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Der tägliche Gratis-Krimi: Teil 6

Fesselnder Lesespass mit «Hunkeler in der Wildnis». Jeden Tag einen neuen Teil zum Lesen!

Liebe Leserinnen und Leser!

In schwierigen Zeiten wie diesen ist vor allem eines wichtig: Zusammenhalt und das Wissen, nicht alleine zu sein. Und was verbindet mehr, als gemeinsam für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen und auf eine gemeinsame Phantasiereise zu gehen?

Zusammen mit dem Diogenes Verlag schenkt 20 Minuten deswegen allen Menschen in der Schweiz jeden Tag ein Stück spannender Literatur zum gemeinsamen Schmökern. Wir publizieren täglich kostenlos ein Kapitel des fesselnden Krimi-Romans «Hunkeler in der Wildnis» des Aarauer Schriftstellers Hansjörg Schneider.

Lasst euch vom Lesevergnügen packen, teilt es mit euren Liebsten und vergesst nicht auf die kleinen Freuden im Leben. Bleibt gesund und passt auf euch und eure Mitmenschen auf!

Du warst nicht von Anfang an dabei? Kein Problem, hier findest du alle Kapitel.

Teil 6:

Es war nach Mitternacht, als Hunkeler Nicoles Haus verließ. Er hatte reichlich Wein getrunken. Das merkte er, als er die drei Stufen hinunterstieg, die von der Haustür auf den Kiesplatz führten, und dabei beinahe über das Moped stolperte, das dort stand. Nicoles Erzählung hatte ihn aufgewühlt. Warum nur, fragte er sich, traf er immer wieder auf diese traurigen Gestalten, die ihm ihr gescheitertes Leben offenbarten? Warum hörte er ihnen zu? Wohl deshalb, weil diese Menschen tatsächlich etwas zu erzählen hatten, was ihn interessierte. Eine geglückte, vorbildliche Lebensgeschichte, fand er, war meist langweilig. Oder dachte er das nur, weil er betrunken war?

Es war eine klare Nacht, wolkenlos. Der abnehmende Mond hing im Osten. Er schaute hoch zu den wenigen sichtbaren Sternen. Die Lichter da oben musizierten zusammen, hatte Pythagoras vor zweieinhalbtausend Jahren behauptet. Welch wunderschöner Gedanke. Und welche Hybris, diese Musik nachkomponieren zu wollen.

Er stellte sich an das Ufer des Talbachs und pisste in die Brennnesseln, die dort wuchsen. Welch freundliches Plätschern. Der zweitgrößte Luxus des Menschen, dachte er, ist die Freiheit, nicht immer in diesen weißgekachelten Räumen in klinisch saubere Toilettenschüsseln urinieren zu müssen, sondern unter freiem Himmel ins Kraut.

Er lauschte auf weitere Geräusche der Nacht. Ein Rascheln, vielleicht von einer Maus. Das Aufheulen eines Motorradmotors oben auf der Hohen Straße. Das war der junge Raser aus Jettingen, der in den Mondnächten das ganze Hundsbachtal unsicher machte. Man erzählte sich, er fahre ohne Nummernschild, um die Polizeiwagen unerkannt abhängen zu können.

Dann war wieder Stille. Kein Sternenrauschen, keine Sphärenklänge aus dem All. Nur das leise Rieseln des Baches. Alles dunkel wie in einem Kuhbauch. Er grinste, diese Redewendung aus seiner Jugend erheiterte ihn. Überhaupt fühlte er sich plötzlich froh und zufrieden. Denn eigentlich, fand er, ging es ihm gut. Was sollte ihm die Stadt Basel? Die konnte ihm den Buckel runterrutschen. Er war ein Landmensch. Hier hatte er alles, was er brauchte. Wenn er sich ein bisschen betrinken wollte, konnte er zu Nicole gehen. Am Abend zur Zeit des Melkens zur Nachbarin in den Stall. Und wenn er Heimweh hatte, konnte er seine Freundin Hedwig anrufen und zum Essen einladen bei Scholler in Knoeringue.

Er kam an der Zimmerei von Felix Schmidt vorbei, der ihm das Dach neu gedeckt hatte. Eine riesige Fläche, Ziegel an Ziegel, alle aus Ton gebrannt. Das würde halten, solange er lebte, bei Schnee, Regen und Sturm.

Er roch das Holz, das Felix zu drei Meter hohen Stapeln aufgeschichtet hatte, Bretter verschiedener Dicke, alle aus der Umgebung. Buche und Eiche vorwiegend, ein bisschen Kirschbaum. Kein Nadelholz, Fichten und Tannen wuchsen hier keine. Er sah diese Stapel nicht genau, er ahnte sie eher.

