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Liebe Leserinnen und Leser!
In schwierigen Zeiten wie diesen ist vor allem eines wichtig: Zusammenhalt und das Wissen, nicht alleine zu sein. Und was verbindet mehr, als gemeinsam für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen und auf eine gemeinsame Phantasiereise zu gehen?
Zusammen mit dem Diogenes Verlag schenkt 20 Minuten deswegen allen Menschen in der Schweiz jeden Tag ein Stück spannender Literatur zum gemeinsamen Schmökern. Wir publizieren täglich kostenlos ein Kapitel des fesselnden Krimi-Romans «Hunkeler in der Wildnis» des Aarauer Schriftstellers Hansjörg Schneider.
Lasst euch vom Lesevergnügen packen, teilt es mit euren Liebsten und vergesst nicht auf die kleinen Freuden im Leben. Bleibt gesund und passt auf euch und eure Mitmenschen auf!
Du warst nicht von Anfang an dabei? Kein Problem, hier findest du alle Kapitel.
Teil 25:
Als Hunkeler am nächsten Morgen Richtung Kannenfeldpark ging, um unter den Kastanienbäumen ein bisschen zu lustwandeln, sah er im Straßencafé an der Ecke seinen Freund und Nachbarn Curt sitzen. Curt war ein fast achtzigjähriger Sängerknabe, der mit dem klassischen deutschen Liedgut weltberühmt geworden war. Was für Hunkeler, der sich seit seinem fünfzehnten Lebensjahr als Bebop-Mann definierte, kein Grund war, ihn besonders zu mögen. Aber Curt war eben auch ein genialer Leser. Zudem besaß er eine große Bibliothek und lieh Hunkeler seine Bücher ohne weiteres aus.
Er war soeben zwei Wochen in Japan gewesen, wo er nicht nur Nippons junge Sängerschar ausbildete, sondern dem Vernehmen nach in seidenen Sänften durch liebliche Gärten getragen wurde.
»Kannst du mir sagen«, fragte Hunkeler, »was ein Ghasel ist?«
»Eine orientalische lyrische Form«, sagte Curt, »mit einem durchgehenden Reim. Kommt ursprünglich aus dem persischen Raum. Reine Poesie, Schönheit des Klangs, sehr schwer zu übersetzen.«
»Und was ist Sufismus?«
»Die Weisheit der Sufis wird dem Schüler vom Lehrer direkt weitergegeben. Häufig sind die Sufis Poeten. Vom Volk geliebt, von der Obrigkeit oft verfolgt. Verrückte, verzückte Geister, welche die direkte Verbindung zur Gottheit suchen. Mystiker eben. Meiner Meinung nach war Klaus von Flüe ein Sufi, der Heilige aus dem 15. Jahrhundert, der oberhalb von Sachseln am Sarnersee zwanzig Jahre lang in einer Klause lebte, ohne zu essen und zu trinken. Auch er wurde vom Volk verehrt.«
»Ich bin ein paarmal dort gewesen«, erzählte Hunkeler, »im Ranft unten in der Klause. Immer im Winter, ich war stets allein. Es ist jedes Mal etwas geschehen mit mir. Ich fiel aus der Zeit. Tag, Stunde, Monat, alles fiel von mir ab. So ungefähr. Hingegen nahm eine Art Zufriedenheit Besitz von mir. Merkwürdig, nicht? Ich verabscheue nämlich den Begriff »Zufriedenheit«. Aber es war ein Glücksgefühl, das sich in mir breitmachte und mich aufzufressen drohte. Ich musste mich richtiggehend herausreißen aus diesem Gefühl und zurückfinden in die Gegenwart, in die Zeit.«
»Ich war auch mehrmals dort. Genau das ist Sufismus. Ich empfinde das, was du eben beschrieben hast, manchmal auch, wenn ich Johann Sebastian Bach singe. Wenn mein ganzer Körper mitschwingt in den Tönen, die ich singe. Es singt dann aus mir.«
»Das Unglaubliche an der Klause von Bruder Klaus«, sagte Hunkeler, »ist die Tatsache, dass sie einfach so, als wäre sie nichts Besonderes, in dieser Schlucht steht. Für alle offen, ohne jeden Schutz. Und dies in der heutigen Zeit.«
»Ich habe einmal«, erzählte Curt, »in der Mongolei gesungen. Es gibt dort die Obertonsänger. Diese Sänger werden von den Leuten so verehrt wie in der Schweiz die Schwingerkönige. Ich stand mit diesen Obertonsängern in der Landschaft, jeder einzeln auf einem Hügel. Wir haben gemeinsam unsere Stimmen erhoben und in Einklang gebracht. Das ist uns gelungen, obschon ich mit diesen Männern kaum ein Wort reden konnte. Sie wollten mich gleich einbürgern und behalten.«
»Warum bist du nicht geblieben?«
»Weil ich hier wohne und hier meine Familie habe.«
»Kannst du mir ein Ghasel aufsagen?«, bat Hunkeler.
»Nein, ich bin kein Gedichteaufsager, sondern ein Sänger. Ich kann dir eines vorsingen.«
»Auf keinen Fall.«
»Warum nicht?«
»Weil deine Schwingungen mit den Obertönen sämtliche Fensterscheiben der Mittleren Straße zersägen würden.«
»Dann eben nicht. Eigentlich schade.«
Die Fortsetzung folgt morgen. Du findest sämtliche Kapitel hier im Kanal: 20min.ch/diogenes
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Teilnameschluss: 27. April 2020