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Und täglich grüsst die Jogginghose: Woher sie kommt und wie sie berühmt wurde

Am 21. Januar ist der Tag der Jogginghose. Wir feiern ein Kleidungsstück, das gleichermassen geliebt und verachtet wird. Wie die Sweatpants den Sprung vom unscheinbaren Sport-Outfit zur modischen Allrounderin geschafft haben.

Text: Fabian Kern / Illustration: Dieter Stocker / Foto: Alamy, Getty Images

«Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.» Dies verkündete kein Geringerer als Modezar Karl Lagerfeld vor zehn Jahren im ZDF. Emile Camuset, der Gründer der Sportmarke Le Coq Sportif, hätte sich wohl nicht erträumt, dass seine Erfindung einst derart umstritten sein würde. Als der Franzose in den 1920er-Jahren eine gestrickte Jersey-Hose entwarf, wollte er Sportbegeisterten eigentlich nur ermöglichen, auch im Winter bequem und ohne zu frieren zu trainieren. In den 70ern erlebte die Jogginghose dann einen Boom. Zeitgemäss oben eng, unten mit Schlag und in Nylon wurde sie ein erstes Mal zum Modeartikel – wenn auch vorerst noch auf den Sport beschränkt. In den 80ern trat die Sporthose dann wieder weiter geschnitten und bevorzugt aus Baumwolle auf und ging ein erstes Mal fremd: von den Sportplätzen in die Discos. Schliesslich braucht man auch auf der Tanzfläche Bewegungsfreiheit. Und das war erst der Anfang eines unaufhaltsamen Aufstiegs. Vier Gründe, warum sich die Trainerhose unbeeindruckt von Lagerfelds Aussage durchgesetzt hat.

Statement der Jugend

Die Entwicklung der Jogginghose gleicht jener der Jeans. Die Arbeiterhose galt lange als zu leger und nicht salonfähig. Deshalb tauschte man nach der Arbeit die Anzughose gegen die Jeans. Doch die Jugend trug Jeans als rebellischen Akt zu jedem Anlass. Mit dem Wechsel der Generationen stieg die Jeans zur Allrounderin auf. Die Generationen Y und Z wiederum möchten anstatt Jeans die noch bequemere Trainerhose tragen – nicht nur zu Hause oder zum Sport, sondern immer. Erst recht, weil es die Boomer nicht toll finden.

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Hip-Hop machts vor

In den 90ern emanzipierte sich die Jogginghose weiter von den Sportplätzen. Hauptverantwortlich dafür war die Hip-Hop-Szene. Bei den Rappern gehörten die Sweatpants im Baggystyle plötzlich zum guten Ton. Aus den USA kam der Trend dann nach Europa. In den Nullerjahren begann die Trainerhose sich in alle Alltagsbereiche vorzuarbeiten. Am 21. Januar 2009 riefen vier österreichische Gymnasiasten den Tag der Jogginghose ins Leben, indem sie ihre ganze Klasse dazu brachten, in Sweatpants zur Schule zu kommen.

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Corona als Treiber

Während die Gesellschaft über die Grenzen der Jogginghosen emotionale Grundsatzdiskussionen führte und in einzelnen Schulen Verbote ausgesprochen wurden, kam ein Einschnitt namens Corona. In den Pandemiejahren mit Lockdown und Homeoffice war die Trainerhose wohl nicht nur in der Schweiz das meistgetragene Kleidungsstück. Auch bei Promis wie Taylor Swift und Harry Styles war sie hoch im Kurs. Sie liessen sich während des Lockdowns mit Jogginghosen ablichten und werteten deren Image weiter auf.

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Adelung der Designer

Nicht alle Modelabels teilten die radikale Ansicht des 2019 verstorbenen Karl Lagerfeld (siehe Einleitung). Stardesigner wie Michael Michalsky und Alexander Wang sind erklärte Fans der Jogginghose, und auch Luxuslabels wie Gucci oder Chanel führen eigene Trainerhosen-Modelle. Längst gibt es diese nicht mehr nur in Grau und Schwarz: Den Varianten, Materialien und Styles sind keine Grenzen gesetzt. Die Jogginghose ist endgültig in der Öffentlichkeit angekommen. Ob einem das nun gefällt oder nicht.

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