Dann blieb er plötzlich stehen. Ein Rascheln war zu hören, ein Scharren, dann ein verzweifeltes Quietschen. Etwas huschte auf den Weg, ein wildes Tier. Ratte oder Marder? Ein Schatten folgte ihm, dunkel und böse. Fuchs oder Wolf? Der Schatten packte das wilde Tier und schüttelte es hin und her. Wieder das Quietschen. Dann war Ruhe. Der Schatten stand starr, regte sich nicht, mehrere Sekunden lang, fast eine Ewigkeit. Bis Hunkeler aus der eigenen Erstarrung erwachte und sich vorsichtig bewegte, auf die beiden Tiere zu. Das eine war ein Hund, das erkannte er gleich. Schwarz mit hellen Flecken, spitze Ohren, blutige Schnauze. Er hob den Kopf, sah Hunkeler und schlich knurrend Richtung Bretterstapel, den Schwanz eingezogen. Das andere Tier war eine Bisamratte, mit klaffender Wunde im Nacken. Hunkeler schob sie mit der Fußspitze in die Brennnesseln. Er hörte es vom Kirchturm her ein Uhr schlagen. Ein kurzer, trockener Schlag, in einer gewöhnlichen, schönen Nacht. Und doch hatte er soeben einem Kampf auf Leben und Tod beigewohnt. Er machte ein paar leise Schritte zum Bretterstapel hin. Ein scharfes Knurren stoppte ihn.

»Entschuldigung«, sagte Hunkeler, »ich will nicht stören. Aber scher dich zum Teufel in die Hölle, wo du hingehörst.«

Er ging weiter den Bach entlang Richtung Brücke, dort war das Licht einer Straßenlaterne zu sehen. Hinein ins Helle, dachte er, wo er nicht mehr vor diesem grausigen Schatten zittern musste. Einmal drehte er sich kurz um. Er glaubte, etwas Dunkles zu erkennen, das ihm folgte.

Bei der Brücke setzte er sich auf den Steinsockel des verwitterten St.-Imber-Kreuzes, das mehrere Jahrhunderte alt war. Es war das einzige Relikt aus jener Zeit. Alles andere hatten die Schweden im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Die Dörfer verbrannt, die Bewohner getötet. Die Gegend hier, die nach Westen zur Burgundischen Pforte hinführte, war durch die Jahrhunderte ein beliebter Kriegsschauplatz gewesen. Den Bauern die Köpfe abschneiden, die Frauen aufschlitzen, setzt aufs Dach den roten Hahn.

Er wartete reglos. Bis im Licht der Straßenlaterne der Hund auf‌tauchte, mit kurzen Beinen und spitzer Schnauze. Eine Promenadenmischung. Er bleckte die Zähne, die weiß auf‌leuchteten. Er knurrte leise. Dann begann er zu jaulen.

»Komm her«, sagte Hunkeler.

Das Tier legte sich auf den Bauch und kroch langsam heran. Das linke Hinterbein zog es hinter sich her.

»Hör endlich auf zu jaulen. Du hast ja gesiegt.«

Das Tier erreichte Hunkelers ausgestreckte Hand und begann, sie zu lecken.

»Lass das, du machst dich lächerlich. Zeig dein Bein.«

Hunkeler betrachtete den linken Hinterlauf. Die Bisamratte hatte kräftig zugebissen.

»Ich bin zwar kein Hundefreund, aber mit dir mache ich eine Ausnahme. Weil du kriegsversehrt bist. Un mutilé de guerre, so heißt das auf Französisch. Ich weiß das, weil früher in der Pariser Métro in jedem Wagen ein Platz frei blieb, eben für die mutilés de guerre

Das Tier hatte kurz aufgejault, als er den Hinterlauf betastete. Aber es hatte nicht zugebissen.

»Also gut. Ich nenne dich Kaspar, weil du ein Findelkind bist. Und ich nehme dich jetzt mit nach Hause und gebe dir zu fressen. Aber lange bleiben kannst du nicht. Du hast ja nicht einmal ein Halsband. Ein herrenloser Straßenköter, ein Schlägertyp. Warum legst du dich mit einer Bisamratte an? Was hast du davon? Sie ist tot, und du hast ein kaputtes Bein. Zecken hast du auch jede Menge. Und du stinkst aus dem Maul. Ich gebe dir einen guten Rat. Leg dich nicht mit meinen Katzen an, sonst kratzen sie dir die Augen aus. Verstanden?«

Er nahm das Tier vorsichtig in die Arme und ging mit ihm durch das schlafende Dorf.

Die Fortsetzung folgt morgen. Du findest sämtliche Kapitel hier im Kanal: 20min.ch/diogenes

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(Bild: Philipp Keel / © Diogenes Verlag)

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Teilnameschluss: 19. April 2020