Text: Phuong Lam-Tran / Foto: Alamy
Bevor Elektrizität und Glühbirnen die Welt erhellten, taten dies auf öffentlichen Strassen die Laternen. Diese Gas- oder Öllampen mussten dabei abends einzeln und von Hand angezündet und morgens wieder gelöscht werden – das war die Aufgabe der Laternenanzünder. Tagsüber füllten die Männer bei den Lampen das Gas oder Öl nach und sobald es dämmerte, zogen sie durch die Strassen und entzündeten die Laternen. Ihre Tätigkeit sorgte für Sicherheit, nicht nur wegen des Lichts auf den Strassen, sondern weil sie bei ihren Patrouillen auch für Recht und Ordnung sorgen konnten. Dadurch wirkten sie gleichzeitig als Stadtwächter.
Sie reisten umher und zogen von Dorf zu Dorf, um ihre Dienste anzubieten: die Kesselflicker. Die Männer richteten auf grösseren Plätzen ihre mobile Schmiede ein, machten ein Feuer und legten ihr Handwerkszeug wie Blechschere, Hammer, Lötzinn und -kolben sowie ein Nageleisen und Ölkännchen bereit. Ihre Anwesenheit kündigten sie jeweils lautstark an, in dem sie auf einen Topf schlugen und riefen: «Die Kesselflicker sind da» – sie mussten schliesslich ohne Social Media auf sich aufmerksam machen. Darauf brachte die Bevölkerung kaputte Eimer, Pfannen und Töpfe vorbei, um sie auszubessern und reparieren zu lassen – immer wieder ein neues Gefäss zu kaufen, konnte man sich früher nämlich nicht leisten. Immerhin war es so nachhaltig.
Mit scheppernden Kannen auf dem Wagen kündigte er sich jeweils an: Der Milchmann (ja, es waren hauptsächlich Männer) lieferte bis etwa in den 1980er-Jahren das Frühstück quasi nach Hause – zumindest ein wichtiger Bestandteil davon. Jeden Morgen fuhr er mit seinem Lieferwagen von Tür zu Tür und versorgte die Bevölkerung mit frischer Milch direkt vom Bauernhof. Dabei erfüllte er auch eine wichtige soziale Komponente: Er wusste immer, was abging, weil er sich jeweils Zeit für ein Schwätzchen nahm. Als dann der Kühlschrank Einzug in die Küchen hielt, verabschiedete sich der Milchmann in den Ruhestand.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts, als es noch keine Waschmaschinen gab, liessen die Menschen ihre schmutzige Wäsche von einer Wäscherin (es waren nur Frauen) waschen und bügeln. Sie arbeiteten meist in Gruppen am Fluss – und zwar bei jedem Wetter – und reinigten dort die dreckigen Kleider. Trotz der schweren körperlichen Arbeit war ihr Ansehen gering. Aber die Tätigkeit ermöglichte vielen Frauen, vor allem Witwen oder solchen ohne Ausbildung, über die Runden zu kommen. Insbesondere wohlhabende Familien griffen auf die Dienste der Waschfrauen zurück.
Mit ihrem Tischchen standen sie auf der Strasse und warteten auf Kundschaft. Der Beruf des Schreibers beziehungsweise der Schreiberin gab es schon in der Antike. Als noch wenige Menschen lesen und schreiben konnten, setzen sie Dokumente und Briefe auf oder lasen diese vor. Insbesondere für die Kommunikation mit entfernten Verwandten oder auch bei Verwaltungsangelegenheiten war dies unverzichtbar. Mit der zunehmenden Alphabetisierung verlor der Beruf jedoch an Bedeutung und geriet in Vergessenheit.
Kleider machen Leute – und dazu gehören auch Schuhe. Bis in die 1930er-Jahre war das Putzen, Schrubben, Bürsten und Polieren von Schuhen eine verbreitete Tätigkeit, die meist von Männern ausgeführt wurde. Saubere und glänzende Schuhe gehörten zum guten Ton und zeugten von Reichtum und Prestige. Die Schuhputzer positionierten sich meist auf einem Platz, an dem viele Leute vorbeischlenderten. Während des Putzens konnte man sich dann den neusten Klatsch erzählen lassen. Als immer weniger Lederschuhe getragen wurden, verschwand der Beruf allmählich – aber nie ganz. Auch heute noch sind sie auf Plätzen weltweit anzutreffen und wissen immer noch das Neuste zu berichten.
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