Stuntmen sind die stillen Helden der Filmindustrie. Ein herausragendes Beispiel für die Bedeutung des Berufs ist der Film «The Fall Guy», in dessen Mittelpunkt die gefährliche und aufregende Welt der Stuntarbeit steht.
Mit atemberaubenden Stunts und nervenzerreissenden Szenen setzt «The Fall Guy» bereits vor seinem Kinostart neue Massstäbe im Action-Genre. Denn während der Dreharbeiten gelingen Stuntman Logan Holladay acht Überschläge mit dem Auto – ein Stunt namens Cannon Roll, der ins Guinessbuch der Rekorde eingeht.
Colt Seavers, gespielt von Hollywood-Liebling Ryan Gosling, ist der Protagonist des neuen Actionfilms und Inspiration für den Schweizer Stuntman Oliver Keller. Im Interview erzählt die heimische Stuntman-Legende, wie Colt Seavers seinen Werdegang beeinflusst hat, bei welchem Stunt er dachte, dass alles vorbei sei und was ihn an «The Fall Guy» besonders begeistert.
Oliver, du hast bereits «The Fall Guy» gesehen. Der Film verspricht geballte Action und gefährliche Szenen. Spiegelt er das Leben eines Stuntmans realistisch wider?
Oliver Keller: Absolut! Der Film trifft das Set-Leben wirklich auf den Punkt. «The Fall Guy» ist eine Liebeserklärung an Actionfilme. Es gibt so viele grossartige Stunts und ich bin stolz darauf, dass viele meiner Freunde daran beteiligt waren. Es ist keine Selbstverständlichkeit, bei einer solchen Produktion mitzuwirken. Zudem hat der Film für mich eine emotionale Bedeutung, da es früher eine gleichnamige Serie gab, auf Deutsch bekannt als «Ein Colt für alle Fälle», die mich dazu inspirierte, Stuntman zu werden.
Wie genau hat dich die Serie beeinflusst?
Als ich sie das erste Mal sah, war ich gerade einmal sieben Jahre alt. Von da an wusste ich: Ich werde Stuntman! Ich übte täglich Stunts und zeichnete sie mit der alten Videokamera meines Vaters auf. Natürlich wurde ich von meinen Mitschülern gehänselt und belächelt. Viele meinten, ich hätte keine Chance und solle meinen Hollywood-Traum aufgeben. Aber meine Mutter hat immer an mich geglaubt und mich auf meinem Weg unterstützt.
Natürlich gehört immer auch eine Portion Glück dazu. Das Wichtigste ist jedoch, niemals aufzugeben und an seinem Traum festzuhalten. Mit 24 Jahren zog ich dann endlich nach Los Angeles, mit gerade mal 4000 Dollar in der Tasche. Es dauerte weitere acht Jahre, bis ich meinen ersten grossen Job bekam.
Und dann gings los mit echten Stunts! Über die Strassen rasen, von Hochhäusern springen oder in Flammen aufgehen: Welche Art von Stunt magst du am liebsten?
Ich liebe Auto-Stunts! Bei «Die Jones – Spione von nebenan» durfte ich als Stuntman dabei sein, und es gab eine wahnsinnige Autoverfolgungsjagd. Das hat wirklich Spass gemacht. Wir waren vier Wochen am Set und konnten richtig Gas geben! Übrigens war auch Logan Holladay dabei, der im Film «The Fall Guy» einer der Stuntmen von Ryan Gosling ist.
Logan Holladay hat während der Dreharbeiten zu «The Fall Guy» einen neuen Weltrekord aufgestellt. Er schaffte acht Cannon Rolls mit einem Auto. Wie ist so etwas möglich?
