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Die Welt im Fasnachtsfieber: Festen vor dem Fasten

Schräg, bunt und laut: So ist die Fasnacht. Doch nicht nur in der Schweiz wird diese Tradition (aus)gelebt, sondern rund um den Globus.

Text: Chantal Herger / Illustration: Livia Graf / Foto: Getty Images, Alamy

Ein lauter Knall, ein Kommando und schon dröhnen die kakofonischen Klänge auf den Strassen, farbenfrohe oder gfürchig verkleidete Gestalten wandeln durch die Gassen. Es ist Fasnacht. Die Zeit, in der gewisse Gebiete der Schweiz kopfstehen und das fasnächtliche Treiben überhandnimmt. Doch was ist eigentlich Fasnacht und woher stammt der Brauch? Wir begeben uns auf Spurensuche.

Ein erster Beleg für die Fasnacht in der Schweiz wird auf das Jahr 1283 datiert, aber erst ab dem späten 14. Jahrhundert wird die Tradition richtig fassbar. Das christliche Fest ist laut dem Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) eine «Zeit des Überschwangs vor der Fastenzeit». Womit wir bei der Frage des Begriffs Fas(t)nacht wären. Der ist aus dem Althochdeutschen «fasta» (Fastenzeit) und «naht» (Nacht, Vorabend) zusammengesetzt und bezeichnet die Zeit respektive die Nacht vor dem Fasten. Fun Fact: Obwohl es sich dabei um eine christliche Tradition handelt, wurde das Feiern von der Kirche immer wieder verboten. Im 19. Jahrhundert blühte das bunte Treiben dann richtig auf. Es wurden über mehrere Tage Umzüge, Bälle und Fasnachtsspiele veranstaltet. In Basel entwickelte sich beispielsweise das musikalische Treiben rund um Trommeln und Pfeifen, in Luzern -etablierten sich die Guuggenmusigen. Während in der Zentralschweiz die Fasnacht mit dem Urknall am Schmutzigen Donnerstag beginnt, startet die Basler Fasnacht jeweils erst am -Montag nach dem Aschermittwoch mit dem «Morgestraich». Dies, weil in Basel anders als an den anderen Orten auch die Sonntage zur vierzigtägigen Fastenzeit gezählt werden.

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Brasilien

Der brasilianische Karneval zeichnet sich durch viel Haut, Tanz und Musik, bunte Federn, kunstvolle Kostüme und aufwendige Umzugswagen aus. Am bekanntesten ist wohl der «Carnaval do Rio» mit seiner berühmten Parade im Sambódromo, der Arena des Karnevals. Doch jenseits der traditionellen Umzüge der Sambaschulen gibt es auch einen ausgeprägten Strassenkarneval wie etwa in Salvador. Die Portugiesen brachten im 17. Jahrhundert die Tradition nach Brasilien, jedoch war das Fest zuerst nur der weissen Elite vorbehalten. Später prägten die afrikanischen Sklaven den Karneval und machten die Sambamusik populär. Im Jahr 1928 wurde dann die erste Sambaschule namens Mangueira in Rio de Janeiro gegründet. Übrigens: Karneval stammt aus dem Lateinischen «carnem levare» und heisst so viel wie «Fleisch wegnehmen», weil in der nachfolgenden Fastenzeit auf Fleisch verzichtet werden soll.

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Mexiko

Der «Carnaval» in Mexiko wird an über 200 Orten gefeiert, wobei sich die christlichen Traditionen aus Spanien teils stark mit den indigenen Bräuchen vermischen. Eröffnet wird der Karneval mit dem symbolischen Verbrennen des «mal humor», der schlechten Laune, die durch eine Puppe dargestellt wird. Zudem wird die Karnevalskönigin und ihr männliches Pendant «Rey Feo» auserkoren, was so viel wie hässlicher König bedeutet. Zu den berühmtesten Festen gehören diejenigen in Veracruz und Mazatlán. Letzterer hat die älteste Tradition, die vermutlich auf einen Maskentanz von Soldaten zurückgeht, und ist bekannt für die bunten Umzüge mit zahlreichen Blaskapellen. Auch in Veracruz herrschen Umzüge vor, sind aber allgemein folkloristischer und stark von der afrokaribischen Kultur geprägt. Zum Schluss wird der Karneval in Form der Figur des «Juan Carnaval» symbolisch begraben.

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Bolivien

Einmal im Jahr wird die sonst eher verschlafene und auf 3700 Metern gelegene Bergbaustadt Oruro zur Drehscheibe des Karnevals. Mit folkloristischen Tänzen wird der Kampf zwischen Engel und Teufel, zwischen Gut und Böse inszeniert: die «Diablada». Versteckt hinter kunstvoll geschnitzten Holzmasken und farbenfrohen Kostümen laufen über 40 Gruppen, sogenannte Bruderschaften, durch die Strassen. Ganz besonders verehrt wird die «Virgen del Socavón», die Schutzpatronin der Bergarbeiterinnen und Bergarbeiter. Der Umzug endet dann vor der Kirche der Jungfrau von Socavón, wo die Teilnehmenden ihre Masken ablegen. Seinen Ursprung hat dieser Karneval in der Kolonialzeit, aber bereits der Stamm der indigenen Uros feierte dort ihr alljährliches «Ito Fest». Mit der Zeit vermischten sich die christlichen mit den indigenen Bräuchen.

