Seit 21. Mai ist «Switzerlanders» in digitaler Form verfügbar. Starkomponist Michael Stearns steuerte den perfekten Soundtrack dazu bei. Im exklusiven Interview spricht er von seiner Arbeit am grössten gemeinschaftlichen Filmprojekt der Schweiz.
Ganz einfach: Stephan Anspichler (der Produzent) dachte, dass ich gut zu diesem Film passen würde, und fragte mich an. Ich muss zugeben, dass ich das Mutterprojekt von Ridley Scott, «Life in a Day», vorher nicht kannte. Deshalb habe ich mich schlau gemacht und war sofort begeistert. Das Ganze ist ein wirklich ungewöhnliches, tolles Format.
Absolut. Ich kannte das Land nur als Tourist, der Film hat mir völlig neue Facetten gezeigt. Für mich als Amerikaner ist es faszinierend, wie viele Sprachen bei euch gesprochen werden. Zudem ist die Landschaft atemberaubend. Am meisten jedoch haben mich die Menschen beeindruckt: Schweizer sind originelle Leute mit viel Humor. Man merkt schnell, dass dieses Land viel mehr zu bieten hat als Käse, Schokolade und Uhren.
Zum einen die Action auf einem See, wo Jungs mit Booten herumfahren, auf Boards surfen und sich an Lianen ins Wasser schwingen. Da ist so viel Unbeschwertheit drin. Meine andere Lieblingsszene ist die mit dem Buben, der seinen Drachen bei Sonnenuntergang hochsteigen lässt. Ich hoffe, ich habe den passenden Sound dazu gefunden. Ich hatte jedenfalls schon lange nicht mehr so viel Spass beim Komponieren wie bei diesem Projekt.
Die Cutter hatten mir den Film geschickt und ihn mit Sound-Beispielen von mir aus früheren Arbeiten unterlegt. Ich habe mir die Schweizer Beiträge dann angesehen und mich inspirieren lassen. Auffällig war: Die neue Musik ist viel fröhlicher als die Platzhalter-Musik. Das spricht für den positiven Geist, der im ganzen Film herrscht.
Sie haben für Hollywoodfilme wie «Alpha» und preisgekrönte Dokumentationen Musik geschrieben. Wie ordnen Sie «Switzerlanders» ein?
Ich bin sehr stolz auf dieses Projekt und glücklich, ein Teil davon zu sein. In den USA fehlt oft das Verständnis für anspruchsvollere oder experimentelle Werke. Umso schöner ist es, wenn man die Gelegenheit hat, bei einem solchen Film mitzuwirken. Auch wenn man «Switzerlanders» mit anderen «Life in a Day»-Versionen vergleicht, schneidet er sehr gut ab.
Wegen der Corona-Krise wird der Film digital veröffentlicht. Wie stehen Sie dazu?
Ich muss zugeben, dass ich enttäuscht bin. Meine Frau und ich hatten uns gefreut, für die Kinopremiere in die Schweiz zu kommen. Daraus wird nun leider nichts. Aber ein digitaler Release hat auch gute Seiten: Der Film kann jederzeit von überall und von jedermann gestreamt werden. Und ich kann versichern, dass «Switzerlanders» auch auf einem Tablet oder Smartphone ein Erlebnis ist.
Michael Stearns ist ein US-amerikanischer Soundtrack-Designer und Musikproduzent. Grosse Bekanntheit erlangte er durch seine Ambient-Sounds, die wie von einer anderen Welt klingen. In seiner schon Jahrzehnte andauernden Karriere untermalte er international beachtete Dokus, wichtige Hollywood-Serien und sogar Disney- und Star-Trek-Filme mit seinen Kompositionen. 20 Minuten konnte ihn nun als Komponisten für den Soundtrack von «Switzerlanders» gewinnen.
20 Minuten präsentiert das grösste gemeinschaftliche Filmprojekt der gesamten nationalen Geschichte. Mit «Switzerlanders» schafften Regisseur Michael Steiner und Produzent Stephan Anspichler ein beeindruckendes Porträt unseres Landes, das ohne das filmische Engagement der gesamten Bevölkerung nicht Realität geworden wäre. Aus allen eingereichten Beiträgen mit einer Gesamtlänge von über 1400 Stunden entstand ein Querschnitt unserer Heimat aus den verschiedensten Blickwinkeln und Sichtweisen.. Nicht immer nur positiv – aber zu 100 Prozent echt. Zusammen ergeben sie ein aussergewöhnliches filmisches Mosaik in Spielfilmlänge.
