Coopzeitung Weekend

Kratzt nicht an meinem Ego

Nicht wenige Musikerinnen und Musiker haben sich im Laufe ihrer Karriere Alter Egos oder Bühnenpersönlichkeiten zugelegt. Wir stellen dir unsere liebsten vor.

Text: Claudia Hottiger / Illustration: Dieter Stocker /Foto: Alamy

Eminem – Slim Shady

Du findest Eminems Reime oft ein bisschen aggressiv? Dann ist er wohl gerade wieder in sein Alter Ego reingerutscht. 1996, nachdem «Infinite», das Debütalbum des Rappers, gefloppt war, tat er sich mit fünf weiteren Musikern zum Kollektiv D12 (Dirty Dozen) zusammen. Warum zwölf, wenn die Gruppe doch nur aus sechs Mitgliedern bestand? Weil sich alle ein «böses» Alter Ego zulegten. Eminem war somit nicht mehr nur Eminem, sondern auch «Slim Shady», also «der dünne Zwielichtige». Die Namenseingebung für sein Aggro-Ich kam dem Rapper angeblich auf dem WC. Und siehe da, kaum waren seine Lyrics bösartiger, funktionierte es auch mit der Karriere. Denn erst als Eminem diss-technisch zum Rundumschlag ausholte, wurde Dr. Dre auf ihn aufmerksam. Und «Slim» von da an ein fester Bestandteil von Eminems künstlerischem Schaffen.

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Beyoncé – Sasha Fierce

Mit dem Titel ihres Albums aus dem Jahr 2008 offenbarte Beyoncé der Welt auch gleich ihr Alter Ego: «I Am … Sasha Fierce». Die Sängerin selber sagte, dass sie so ihre privat überraschenderweise eher schüchterne Persönlichkeit von der extrovertierten Person auf der Bühne trennen wollte. «Sasha Fierce ist meine lustigere, sinnlichere, aggressivere, unverblümtere und glamourösere Seite, die zum Vorschein kommt, wenn ich auf der Bühne stehe», erklärte Beyoncé vor der Veröffentlichung des Albums. Doch lange brauchte Queen B ihr extrovertiertes Rampensau-Alter-Ego anscheinend nicht. Denn 2010 verkündete sie, dass sie es nun geschafft habe, die beiden Persönlichkeiten zu versöhnen. Und die neue Beyoncé begrub ihr Alter Ego mit den Worten: «Sasha Fierce ist fertig. Ich habe sie umgebracht.» Savage!

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Prince – Camille

«Camille» ist nicht nur der Name eines unveröffentlichten Albums von Prince. So hiess auch sein berühmtestes Alter Ego. Camille war schrullig und feminin, weil es Prince liebte, mit Gender-Stereotypen zu spielen und diese zu durchbrechen. Zudem konnte der Sänger dank seines Alter Egos technisch experimentieren: So wurde seine Stimme für Camille beschleunigt und nach oben geschraubt. Was sie weiblicher, schon fast schlumpfartig klingen liess. Auch wenn das Album nie veröffentlicht wurde, kann man Camille hören – etwa in «If I Was Your Girlfriend» oder «Shockadelica». Und weil Prince die Verwandlung liebte, legte er sich immer wieder neue Alter Egos zu: Jamie Starr, Tora Tora, Alexander Nevermind ... Wir könnten ewig weitermachen.

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Nicki Minaj – Roman Zolanski

Hip-Hop nimmt sich ja normalerweise sehr ernst. Cool sollte man sein und irgendwie gangsta. Doch da hat die Szene die Rechnung ohne Nicki Minaj gemacht. Denn Onika Tanya Maraj, wie die Rapperin eigentlich heisst, liebt die Verwandlung. Doch sie verkleidet sich nicht einfach nur mit bunten Perücken und ausgefallenen Outfits, sie kreiert auch die unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Mittlerweile gibt es sogar eine eigene Wiki-Seite, damit ihre Fans den Überblick über die ganzen «Nickis» behalten. Die Lieblingsfigur der Rapperin? Roman Zolanski. Ein überextrovertierter, britischer Homosexueller. Zu hören gibt es ihn zum Beispiel in Kanye Wests Song «Monster». Romans strenge Mutter, Martha Zolanski, ist übrigens ein weiteres von Minajs Alter Egos. Genauso wie Harajuku Barbie, Nicole, Female Weezy (die weibliche Version von Lil Wayne) und viele mehr.

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David Bowie – Ziggy Stardust

David Bowie liess sich gerne von Sternen oder dem All inspirieren. So passt es auch, dass sein wohl berühmtestes Alter Ego, Ziggy Stardust, ein androgyner Alien-Rockstar ist. Das 1972 veröffentlichte Konzeptalbum «The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars» ging durch die Decke. Zudem gilt Ziggy auch heute noch als «das Alter Ego, das die Musik für immer veränderte». So schrieb es zumindest das «Rolling Stone Magazine». Und das nicht nur, weil Bowie mit dem Ziggy-Look dazu beigetragen hat, dass Glamrock erst richtig ins Rollen kam. 1973 hatte der Sänger trotzdem genug. Er verkündete an einem Konzert in London das Ende von Ziggy – und auch gleich noch jenes seiner Karriere. Zum Glück stimmte nur Ersteres. Es sollten viele Alben und Alter Egos folgen: etwa der düstere Aladdin Sane oder Thin White Duke, dem Bowie gerne mal die Schuld gab, wenn sein unmögliches Verhalten wieder für Kritik sorgte.

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