Coopzeitung Weekend

Gute Filme, die du nur einmal schauen kannst

Es gibt Filme, die sind so gut, dass man sie einmal im Leben gesehen haben muss. Doch gleichzeitig sind sie so starker Tobak oder dermassen fordernd, dass man sie nie mehr sehen möchte. Eine Auswahl.

Text: Claudia Hottiger, Foto: Alamy

Schindlers Liste (Steven Spielberg – 1993)

Die Frage bei Filmen, die den Holocaust behandeln, ist immer: Wie weit darf sich Hollywood des Themas annehmen, ohne das Geschehene zu verharmlosen? «Schindlers Liste» hat diese Gratwanderung geschafft. Regisseur Steven Spielberg erzählt die wahre Geschichte des Geschäftsmanns Oskar Schindler (Liam Neeson), der über tausend jüdische Menschen vor der Ermordung rettete. Doch die Story ist nicht nur ergreifend, sondern auch filmisch klug umgesetzt. Der Film ist bis auf wenige Ausnahmen schwarz-weiss, was ihn noch bedrückender macht. Immerhin, der Mantel eines jüdischen Mädchens ist rot. Ein Hoffnungsschimmer? Im Gegenteil: Später liegt sie tot auf einem Wagen. Diese und weitere Szenen brennen sich ins Gedächtnis ein. Zum Beispiel, als der SS-Schlächter Amon Göth (Ralph Fiennes) von seiner Villa aus wahllos Menschen erschiesst. Spielberg sagte, dass er beim Dreh oft selber kaum hinschauen konnte. Dieses Gefühl hat man auch vor dem Bildschirm. Ein beklemmendes Meisterwerk, das zu Recht mit neun Oscars ausgezeichnet wurde.

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12 Years a Slave (Steve McQueen – 2013)

Bevor Steve McQueen 2014 einen Oscar für «12 Years a Slave» abstaubte, war er – bis auf zwei nicht weniger grossartige Filme – Konzeptkünstler. Das merkt man. McQueens Erzählweise hat eine Wucht, die einen im Kino sonst nur selten trifft. Der Film basiert auf der gleichnamigen Autobiografie von Solomon Northup, der von Chiwetel Ejiofor gespielt wird. 1841 wird der Geiger und freie Afroamerikaner von zwei Schaustellern für eine Tournee engagiert. Nach einer feuchtfröhlichen Nacht wacht Northup angekettet auf: Er wurde unter Drogen gesetzt und als Sklave verkauft. McQueen zeigt das Grauen und die Unmenschlichkeit der Sklaverei, gnadenlos, aber nie voyeuristisch. Besonders unangenehm: Er traut sich, mit der Kamera draufzuhalten. Man wird oft erst erlöst, wenn man längst von selber weggeschaut hat. Kalt lässt dieser Film wohl niemanden, was bei dem Thema auch genau so sein soll.

Die Jagd (Thomas Vinterberg – 2012)

Die kleine Klara (Annika Wedderkopp) will ihrem neuen Kindergärtner Lucas (Mads Mikkelsen) ein Herz aus Papier schenken. Dieser lehnt dankend ab und bringt damit sein ganzes Leben aus den Fugen. Die gekränkte Fünfjährige setzt nämlich das Gerücht in die Welt, Lucas habe sie geküsst und ihr seinen Penis gezeigt. Die Jagd beginnt! Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg zeigt eindrücklich, wie der Vorwurf des Kindesmissbrauchs ein ganzes Dorf aus den Fugen bringt: Gerüchte, Schuldzuweisungen, fliegende Fäuste und Co. Erst glaubt der unschuldige Erzieher noch, dass sich das alles schon beruhigen wird: Eben nicht! Ein packender Film über Moral und Gemeinschaft. Entlarvend erzählt und besonders bedrückend, weil man als Zuschauer und Zuschauerin ja eigentlich weiss, dass der Beschuldigte unschuldig ist.