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Kolumbien

In Barranquilla, einer Küstenstadt am Karibischen Meer, findet eines der bedeutendsten und grössten Karnevalsfeste weltweit statt, der «Carnaval de Barranquilla». Eröffnet wird dieser mit der «Batalla de Fores», der Blumenschlacht. Die Karnevalskönigin fährt im blumengeschmückten Wagen vorbei und wirft Blumen in die Menge, dahinter folgen Tanzgruppen in bunten Kostümen. Beim Umzug mit dabei sind zudem typisch kolumbianische Masken, die durch die kulturelle Vielfalt im Land geprägt wurden. Die wichtigsten sind: «Marimondas», eine Mischung aus einem Primaten und Elefanten, «Gigantonas», grosse Puppen, sowie «Los Cabezones», die mit überdimensionalen Köpfen ausgestattet sind. Bei der «Gran Parada de Tradición» stehen dann die traditionellen Tänze wie der Torito, Garabato und Hilanderas im Mittelpunkt. Zum Ende des Festes wird die Figur des «Carnaval Joselito» symbolisch zu Grabe getragen, um dann ein Jahr später wieder aufzuerstehen.

Deutschland

In unserem Nachbarland unterscheidet man grob zwischen den beiden Begriffen Karneval und Fasching. Letzteres leitet sich von «Fastenschank» ab, womit der letzte Getränkeausschank vor der Fastenzeit gemeint ist. Eine der ältesten Darstellungen des fasnächtlichen Treibens stammt aus dem 15. Jahrhundert und zeigt den Nürnberger Metzgertanz. Bevor kein Fleisch mehr auf den Tisch kam, feierten und schlemmten die Metzger nochmals. Später verbot die Kirche die närrischen Feste. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine organisierte Form des Karnevals. Im Jahr 1832 wurde in Köln der erste Rosenmontagszug durchgeführt, auch «Zoch» genannt. Angeführt wird der -Kölner Karneval von einem sogenannten Dreigestirn, bestehend aus dem Prinzen, dem Bauer und der Jungfrau. Auch der Narr oder Jeck ist eine prägende Figur. Von ihm hört man den Ausruf «Kölle Alaaf», was so viel wie «Köln über alles» bedeutet.

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Namibia

Dass in einem afrikanischen Land Karneval gefeiert wird, mag auf den ersten Blick erstaunen. Als aber in Namibia, einer ehemaligen deutschen Kolonie, im Jahr 1953 eine Gruppe in Windhoek ein Fest organisieren wollte, entschied man sich einen «Windhoeker -Karneval» durchzuführen. Dieser verbindet deutsche Karnevalstraditionen mit der namibischen Kultur. Nebst einem grossen Umzug mit Blaskapellen gibt es einen Maskenball. Ausserdem wird ein Prinzenpaar gewählt, dem zu Beginn des Karnevals der «Schlüssel zur Stadt» ausgehändigt wird. Somit regieren sie für zehn Tage über Windhoek. Auch bekannte Karnevalsgrössen aus Mainz oder Köln waren schon mal beim Karneval in Namibia zu Besuch. Da kann es vorkommen, dass ab und zu deutsche Schlager aus den Boxen dröhnen. Dem lässt sich nur der Schlachtruf des einheimischen Karnevals entgegensetzen: «WI-KA».

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Italien

Die Vielfalt an Karnevalsfesten in Italien ist gross. So ist die Stadt Ivrea beispielsweise bekannt für ihre Orangenschlacht, in Viareggio stehen die aufwendigen Wagen aus Pappmaché im Mittelpunkt und beim ladinischen Karneval dürfen traditionelle Figuren wie «Laché», «Marascons» und «Bufon» nicht fehlen. Der Karneval von Fano gehört zu einem der ältesten und wird auf das Jahr 1347 datiert. Das Besondere daran ist die Musik, denn es wird traditionsgemäss auf Konservenbüchsen und alten Tassen gespielt. Und allseits bekannt ist der Karneval in Venedig mit seinen venezianischen Masken und kunstvollen Kostümen. Erste Erwähnungen gehen auf das Jahr 1094 zurück. Den Karneval, wie er heute gefeiert wird, kennt man jedoch erst seit 1979. Für den venezianischen Karneval wirft man sich in seine Bauta, ein Kostüm bestehend aus einem Mantel, Hut und einer Maske, und mischt sich unter die Leute.

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