichter, Lügengeschichten zu erfinden. Und da die Flunkereien bei ihren «Opfern» so gut funktionieren, wenden sie sie auch häufiger an.

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Männer lügen mehr als Frauen

Männer lügen häufiger als Frauen. Das bestätigt eine Meta-Studie des Max-Planck-Instituts aus dem Jahr 2019. Doch die Unterschiede sind gering: Der Studie zufolge logen bei den untersuchten Experimenten 42 Prozent aller Männer und 38 Prozent aller Frauen. Die Studie kam zudem zum Ergebnis, dass jüngere Menschen öfter flunkern als ältere.

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Blickkontakt erschwert Lügen

Dass Menschen beim Lügen häufiger den Blick abwenden, halten die meisten Fachleute für falsch. Wie finnische Forschende herausgefunden haben, fällt es uns jedoch schwerer zu lügen, wenn wir uns gegenseitig in die Augen schauen. Das könnte unter anderem daran liegen, dass Augenkontakt eher positive Gefühle auslöst, was wiederum das Schwindeln erschweren könnte.

Auch Tiere schwindeln

In der Tierwelt wird ebenfalls gelogen, wie Studien zeigen. Vor allem Vögel scheinen gewiefte Lügenbolde zu sein. Etwa Vogelweibchen, die einen gebrochenen Flügel vortäuschen, um Räuber vom Nest abzulenken. Oder Tiere, die vor einem nicht existierenden Räuber warnen, um das Essen nicht mit den Artgenossen teilen zu müssen. Ob die Täuschung bewusst passiert, darüber sind Forschende sich uneinig.

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