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The Revenant (Alejandro G. Iñárritu – 2015)

Nicht nur Leonardo DiCaprio hat wohl laut aufgeatmet, als er für «The Revenant – Der Rückkehrer» endlich einen Oscar auf der Bühne abholen konnte. Verdient. Es ist nämlich schon fast körperlich schmerzhaft, dem Schauspieler dabei zuzusehen, wie er seinen geschundenen Körper durch die schneebedeckte nordamerikanische Wildnis schleppt. Der Film basiert auf dem Roman «Der Totgeglaubte – Eine wahre Geschichte» von Michael Punke. Doch, ob es sich tatsächlich um eine wahre Story handelt, ist unklar. Wenn ja, Hut ab: So hätte Hugh Glass (im Film gespielt von DiCaprio) nicht nur den Angriff eines Bären, sondern noch viel Schlimmeres überlebt. Der Kampf ums nackte Überleben, die Kraft der Natur und menschliche Abgründe werden im Film eindrücklich in Szene gesetzt. Und ja, «The Revenant» hat seine Längen. Doch genau das muss sein. So wirkt der Überlebenskampf des «Rückkehrers» noch hoffnungsloser.

Spoiler Alert:

Filme mit Plot Twists, die nie mehr den gleichen Effekt haben werden, wenn du sie zum zweiten Mal siehst.

Sieben (David Fincher –1995)

Dieser Film hat alles: Spannung, Symbolcharakter und schauspielerisches Talent. Detective Somerset (Morgan Freeman) jagt mit seinem jungen Nachfolger (Brad Pitt) einen Serienkiller, der die sieben Todsünden an seinen Opfern grausam inszeniert. Nein, den Namen des Killers nennen wir erst unten. Denn nicht zu wissen, wer er ist, macht einen grossen Teil des Überraschungseffektes aus: Der Name des Schauspielers wurde nämlich vor dem Kinostart und auch im Vorspann gar nicht erwähnt.

Achtung Plot Twist

Erst in der letzten halben Stunde taucht Kevin Spacey in der Rolle des Mörders auf – absolut perfekt inszeniert. Und als wäre diese Überraschung nicht schon genug, setzt das Ende noch einen drauf. Wir sagen nur: Gwyneth Paltrows Kopf in der Kiste und Brad Pitt, der vor Zorn den Mörder erschiesst und somit dessen Werk mit der siebten Todsünde komplettiert. Grossartig! Aber beim zweiten Mal halt nicht mehr gleich gut.

Black Swan (Darren Aronofsky – 2010)

In «Black Swan» gibt es einige Szenen, bei denen sich die Zehennägel aufrollen – wenn du weisst, was wir meinen. Trotzdem ist Darren Aronofskys Film sehenswert. Er erzählt die Geschichte der Ballerina Nina Sayers (Natalie Portman), die endlich ihre grosse Hauptrolle erhält und daran zerbricht – psychisch und physisch. Das geschieht auch mit den Zuschauenden. Man scheint die Qualen zwischen Selbstverletzung und Wahnsinn am eigenen Leib zu erfahren, was gut inszeniert, aber kaum zu ertragen ist.

Achtung Plot Twist

Der Film gehört so schon nicht unbedingt zu denen, die man sich gemütlich an einem Sonntagnachmittag reinzieht. Und dann hat er am Ende auch noch einen Plot Twist zu bieten, der einen vor allem beim ersten Mal Schauen aus dem Konzept bringt. Als die Grenze zwischen Wahn und Realität immer mehr verschwimmt und man am Schluss merkt, dass Nina nicht ihre Widersacherin, sondern sich selbst umgebracht hat.

The Sixth Sense (M. Night Shyamalan – 1999)

«Ich sehe tote Menschen!» Diesen Satz kennst du bestimmt. Ausgesprochen werden die Worte von Haley Joel Osment, der im Film den neunjährigen Cole spielt. Dieser wird von Ängsten geplagt und vertraut sich dem Kinderpsychologen Malcolm Crowe (Bruce Willis) an. Doch auch der hat sein Päckli zu tragen. Denn seit ein ehemaliger Patient auf ihn geschossen hat, entfremdet er sich immer mehr von seiner Frau. Und jetzt kommt eben dieser Plot Twist, der den Film ausmacht ...

Achtung Plot Twist

Am Schluss stellt sich nämlich heraus, dass Dr. Crowe selber tot ist. Und das, seit sein ehemaliger Patient in jener Nacht auf ihn geschossen hat. Nur der kleine Cole konnte ihn sehen, weil er eben tote Menschen sieht. Weiss man das schon zu Beginn des Films, ist er zwar immer noch gut, aber es motiviert einen schon etwas weniger, den Streifen noch mal anzuschauen.

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