Das ist eine unglaubliche Leistung! Auto-Stunts sind jedoch sehr sicher. Die Autos sind mit Überrollkäfigen ausgestattet, die unterstützen und beim Überschlag helfen. Dank Fortschritten im Rennsport werden auch Nackenstützen, Sitze und Helme immer stabiler. Das Restrisiko ist also sehr gering, aber nie hundertprozentig ausgeschlossen. Mein Rekord sind sechs Cannon Rolls – da hab ich also noch ein Ziel vor Augen, das ich erreichen möchte.
Wie stellt man sicher, dass sich niemand verletzt?
Natürlich muss man körperlich fit sein und sich auch mental gut vorbereiten. Es hilft mir persönlich immer, wenn ich Leute am Set habe, denen ich blind vertrauen kann. Besonders bei einem Auto-Stunt kann es vorkommen, dass das Auto Feuer fängt und man gleichzeitig bewusstlos wird. Das wäre ein Worst-Case-Szenario.
Hast du dich schon einmal bei einem deiner Stunts ernsthaft verletzt?
Zum Glück gab es bei keinem Set, an dem ich beteiligt war, einen schweren Unfall. Es gab jedoch eine Szene bei «Why Women Kill», bei der mich eine Frau mit einem Hammer angriff, und ich musste mich rückwärts aus drei Metern Höhe von einem Geländer fallen lassen.
Ich landete auf einem Tisch und dachte beim Üben mit einer Matte, dass der Tisch mich dann bestimmt auch abfedern würde. Aber ich war so schwer, dass ich den Tisch direkt zerstörte und auf den Boden prallte. Zuerst dachte ich, mein Genick sei gebrochen. Man hörte nur noch mein Stöhnen, aber ich schaffte es, den Daumen hochzuhalten.
Den Daumen hochhalten ist also ein Ding unter Stuntmen, genau wie bei «The Fall Guy»?
Ja, das ist die einfachste Möglichkeit, allen wortlos mitzuteilen, dass es einem gut geht. Das wurde im Film sehr authentisch umgesetzt.
Und wie geht es für dich weiter? Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich will bei «The Fall Guy 2» dabei sein! Aber abgesehen davon produziere ich gerade selbst Filme und bin dabei, meinen eigenen Spielfilm zu drehen. Mir wird also nicht langweilig und ich freue mich über jeden Stunt, den ich noch machen darf.
Danke für das Interview!
Die US-amerikanische Actionkomödie «The Fall Guy» von Regisseur David Leitch feiert am 1. Mai 2024 in der Schweiz Premiere. Basierend auf der beliebten Kultserie «Ein Colt für alle Fälle» aus den 1980er-Jahren zeigt der Film Ryan Gosling in der Rolle des Stuntman Colt Seavers.
Auch der Rest der Besetzung ist beeindruckend: Neben Ryan Gosling spielen Emily Blunt als aufstrebende Regisseurin Jody Moreno, Aaron Taylor-Johnson als Filmstar Tom Ryder und Stephanie Hsu als dessen Assistentin wichtige Rollen. Winston Duke, Hannah Waddingham und Teresa Palmer ergänzen das Ensemble – und sogar Lee Majors, der Hauptdarsteller aus der Originalserie, hat einen Auftritt im Film.
Einige Stuntleute, wie Ben Jenkins und Logan Holladay, trugen wesentlich dazu bei, den Film so realistisch wie möglich zu machen, sodass weitgehend auf CGI, also computergenerierte Bilder, verzichtet werden konnte.
«The Fall Guy» verspricht eine aufregende Mischung aus Action, Komödie und Romantik, während Colt Seavers in eine gefährliche Verschwörung verwickelt wird, nachdem sein ehemaliger Kollege Tom Ryder unter mysteriösen Umständen verschwindet.
Nervenkitzel vorprogrammiert: Ab dem 1. Mai 2024 ist «The Fall Guy» in allen Schweizer Kinos zu sehen. Erlebe hautnah, wie Colt Seavers sich in Gefahr begibt, um das Mysterium um Tom Ryder zu lösen. Markiere das Datum fett im Kalender und sichere dir heute noch Tickets für diesen atemberaubenden Film.
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